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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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denken.
    Bitty stand auf und streckte bestimmt den Arm in Vics Richtung aus. Sie öffnete den Mund, und es hörte sich bloß so an, als würde sie eine Frage stellen. »Kann ich das mal sehen?«
    »Sicher.«
    Sie las im Stehen, schweigend und mit gerunzelter Stirn. Meggie rückte näher, um Bitty über die Schulter zu sehen. Von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, hätte sie auch der Schatten ihrer Schwester sein können.
    »Ich versteh’s nicht«, meinte Nessa. »Was heißt das denn?«
    Carson seufzte mit der Würde eines fünfzigjährigen Mannes. »Das heißt, sie können das Haus nur alle zusammen an jemand anderes verkaufen, oder sie müssen es alle zusammen behalten und gemeinsam darin leben.«
    »Das stimmt doch gar nicht«, entgegnete Nessa. »TanteAubrey kann hierbleiben, auch wenn Mom und Tante Meggie es nicht verkaufen wollen. Oder? Oder, Mom?«
    »Das könnte sie«, mischte Vic sich ein. »Aber das war nicht das, was Mariah wollte.«
    »Na – und? Erwartet sie, dass wir alle hierbleiben? Als könnte sie noch aus dem Grab heraus bis ins kleinste Detail über unser Leben bestimmen?«, warf Meggie ein.
    Bitty wedelte mit Mariahs Brief in der Luft. »Ich kann es nicht glauben. Das ist ja lächerlich.«
    Aubrey nahm sich zusammen und unterdrückte all ihren Schmerz und ihre Zweifel, ob sie die Strickerei womöglich nicht verdiente, ob sie ihre Tante irgendwie beleidigt hatte, ob sie es einfach nicht wert war. Seit ihrer Jugend wurde ihr erzählt, die Strickerei habe sie erwählt und sie würde sie eines Tages besitzen. Dass Mariah die Gesetze der Außenwelt mit denen der Strickerei vermischte, kam ihr geradezu wie ein Sakrileg vor. Aubrey fühlte sich, als hätte man ihr nicht nur den Teppich, sondern gleich den ganzen Boden unter den Füßen weggezogen.
    Doch sie riss sich zusammen.
    »Nessa hat recht«, erklärte sie ihren Schwestern. »Ehrlich, damit verändert sich gar nichts. Nach der Beerdigung könnt ihr beide wieder nach Hause gehen, und ich bleibe hier. Wie immer. Und wenn ich sterbe, können wir drei es der nächsten« – sie warf Vic einen Blick zu, da sie nicht wusste, wie viel Mariah ihm erzählt hatte – »Person vermachen. So einfach ist das.«
    Im Zimmer herrschte für einen Augenblick Stille.
    »Ganz so einfach ist es nicht«, entgegnete Meggie.
    Bitty legte den Brief auf den Wohnzimmertisch.
    Aubrey bemerkte, wie ihre Schwestern sich ansahen, und das Herz begann ihr so laut in der Brust zu schlagen, dass sie sich fragte, ob Vic es hören konnte. Sie wappnete sich innerlich. »Wollt ihr etwa sagen, dass ihr die Strickerei tatsächlich verkaufen würdet?«
    Ihre Schwestern schwiegen.
    Aubrey richtete sich auf. »Das hat Mariah nicht gewollt.«
    »Mariah wollte, dass du glücklich bist«, widersprach Meggie sanft. »Sie bittet uns, auf dich aufzupassen. Das ist es, was sie sagt.«
    »Und das wollen wir auch«, fügte Bitty hinzu.
    Vic räusperte sich. »Entschuldigt. Aber … Ich glaube, ich sollte jetzt vielleicht besser gehen.«
    »Geh nicht«, bat Aubrey und streckte zu ihrer Bestürzung blitzschnell die Hand nach ihm aus, um sie sofort wieder zurückzuziehen. »Also, du musst natürlich nicht bleiben. Aber du kannst, wenn du willst.«
    Er sah sie fest an. »Ich bleibe, solange du mich brauchst.«
    Meggie lenkte ihre Aufmerksamkeit von ihm weg. »Aubrey, wir wollen dich nicht angreifen. Es soll nicht so klingen, als würden wir uns gegen dich verbünden. Aber du kannst nicht hierbleiben. Es war kaum noch okay, dass du hier mit Mariah zusammen gewohnt hast. Aber jetzt ist es absolut nicht mehr okay.«
    »Sagt wer?«
    »Es ist nicht gesund, dass du die ganze Zeit allein bist«, fuhr Meggie fort. »Die Strickerei hält dich geradezu gefangen.«
    »Und soll das Haus nicht sowieso abgerissen werden?«, fragte Bitty.
    »Das gilt für die ganze Nachbarschaft«, erklärte Vic. »Um Platz für das Einkaufszentrum zu schaffen.«
    Bittys Stimme wurde sanft. »Das tut mir leid. Wirklich. Aber deshalb sollte Aubrey auf jeden Fall bedenken, dass sie die Strickerei selbst dann verlieren könnte, wenn sie sich noch so sehr daran klammert.«
    »Nein!«, rief Aubrey. »Mariah ist keine Woche tot, und schon wollt ihr alles verkaufen, was sie je besessen hat.« Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und versuchte,ihren Zorn zu bändigen. »Geht es … geht es dabei um Geld? Ich meine – wenn es das ist, dann lasst uns darüber reden. Wir werden schon eine Lösung finden.«
    »So dringend brauche ich kein

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