Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
schimmerte schwach im grauen Morgenlicht.
»Bitte, gehen Sie, Meister Hammloh«, sagte Amelia. Ihre Stimme zitterte und sie versuchte, fester zu sprechen, als sie hinzufügte: »Ich komme schon klar.«
Für einen fürchterlichen Augenblick sah sie, dass Nikh Hammloh mit dem Gedanken spielte, seinen Degen gegen die Pistole zu erheben. Sie wusste, dass die Steinschlosspistole nur einen Schuss enthielt und dass es dauerte, sie neu zu laden, aber auch ein einziger Schuss konnte bereits großen Schaden anrichten.
Sie beugte sich herunter und versuchte Slathan abzulenken, indem sie die Zügel des Gescheckten ergriff. Er trat
einen Schritt zurück, damit sie nicht mehr an die Zügel kam, während Nikh Hammloh sein erhobenes Schwert über dem Kopf balancierte.
Slathan richtete die Pistole nun auf Amelias Brust. Er lächelte und zeigte seine Zahnstümpfe. »Leg das weg, Mann. Du kannst mich nicht aufhalten.«
»Sie machen einen fürchterlichen Fehler, Slathan!«, schrie Amelia. Sie ergriff den Sattelknauf, weil der Gescheckte mit den Hufen aufstampfte. Sie kam mit den Stiefeln nicht an die Steigbügel heran, und Knauf wie Hinterzwiesel waren hoch und hart. Sie war zwischen beiden gefangen. »Durchlaucht ist nicht so dumm, eine adelige Geisel zu misshandeln.«
»Sie meinen, so wie die Kleehs meinen Bruder misshandelt haben?«, fragte Slathan. Er riss an den Zügeln, woraufhin das Pferd versuchte auszubrechen, dabei ausrutschte, den Kopf nach oben warf und Amelia halb aus dem Sattel katapultierte. Slathan drehte sich einfach zum Weg um und ging los, wobei er das Pferd hinter sich her zog. Beere folgte ihnen ein paar Schritte, dann rannte er zu den Stallungen zurück, lief wieder auf und ab, knurrte und bellte verwirrt.
Mahagoni wieherte lang und verzweifelt. Amelia drehte sich im Sattel herum, konnte ihn jedoch nicht sehen. Slathan hatte sie gezwungen, ihn auf der Trockenkoppel stehen zu lassen. Niemand kümmerte sich um ihn. Ihr Anflug von Mut machte einer Welle von Angst Platz.
»Meister Slathan«, hob Amelia an. »Können wir nicht bitte wenigstens mein Fohlen mitnehmen? Es war noch nie von mir getrennt, und die Geflügelten Pferde …«
»Ja? Was ist mit den Geflügelten Pferden?«, zischte er über die Schulter zurück.
»Sie bekommen Panik«, erklärte sie und versuchte sich ihre eigene Panik nicht ansehen oder anhören zu lassen, doch sie konnte sich einfach nicht länger beherrschen. »Bitte … edler Herr.«
Von seinem Lächeln war nichts mehr zu sehen. »Ach, jetzt schlagen Sie einen anderen Ton an, was, Kleeh? Aber sagen Sie nicht edler Herr zu mir. Ich bin ein Arbeiter. Aber Sie wissen ja gar nicht, was es heißt, für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten.«
Er zerrte an den Zügeln, damit das Pferd schneller lief, und Amelia stieß mit dem Steißbein gegen den harten Hinterzwiesel. Sie schnappte nach Luft. »Sie irren sich, Slathan. An der Wolkenakademie arbeiten wir vom frühen Morgen bis zum späten Abend sehr hart.«
»Lesen«, sagte er verächtlich. »Fliegen. Das ist doch keine Arbeit.«
Verzweifelt erwiderte sie: »Wie kann ich Sie denn nur überzeugen?«
Er blieb stehen und wirbelte herum, wobei sein schwarzer Mantel um ihn herumwehte. »Sie wollen mich überzeugen?«
Sie schluckte, ihr Magen zog sich heftig zusammen. »Natürlich.«
»Heben Sie dann Ihren Rock für mich, feine Dame?«
Amelia starrte ihn schockiert an und bemerkte einen Augenblick später, dass ihr Mund offen stand und ihre Lippen ganz trocken waren. »Ich … Sie meinen ja sicher nicht, dass ich …«
Er trat einen Schritt auf sie zu und das Pferd scheute nervös. »Sie haben mich gefragt«, erklärte er.
»Ich hatte an Geld gedacht oder irgendeinen Gefallen von meinem Vater, etwas Vernünftiges.«
»Ich glaube, dass Mädchen, die nie mit Männern schlafen, unvernünftig sind.«
»Wir haben keine Wahl, Slathan. Das wissen Sie. Unsere Pferde …«
»Noch ein Grund, warum lieber Männer fliegen sollten«, knurrte er und drehte sich um. Er ging wieder weiter und zerrte den Gescheckten hinter sich her. Die Wachmänner starrten hinter ihnen her, tuschelten untereinander, konnten gegen Slathans Pistole jedoch nichts ausrichten.
»Wo bringen Sie mich hin?«, fragte Amelia. Mahagoni wieherte noch immer verzweifelt. Ihr war genauso ängstlich und sehnsüchtig ums Herz wie dem Fohlen. Als Slathan keine Antwort gab, sagte sie: »Es gibt Regeln für die Behandlung von Geiseln! Die Fürstentümer haben dazu Vereinbarungen
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