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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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die Jahreszeit ungewöhnlich warme Sonne verpasste Vics Haar eine goldene Glasur. Der Tag hatte sich doch noch ein wenig aufgehellt, und es roch nach Holzkohle und verbrannten Blättern. Der Fluss glänzte kobaltblau in der Ferne.
    »Tut mir leid, dass du all das mitbekommen musstest«, entschuldigte sich Aubrey. »Meine Schwestern und ich … Es ist nicht ganz einfach.«
    »Familien sind nicht einfach. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.«
    »Gehst du zu Fuß nach Hause?«, fragte sie. Er wohnte ein paar Häuserblocks entfernt in seinem eigenen kleinenZweifamilienhaus, von dem er einen Teil an seine Schwester vermietet hatte. Das wusste sie, aber sie war noch nie dort gewesen.
    »Ja. Könntest du einen Spaziergang gebrauchen?«
    Er reichte ihr seinen Arm, und sie ergriff ihn. Er machte es ihr so einfach.
    Sie gingen die alte Straße hinunter, auf der man Möwengeschrei und Reifenquietschen hörte und wo es nach frischer Luft und Weichspüler roch. Für andere Einwohner Tarrytowns, die alten Familien, die ganz oben auf dem Kamm ebenso wie am oberen Ende der Einkommensskala lebten, war Tappan Square bloß einen heftigen Windstoß entfernt davon, Bauschutt zu sein. Doch Aubrey wusste, dass eine Wohngegend nicht gleich schlecht war, nur weil sie sich ein bisschen kantig zeigte.
    Alle Bewohner von Tappan Square waren auf die eine oder andere Weise Außenseiter: Künstler und Studenten und Umherziehende, die bereit waren, bis an ihre Grenzen zu gehen. Menschen mit emotionalen oder geistigen Beeinträchtigungen – oder einer harmlosen Schrulle, die sie »ein bisschen anders« machte. Einwanderer aus aller Herren Länder, von denen manche an allen Ecken sparten und kaum öffentlich in Erscheinung traten und andere mit Träumen so groß wie ein Königreich. Sie alle bewegten sich am Rand der Gesellschaft, gefangen in einem Strudel jenseits des Mainstreams.
    Steve Halpern und seine Kumpane behaupteten, die Horseman Woods Commons würden eine »großartige Verbesserung« gegenüber Tappan Square darstellen. Während Tappan Square ein Flickenteppich aus nicht zusammenpassenden Häusern längst vergangener Dekaden war, würden die Horseman Commons ein supereleganter Komplex aus Backstein und Glas werden, mit einer neoklassizistischen Säule hier und einem Oberlicht dort als Hommage an die Vergangenheit. Die unteren Ebenen der Commonswürden Platz für exklusive Friseursalons, Boutiquen, ein Café und sogar ein paar Neuheiten für Touristen bieten, darunter das Kopfloser-Reiter-Museum der Kuriositäten und Legenden. In den drei oberen Stockwerken des Einkaufszentrums würden Luxuswohnungen für Senioren entstehen. Die Rentner würden eine große Bereicherung für Tarrytown darstellen, da waren sich alle einig. Sie wären in ihren Wohnungen so pflegeleicht wie Hamster in Käfigen. Sie brächten eine Menge verfügbares Einkommen mit und machten nur wenig Ärger (bei den derzeitigen Bewohnern Tappan Squares war es genau andersherum).
    Aubrey hatte sich aktiv an allen Versuchen beteiligt, Horseman Woods Commons zu verhindern – sie hatte Briefe geschrieben und im Hintergrund Kampagnen organisiert. Sie war jedoch nie öffentlich in Erscheinung getreten. Es lag ihr nicht, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mariah dagegen wäre vor die Planierraupen gesprungen und hätte dabei geschrien: Nur über meine Leiche! Mariah war die mit dem selbstgebastelten Stoppschild und dem Megaphon in der Hand; Aubrey hielt diese nur für sie, wenn Mariah ihre Arme gerade für etwas anderes brauchte.
    »Worüber denkst du nach?«, fragte Vic.
    »Über diesen Ort.« Sie kickte eine Getränkedose fort, die auf dem Bürgersteig zertreten worden war. »Was er bedeutet.«
    »Deine Schwestern können dich nicht zum Gehen zwingen, wenn du das nicht willst. Du kannst hierbleiben.«
    »Aber für wie lange? Bis Steve Halpern entscheidet, dass ich gehen muss? Dass wir alle gehen müssen? Wenn wir ihnen unsere Grundstücke nicht verkaufen, werden sie sie sich trotzdem nehmen.«
    »Aber wir kämpfen dagegen. Und wir werden gewinnen.« Vic ging so langsam, als schlenderten sie gemächlicham Fluss entlang und liefen nicht durch die gepflasterte Hitze von Tappan Square. Er hielt den Arm wie ein Gentleman gebeugt und trug darin das Gewicht ihrer Hand. Warum war sie in seiner Gegenwart je so sprachlos gewesen?, dachte sie. Als ihre Schwester sie gerade eben angegriffen hatte, hatte Vic sie unterstützt. Angesichts von Mariahs Tod und der Änderung ihres Letzten

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