Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
Vom Netzwerk:
gesprochen.
    Monique hielt ihr den Müsliriegel direkt unter die Nase. »Kommen Sie schon, einen Bissen. Sie müssen etwas zu sich nehmen.«
    Ihre Stimme war sanft, aber bestimmt. Elizabeth kapitulierte und knabberte an einer Ecke des Riegels. David war beeindruckt, wie geschickt Monique mit der Situation fertig wurde. Es war klar, dass sie einige Erfahrung im Umgang mit Drogensüchtigen hatte.
    Elizabeth nahm noch einen Bissen von dem Müsliriegel, dann setzte sie sich im Bett auf, damit sie ein wenig Wasser aus einem Styroporbecher trinken konnte, den Monique ihr an die Lippen hielt. Innerhalb von Sekunden aß sie heißhungrig, schob sich den Riegel in den Mund und klaubte die Krümel auf, die auf die Bettlaken fielen. Und sie hielt die ganze Zeit den Blick auf Michael gerichtet, starrte wie gebannt auf den Teenager, während ihr Unterkiefer sich auf und ab bewegte. Als sie den Riegel vertilgt hatte, wischte sie sich den Mund mit dem Handrücken ab und zeigte auf ihren Sohn. »Ich kann es nicht glauben. Er ist so groß geworden.«
    Monique nickte. »Er ist ein gut aussehender junger Mann.«
    »Als ich ihn zum letzten Mal gesehen habe, war er erst dreizehn. Er ging mir kaum bis zu den Schultern.«
    »Dann hat Ihr Vater ihn nie zu einem Besuch hierhergebracht?«
    Der wilde, finstere Ausdruck trat wieder auf Elizabeths
Gesicht. »Der Schwanzlutscher hat mir nicht mal Bilder geschickt. Ich hab ihn einmal im Jahr, an Michaels Geburtstag, per R-Gespräch angerufen, aber das blöde Arschloch wollte meine Anrufe nicht annehmen.«
    »Das tut mir so leid.« Monique biss sich auf die Unterlippe. Sie machte einen echt traurigen Eindruck. »Ich wusste nicht …«
    »Also ist der Scheißkerl tot? Er hat zu mir gesagt, ich würde Michael niemals wiedersehen, solange er noch am Leben ist.«
    Monique warf einen Blick auf David, als wüsste sie nicht genau, was sie antworten sollte. Er trat weg vom Fenster und näherte sich dem Bett. »Ihr Vater ist nicht tot, aber er liegt im Krankenhaus. Er hat uns gesagt, wir sollten Michael hierherbringen, weil er nicht wollte, dass er in eine Anstalt kommt.«
    Elizabeth sah ihn misstrauisch an. »Das klingt gar nicht nach meinem Vater. Und warum liegt er im Krankenhaus?«
    »Am besten beginnen wir am Anfang, okay? Ich war mal ein Student bei einem Freund Ihres Vaters, Hans Kleinman. Sie erinnern sich an ihn, nicht wahr?«
    Sie nickte, und ihre Miene entspannte sich ein bisschen. »Klar kenne ich Hans. Er ist mein Patenonkel. Außerdem ist er der einzige Mensch auf der Welt, den mein Vater mehr hasst als mich.«
    »Wie bitte?«, fragte David irritiert. »Ihr Vater hat Dr. Kleinman nicht gehasst. Sie waren enge Kollegen. Sie haben viele Jahre lang zusammengearbeitet.«
    Elizabeth schüttelte den Kopf. »Mein Vater hasst ihn, weil Hans klüger ist als er. Und weil Hans in meine Mutter verliebt war.«
    David musterte ihr Gesicht, weil er festzustellen versuchte, ob sie ihn auf den Arm nehmen wollte. »Ich kannte Dr. Kleinman sehr gut, und ich kann kaum glauben, dass …«

    »Ob Sie mir glauben oder nicht, ist mir scheißegal. Ich weiß nur, dass ich Hans auf dem Begräbnis meiner Mutter gesehen habe, und er hat geheult wie ein Baby. Auf der Vorderseite seines Hemds waren lauter kleine feuchte Flecken.«
    Er versuchte sich das vorzustellen, wie sein alter Lehrer an Hannah Guptas Grab weinte. Es kam ihm so unwahrscheinlich vor. Dann verbannte David das Bild aus seinem Kopf. Dafür war jetzt keine Zeit. Komm schon zur Sache. »Ihr Vater hat uns erzählt, dass Dr. Kleinman vor ein paar Jahren nach Columbus gekommen ist. Er hat versucht, Ihnen dabei zu helfen, clean zu werden, stimmt’s?«
    Ein verlegener Ausdruck trat auf ihr Gesicht. Sie schaute nach unten auf die Bettdecke. »Ja, er hat mir einen Job in Benning besorgt, bei dem ich für einen General das Telefon bedient habe. Und er hat auch ein Apartment für mich gefunden. Aber ich habe Mist gebaut.«
    »Nun ja, deshalb sind wir hier, Beth. Sehen Sie, Dr. Kleinman ist vor ein paar Tagen gestorben, aber er hat eine …«
    »Hans ist tot?« Sie setzte sich kerzengerade im Bett auf. »Was ist passiert?«
    »Ich kann jetzt nicht ins Detail gehen, aber er hat eine Nachricht hinterlassen, mit der er zum Ausdruck brachte, dass er …«
    »Herr im Himmel«, murmelte sie und hob die Hand zur Stirn. »Verdammt noch mal!«
    Sie packte mit der Hand ein Haarbüschel und riss daran. Monique beugte sich näher zu ihr und klopfte ihr beruhigend auf den Rücken.

Weitere Kostenlose Bücher