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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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Fingern das Lenkrad und blickte das Armaturenbrett finster an. »Ich würde gern mit dir ausgehen.«
    Sie hörte das Prasseln der Regentropfen. »Wie … bei einem Date?«
    »Ich wollte dich schon vor Wochen fragen, aber ich hatte immer das Gefühl, dass du mir aus dem Weg gehst. Ich hoffe, damit lag ich falsch.«
    »Oh. Natürlich nicht«, murmelte sie.
    Er zuckte die Achseln, warf ihr einen Blick zu und lächelte unsicher. »Na ja, ich dachte, Fragen kostet nichts.«
    »Nein – ich meine, natürlich bin ich dir nicht aus dem Weg gegangen. Entschuldige.«
    »Oh.« Nun sah er sie direkt an. Das Licht der Straßenlaterne fiel durch die Windschutzscheibe und verlieh seinem Gesicht einen goldenen Schimmer, während die Schatten der Regentropfen seine Wangen mit Sommersprossen überzogen. In seinen Augen blitzte neue Hoffnung auf. »Also? Willst du mit mir ausgehen?«
    »Ja«, sagte sie. »Das würde ich sehr gern. Danke.«
    »Morgen? Um halb sieben?«
    »Klar. Was soll ich … wie soll ich mich anziehen? Ist es etwas, ähm, Förmliches?«
    »Ich weiß nicht. Etwas Hübsches vielleicht?«
    »Wohin gehen wir denn?«
    Er grinste. »Das ist eine Überraschung.«
    »Dann improvisieren wir also?«
    Er lachte. »Bei wichtigen Dingen improvisiere ich nicht. Ich habe schon Karten besorgt.«
    »Und was hättest du gemacht, wenn ich nein gesagt hätte?«
    »Ich habe gehofft, dass du das nicht tun würdest«, erwiderte er.
    Er öffnete die Türverriegelung, und das Klicken in der Dunkelheit ließ Aubrey beinahe zusammenzucken. Sie hatte das Gefühl, dass noch etwas fehlte, und warf ihm einen Blick zu. Aber was blieb noch zu tun? Eine freundschaftliche Umarmung? Ein Händedruck? Ein Kuss auf die Wange oder – sie wagte es kaum zu denken – auf den Mund? Sie wusste, was sie gerade tat: Zeit schinden. Sie wollte noch einen weiteren Augenblick mit ihm im Wagen sitzen, den Regen noch auf das Dach prasseln hören, während die Scheibenwischer ihre Gummiarme über die Windschutzscheibe rutschen ließen und die Luft von zweiMenschen auf so engem Raum warm und feucht wurde. Sie wollte noch einen Moment dort verbringen, in der Sicherheit und Ungestörtheit seines Wagens, bevor sie sich zurück in das Minenfeld der Strickerei begab. Sie regte sich nicht, atmete nicht – sie hätte ihr Herz zum Stillstehen gebracht, wenn sie es gekonnt hätte. Er sah sie an. Er spürte es auch. Noch eine Minute länger, um zu sehen, wie weit eine Minute reichen würde.
    Doch – es wurde Zeit. Sie öffnete die Tür und beugte sich vor, um einen Fuß auf dem Bürgersteig abzusetzen.
    »Aubrey?«
    Sie hielt inne. »Was?«
    »Ich hätte für dich gestimmt.«
    Sie betrachtete ihn – sein langes, schmales Gesicht, seine kräftigen Brauen und seine Augen, die im Schein der Straßenlaterne glitzerten wie Geldstücke in einem Brunnen.
    Sie lächelte und trat hinaus in den Regen.

Kapitel 11
    Schneide die Steekmaschen auf
    »Tarrytown ist nicht unheimlich«, erklärte Bitty ihren Kindern. Sie deckte die beiden fest zu, brachte Nessa eine Extradecke, weil die zugigen alten Fenster der Strickerei jeden kalten Windstoß hereinließen, und Carson ein Glas Wasser, weil er nachts immer durstig war. Sie setzte sich auf sein Bett. »Tarrytown ist eine normale alte Kleinstadt wie jede andere auch.«
    Carson schüttelte den Kopf. »Es ist anders hier. Unheimlich. Selbst der Sonnenuntergang ist unheimlich.«
    Bitty strich sein feines blondes Haar zurück. Als Aubrey an diesem Abend zu ihrer Versammlung aufgebrochen war, ging die Sonne gerade in völlig übertriebenen Farben unter – lila vermischt mit einem Farbton wie eine frisch ausgepresste Blutorange. Die Bäume verdunkelten sich zu grotesken Silhouetten, als wären sie in fürchterlichen Todesqualen eingefroren und streckten noch ihre Arme gen Himmel, während sie in die Hölle hinabgezogen wurden. Bitty war sicher, dass zumindest ein Teil der Sagen dieser Gegend durch ein Übermaß an Sonnenuntergängen, Zeit und freiem Himmel entstanden war.
    »Hier kann euch nichts passieren«, versicherte sie ihrem Sohn.
    »Und wenn doch?«
    »Ich werde es nicht zulassen.«
    »Aber was ist mit dem Reiter?«
    Bitty zögerte kurz, was sie aber zu überspielen versuchte. »Es gibt keinen Reiter.«
    »Doch, den gibt es.«
    »Nein …«
    »Wieso gibt es dann so viele Filme, in denen er Leute umbringt und so?«
    »Das sind nur Geschichten. Manchmal erzählen sich die Leute gern Geschichten, um sich zum Spaß Angst einzujagen.«
    »Wie

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