Die Würfel Gottes
sie Harlan, einen kleinen, dicken, bärtigen Mann mit einem T-Shirt, auf dem stand: ICH GEBE REITSTUNDEN AUF MEINEM SCHNURRBART.
Er nickte hektisch. Auf seinem Barhocker an der Theke sah er aus wie ein verlebter Zwerg, der auf einem Pilz saß. »Ich möchte Ihnen helfen, okay? Aber wie ich schon sagte, ich weiß nicht, wo Beth ist. Sie arbeitet nur hier, das ist alles. Was sie in ihrer Freizeit macht, davon hab ich absolut keine Ahnung.«
Harlan stand offenbar unter Drogen. Er redete ohne Punkt und Komma und stank wie ein Umkleideraum. Lucille runzelte die Stirn. Sie verabscheute Drogensüchtige. »Nicht so schnell, Bubba. Hat Beth irgendwelche Freundinnen hier in der Stadt?«
Er zeigte auf die neben der Theke aufgereihten Tänzerinnen, die in ihren Tangahöschen sichtlich froren. »Klar, die Mädchen sind alle miteinander befreundet. Reden Sie mit Amber oder Britney. Vielleicht wissen sie, wo Beth ist.«
»Hat sie sonst keine Freundinnen? Außer den Mädchen, für die Sie den Zuhälter machen, meine ich?«
»Verdammt, ich bin kein Zuhälter! Ich bin nur …«
»Erzählen Sie mir keinen Scheiß, Harlan. Und denken Sie ein bisschen flotter, sonst …«
»Okay, Okay!« Neue Schweißperlen traten auf seine Stirn. Wie alle Süchtigen gab er schnell auf. »Es gibt ein Mädchen namens Sheila, eine echt hochnäsige Ziege. Sie ist einmal hier reingekommen, um mir die Hölle heiß zu machen. Sie hat mal mit Beth zusammen in der Kaserne gearbeitet.«
Das war Lucille neu. Die einzige Information, die sie von den Agenten aus Atlanta bekommen hatte, war Elizabeth Guptas Vorstrafenregister gewesen. »Beth hatte einen Job in Fort Benning?«
»Ja, bevor sie hierherkam. Irgendwas mit Computern, hat sie gesagt. Ein Verwandter hatte ihr den Job besorgt, aber es hat nicht funktioniert.«
Lucille dachte an den zertrümmerten Computer, den sie in der Hütte in West Virginia gesehen hatte. Die Verdächtigen folgten einer digitalen Spur, und was ihr nächstes Ziel anging, hatte sie so eine Ahnung.
Sie wandte sich zu Agent Crawford um, der wie immer hinter ihr stand. »Geben Sie mir den Kommandanten von Benning«, befahl sie. »Und Colonel Tarkington, diesen Blödmann.«
Das Erste, was David sah, waren die Sprungtürme, drei hohe Spitzen, die über die Kasernen und die Verwaltungsgebäude von Fort Benning aufragten. Sie sahen aus wie der berühmte Fallschirmsprung in Coney Island, die Jahrmarktsattraktion, die Jahrzehnte zuvor geschlossen worden war, aber diese Türme hier wurden immer noch stark in Anspruch genommen. Fallschirmjäger sprangen von oben herab und schwebten wie Samen von einer riesigen Stahlblume zu Boden.
Sergeant Mannheimer wies Graddick an, den Kombi hinter einem weitläufigen gelben Gebäude zu parken, das Infantry
Hall hieß. Die Abteilung für Virtuelle Kampf-Simulation war im Westflügel des Gebäudes untergebracht. David hatte sich eine Geschichte ausgedacht, die erklärte, warum sie dorthin gehen mussten – Monique hatte einen jüngeren Bruder in der Grundausbildung, der unter Angstzuständen litt und mit jemandem in Ruhe sprechen musste und so weiter und so fort. Es war klar, dass Mannheimer kein Wort davon glaubte, aber erfreulicherweise schien es ihm egal zu sein. Er war so begierig auf seine Gratisnummer, dass er nur daran interessiert war, ein leeres Zimmer zu finden, wo er es Elizabeth besorgen konnte. Er zog sie aus dem Wagen und führte sie zum Hintereingang des Gebäudes.
Monique, David und Michael stiegen ebenfalls aus. Graddick blieb hinter dem Lenkrad sitzen und schaute sie besorgt an. »Was ist los, Bruder?«
David legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Bleiben Sie einfach hier sitzen, bis wir wieder rauskommen. Wir bleiben nur ein paar Minuten. Dann werden wir an Elizabeths Seele arbeiten, okay?«
Graddick nickte. Monique und David nahmen Michael zwischen sich und sie beeilten sich, Elizabeth und Mannheimer wieder einzuholen. David wäre es lieber gewesen, sie hätten den Jungen im Auto lassen können; es war abstoßend, mit welcher Selbstverständlichkeit sie ihrem Beruf direkt vor seinen Augen nachging. Aber Michael war der Einzige, der wusste, wie man Warfighter spielte.
Sie eilten durch den Eingang und die Treppen in den zweiten Stock hoch. Elizabeth und der Sergeant blieben vor einer nicht gekennzeichneten Tür am Ende eines verlassenen Flurs stehen. Mannheimer begann in den Taschen seines Arbeitsanzugs zu wühlen. »Du bist also sicher, dass es da drin eine Couch
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