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Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Titel: Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanca Busquets
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Manieren hat und ein richtiger Künstler ist. Vor einiger Zeit hatte er sich sogar einmal richtig mit ihr unterhalten, und das will etwas heißen. Er hatte gefragt sie, ob sie Musik mag, genauer gesagt, alte Musik, und Dolors nickte, und da sagte Dani, dann bringe ich einmal meine Flöte mit und spiele Ihnen etwas vor, was halten Sie davon? Dolors nickte enthusiastisch. Und vor ein paar Tagen sagte Martí zu ihr, das Konzert solle noch diese Woche stattfinden, sie könne sich wirklich darauf freuen, denn Dani sei ein Virtuose, wenn er spiele, bekomme man eine Gänsehaut. Da brachte Dolors’ misstrauische Ader, auch ein Instinkt, der nicht irrt, sie auf den Gedanken, dass der verliebte Martí bei Danis Flötenspiel ja möglicherweise eine Gänsehaut bekommt, aber dass sie sich vielleicht besser ein eigenes Urteil bilden sollte. Na denn, an einem der nächsten Tage wird sich zeigen, ob ihre Zweifel berechtigt sind, wann allerdings genau, weiß sie nicht, das hat Martí ihr nicht gesagt. Doch in ihrem Alter haben die Tage ohnehin nicht mehr vierundzwanzig Stunden, sie sind kein Maß für die Zeit mehr.
    Damals wurde die Zeit hingegen immer länger. Du rauchst jetzt also. Eduards Bemerkung war eher eine Feststellung als eine Frage, denn irgendwann hatte Dolors, nervös, wie sie war, begonnen, auch zu Hause zu rauchen. Ein Ja ihrerseits, und der Gatte schien zu bereuen, es überhaupt erwähnt zu haben, mich stört das nicht, beteuerte er, damit habe ich kein Problem. Einen Niesanfall bekomme ich nur vom Staub, aber ich glaube nicht, dass das eine Allergie ist, das habe ich nur, wenn ich den Boden fege und Staub wische. Dolors sah ihn verstohlen an, er wirkte viel älter, als ertatsächlich war, aber wenigstens redete er jetzt. Lange Zeit hatte er keinen Ton mehr gesagt, doch Dolors wusste, dass er heimlich bittere Tränen vergossen hatte, als ihm bewusst geworden war, dass er in seinem Alter keine Arbeit mehr finden würde. Folglich hatte er beschlossen, Hausmann zu sein, und sie hatte nur noch Verachtung für ihn. Dass er ihr jetzt von seiner juckenden Nase erzählte, das hatte ihr gerade noch gefehlt. Einem Jucken, das seiner Ansicht nach nicht allergisch war.
    Doch halt, das war es, die Allergie! Plötzlich erinnerte sich Dolors wieder an Eduards Reaktion auf dieses Antibiotikum, das ihn um ein Haar unter die Erde gebracht hatte. Grauenhaft   … genau, grauenhaft, aber das war es! Warum war ihr das nicht schon früher eingefallen? Das war der Ausgangspunkt für das perfekte Verbrechen: seine Allergie gegen Penizillin und bestimmte Antibiotika. Der Arzt hatte gesagt, wenn das noch einmal vorkommt, geht es um Leben und Tod. Sehr gut, also würde es wie zufällig noch einmal vorkommen   … und niemand wäre da, der sich beeilen könnte, wenn es um Leben und Tod ginge. Phantastisch!, platzte es da unbewusst aus ihr heraus. Was ist phantastisch?, fragte Eduard verdutzt. Ach, erwiderte Dolors, nur das mit dem Staub, dass du nur niesen musst, wenn du ihn in die Nase bekommst   … Versuch es einmal mit diesen Wischern, die man nicht hochheben muss, die den Staub nur ziehen.
    Wie geht es dir?, fragte Teresa jedes Mal, wenn sie sich trafen. Sie erkundigte sich nie nach ihrem Vater, von ihm wollte sie nichts wissen. Eduard hingegen wollte hören, was Teresa so machte, er wollte, dass sie zu ihnen zurückkam. Was ich getan habe, tut mir leid, Dolors, bekannte ereines Tages mit dem Besen in der Hand. Er war ein Bild des Jammers, was für ein erbärmlicher Mann. Im Café hatte Dolors Teresa wieder einmal gebeten, nach Hause zu kommen, ihr Vater wünsche es sich, und ihre Tochter, die ihr Studium bereits abgeschlossen hatte und gerade anfing, sich ernsthaft mit der Politik zu befassen, hatte es ihr wieder einmal abgeschlagen, ach, Mama, ich bin erwachsen, ich lebe mein eigenes Leben. Außerdem, Teresa hielt einen Moment inne, beugte sich über den Tisch und sah ihre Mutter an, er hat mich rausgeworfen, nicht du. Und er hat nie wieder ein Wort mit mir gesprochen.
    Teresa wünschte sich also, dass ihr Vater selbst zu ihr kam, dass er von seinem hohen Ross herabstieg und sich noch mehr erniedrigte. Das fehlte gerade noch, Dolors konnte sich nicht vorstellen, wie der gebeugte Eduard loszog, um Teresa zu sagen, verzeih mir, Kind, ich habe einen Fehler gemacht.
    Sie konnte es sich nicht vorstellen, aber genau das geschah. Natürlich nicht wegen Teresa, denn Eduard war sicher ganz zufrieden, dass er sie sich vom Hals geschafft hatte.

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