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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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und misstrauisch, und diejenigen, die sie liebte, mussten sich oft ziemlich verbiegen, um ihr nahebleiben zu können. Man musste ihr vieles vergeben, zugleich war sie aber auch die Freundin, die am schnellsten vergab.
    Meggie hatte sie über alles geliebt. Doch nachdem ihr Highschool-Abschlusszeugnis in der Strickerei angekommen war, hatte Meggie Tori genauso verlassen, wie alle anderen in Tarrytown – ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, dass sie weggehe.
    Sie rutschte auf dem Sitz vor. Sie konnte durch die Menge hindurch nicht erkennen, ob Tori sich unter den Spielerinnen befand. Vielleicht hatte sie Roller Derby längst aufgegeben. Vielleicht würde Meggie sie nie wiedersehen. Und vielleicht war es auch besser so. Toris Bereitschaft, ihrer schäbigen Freundin zu verzeihen, hatte womöglich ein Verfallsdatum – eines, das Meggie bereits vor Jahren überschritten hatte. Tori hatte jedes Recht, wütend zu sein.
    Der Wettkampf begann, die Teams wurden angekündigt. Meggie spürte den Stimmungsumschwung – der Nervenkitzel von Geschwindigkeit und Gewalt lag in der Luft. Das Gästeteam der Hotlanta Howlers wurde seinem Namen mehr als gerecht: Sie zogen auf ihren Rollschuhen so lächerlich sexy ihre Kreise, dass ihre Wirkung eher komisch als erotisch war. Doch hinter all der guten Laune, die sie verbreiteten, versteckten sich respekteinflößende Gegnerinnen mit durchtrainierten Armen, muskulösenBeinen und herausforderndem Blick. Das Team der Dutchesses trat in Schwarz und Neongrün an, einige von ihnen mit selbstgebastelten Reifröcken um die Hüfte, andere mit eindrucksvollen Neon-Haartollen. Meggie hatte immer ein Schultertuch und einen kleinen grünen Fächer gehabt. Die Dutchesses machten einen Knicks vor dem Publikum, spitzten die Lippen und streckten das Hinterteil aus, während sie den kleinen Finger in die Luft streckten – eine Anspielung auf die Vornehmheit der New Yorker. In wenigen Augenblicken würden sie ihre Gegnerinnen anrempeln und umschubsen und hin und wieder ein »versehentliches« Foul begehen.
    Meggie sah von ihrem Platz aus zu, wie die Rollergirls auf der Bahn ihre Runden drehten. Es war ein Schock, als sie feststellte, dass sie Tori die ganze Zeit, während sie nach ihr Ausschau gehalten hatte, im Blick gehabt hatte – ohne sie zu erkennen. Tori trug ihr Haar nun in bunten Dreads und hatte abgenommen, seit Meggie sie das letzte Mal gesehen hatte – und dennoch fühlte Meggie sich entsetzlich, weil sie sie nicht gleich erkannt hatte. Ihre Füße erschienen ihr plötzlich so schwer, als würde sie Rollschuhe aus Blei tragen.
    Nach dem Wettkampf – Hotlanta hatte verloren – blieb Meggie sitzen. Sie war froh, dass das andere Team eine Niederlage erlitten hatte; Hotlanta war ein brutaler Rivale. Einmal, als sie noch auf der Highschool war, hatte Meggie Aubrey gebeten, Schweißbänder für ihr gesamtes Team zu stricken, weil sie Hotlanta so sehr verachtete, dass sie sich für den bevorstehenden Wettkampf gegen sie einen Zu-null-Sieg wünschte. Sie hatte dafür ihre drei Lieblingssommerkleider, ihr Poster von James Dean in … denn sie wissen nicht, was sie tun und – um sicherzugehen – auch noch ihr Kissen eingetauscht, das unersetzliche alte Kissen, das das einzige war, auf dem sie gut schlafen konnte. Aubrey hatte protestiert, dass es nicht fair sei und Meggiesie zum Schummeln aufforderte. Doch wie üblich gab Aubrey irgendwann nach.
    In jenem Jahr besiegten die Dutchesses Hotlanta nicht nur, sie machten sie platt. Die Hotlanta-Mädchen traten die Heimreise mit verstauchten Handgelenken, gebrochenen Fingern und mit Knien an, die fortan an jedem regnerischen Tag schmerzen würden. Meggie hatte sich tatsächlich ein bisschen schlecht gefühlt.
    Nun schaute sie voller Neid zu, wie ihre alten Teamkolleginnen sich gegenseitig beglückwünschten und Klapse auf Helme und Hintern verteilten. Sie hatten Hotlanta ohne Zauberei, überhaupt ohne jegliche Hilfe von Meggie besiegt. Und sie wussten immer noch nicht, dass sie da war. Sie war nicht allzu überrascht, dass niemand sie erkannte, da ihr Aussehen sich alle paar Monate änderte. Das Konstanteste an ihr war, wie sehr und wie oft sie sich veränderte.
    Die Tribünen leerten sich. Die Menge strömte durch die offenen Flügeltüren hinaus. Der Mann, der Popcorn und Getränke verkaufte, packte zusammen. Ich warte noch eine Minute, dann gehe ich rüber und sage hallo, beschloss Meggie.
    Doch noch bevor sie sich von ihrem Platz erhoben

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