Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
dem Kamin saß. »Ein Mädchen der dritten Klasse ganz allein nach Arlehn zu schicken? Wo auch noch der Winter vor der Tür steht!«
Lark sah kurz zu der Sprecherin und wandte sich dann wieder der Frau vor ihr zu. Aufgrund ihrer grauen Haare und der Art, wie die anderen sie ansahen, hielt Lark sie für die Älteste unter den Fliegerinnen. »Es war bedauerlicherweise notwendig, Meisterin«, erklärte Lark steif. »Ich kann das erklären …«
»Das sollten Sie auch«, fiel ihr die Pferdemeisterin ins Wort. Sie trat einen Schritt zur Seite und zeigte mit ihrer von Adern durchzogenen Hand auf den Tisch mit dem Tee. »Aber nach einem so langen Flug müssen Sie doch hungrig sein. Kommen Sie, setzen Sie sich und ruhen Sie sich aus.«
»Lasst sie erst einmal essen!«, schlug eine der anderen Frauen vor. »Schelten können wir sie auch später noch.« Die Fliegerin neben ihr kicherte, woraufhin die Frau, die ihnen gegenübersaß, sie giftig anzischte.
Die Seniorpferdemeisterin schob Lark einen Stuhl hin und nahm ebenfalls wieder Platz. Sie schenkte Tee in eine Tasse und reichte sie Lark. »Ich bin Josefiah Rose, gebunden an Zarte Rose. Das ist Katleehn Himmel, gebunden an Himmelsmaus, und ihr gegenüber – die, die Sie so finster ansieht -, das ist Mariella Rauch. Sie fliegt auf Rauchprinzessin.
Neben Ihnen sitzt unsere jüngste Fliegerin, Madeleine Sturm, sie ist an Meeressturm gebunden. Madeleine hat die Wolkenakademie erst vor ein paar Jahren verlassen. In ihr finden Sie also vielleicht eine Verbündete.« Sie verschränkte die Arme. »Denn es hört sich an, als könnten Sie eine Verbündete gut gebrauchen.«
Lark nahm einen vornehmen Schluck Tee und setzte die Tasse vorsichtig auf der Untertasse ab, obwohl sie schon wieder durstig und unglaublich hungrig war. Sie nickte Meisterin Rose zu. »Es freut mich, Sie alle kennenzulernen«, sagte sie. »Und ich bedauere, dass ich auf diese Art einfach so hier hereinplatze.«
»Machen Sie sich deshalb keine Gedanken«, erwiderte Meisterin Sturm schnell. Lark konnte deutlich sehen, dass sie die Jüngste war. Ihre Haut war noch glatt, und in ihren dunklen Haaren war keine graue Strähne zu entdecken. »Wir verzehren uns nach ein paar verbürgten Neuigkeiten aus Oc.«
»Ich denke, Sie sollten uns lieber schnellstmöglichst aufklären«, verkündete Meisterin Rauch und blickte sie finster an. Die tiefen Furchen zwischen ihren Brauen schienen wie eingemeißelt zu sein.
»Mariella hat Recht«, schaltete sich Meisterin Rose ein. »Sie müssen uns informieren, aber essen Sie erst etwas.« Sie schob einen Teller mit belegten Broten und Törtchen nach vorn. »Hier im Palast wird spät zu Abend gegessen.«
»Und es dauert ewig«, fügte Meisterin Sturm mit einem Zwinkern hinzu. »Es werden bestimmt noch Stunden vergehen, bis Sie in Ihr Bett kommen.«
»Es hat sie bisher niemand zum Abendessen eingeladen«, bemerkte Meisterin Rauch säuerlich.
Meisterin Rose drehte sich zu ihr um. »Bitte, Mariella.«
Sie hörte den harten Unterton in ihrer Stimme. »Lass das Kind essen. Du weißt doch noch, wie es war, ständig Hunger zu haben.«
Die fröhliche Madeleine lachte. »Ich bin immer noch dauernd hungrig!« Ihre Nachbarin fiel in ihr Lachen ein, die anderen blieben ernst.
Lark nickte und beschloss, dass das Essen eindeutig Vorrang hatte. Ihr Magen knurrte in freudiger Erwartung, und sie presste peinlich berührt eine Hand auf ihn. Madeleine Sturm zwinkerte ihr zu. Meisterin Rose legte zwei belegte Brote auf einen kleinen Teller aus chinesischem Porzellan und fügte mit einem Seitenblick auf Larks schlanke Taille noch zwei Törtchen dazu, die aufwendig mit Zuckerblumen dekoriert waren. Sie krönte das Festessen mit einer Rebe Weintrauben und reichte Lark den Teller.
Lark lächelte sie dankbar an und begann mit dem Obst. An der Akademie hatten sie seit Monaten keine Weintrauben mehr bekommen.
Als Lark genug gegessen hatte, ihren Magen beruhigt und den Tee ausgetrunken hatte, schenkte Meisterin Rose ihr nach und goss sich selbst noch eine Tasse ein. Sie setzte sich auf ihren Stuhl und sah Lark erwartungsvoll an. »Satt, Larkyn?«, fragte sie. »Dann fangen Sie vielleicht am besten am Anfang an. Ich schätze, Sie haben uns eine Menge zu erzählen.«
Lark holte tief Luft. Nun, wo Baron Riehs die ersten Schritte in die Wege geleitet hatte, glaubte sie offen sprechen zu können. »Als Erstes muss ich Ihnen sagen, dass ich ohne Erlaubnis hier bin. Leiterin Stern weiß nichts davon«, fing
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