Die Würfel Gottes
mir unten in Lubbock hat eine Brennerei. Er hat eine Spezialerlaubnis vom ATF, damit alles seine Richtigkeit hat. Möchten Sie ein Schlückchen probieren?«
»Nein, danke.«
»Ah ja, richtig, ich vergaß.« Sie steckte den Flachmann in ihr Jackett zurück. »Sie rühren das Zeug ja nie an, nicht wahr? Wegen Ihrem Daddy, stimmt’s?«
David wurde steif auf seinem Stuhl. Einige seiner Freunde und Kollegen wussten, dass er vor langer Zeit dem Trinken abgeschworen hatte, aber nur seine Exfrau und ein paar
seiner ältesten Kumpel wussten, warum. Und jetzt hatte Lucille es ganz beiläufig erwähnt. »Was ist hier los?«, wollte er wissen.
»Bleiben Sie locker, Schätzchen. Es steht in Ihrer Akte.« Sie griff in eine sperrige Handtasche, die an der Rückenlehne ihres Stuhls hing, und zog zwei Aktenordner heraus, einen dicken und einen dünnen. Sie setzte ihre Lesebrille auf und öffnete den dünnen Ordner. »Mal sehen, Familiengeschichte. Name des Vaters: John Swift. Profiboxer von 1968 bis 1974. Spitzname: The Two-fisted Terror. Hey, der ist gut.«
David sagte nichts dazu. Im Ring war sein Vater diesem Spitznamen nie gerecht geworden. Die einzigen Menschen, die er erfolgreich terrorisiert hatte, waren die Mitglieder seiner Familie gewesen.
Lucille überflog die Seite, bis sie unten ankam. »Gesamtbilanz: vier Kämpfe gewonnen, sechzehn verloren. Wurde 1975 als Busfahrer für die Metropolitan Transit Authority eingestellt. 1979 entlassen nach einer Verhaftung wegen Trunkenheit am Steuer. 1981 wegen schwerer Körperverletzung zu drei Jahren Zuchthaus in Ossining verurteilt.« Sie schloss den Ordner und schaute David in die Augen. »Das tut mir leid. Es muss schrecklich gewesen sein.«
Clever, dachte er. Es war vermutlich eine Standardtechnik, die das FBI an seiner Academy lehrte. Dem Gegenüber zunächst zeigen, dass man seine Geheimnisse bereits kannte. Und dann zum entscheidenden Schlag ausholen. »Keine schlechte Leistung Ihrer Forschungsabteilung«, bemerkte David. »Haben Sie den ganzen Kram innerhalb der letzten halben Stunde ausgegraben?«
»Nein, wir haben vor ein paar Tagen Ihre Akte angelegt. Wir haben Material zu jedem gesammelt, der mal mit Kleinman zusammengearbeitet hat, und Sie waren als Mitverfasser eines seiner Referate aufgeführt.« Sie nahm den dicken Aktenordner in die Hand. »Das ist die Akte für den verstorbenen
Professor persönlich.« Sie schlug den Ordner auf und schüttelte den Kopf, während sie ihn durchblätterte. »Ich kann Ihnen sagen, einiges von dieser Physik hier ist ziemlich happig. Ich meine, was zum Teufel ist eigentlich dieser Kleinman-Gupta-Effekt? Er wird ein halbes Dutzend Mal hier drin erwähnt, aber ich werde einfach nicht schlau daraus.«
David musterte sie eingehend. Er konnte nicht sagen, ob sie wirklich keine Ahnung hatte, oder ob sie sich dumm stellte, um ihn zum Reden zu bringen. »Das ist ein Phänomen, zu dem es kommt, wenn bestimmte instabile Atome zerfallen. Dr. Kleinman entdeckte es 1965 zusammen mit seinem Kollegen Amil Gupta.«
»Das ist doch die Ursache radioaktiver Strahlung, stimmt’s? Wenn Atome zerfallen?«
Er runzelte die Stirn. »Hören Sie, ich würde Ihnen das alles mit großem Vergnügen erklären, aber nicht hier. Bringen Sie mich in mein Büro, dann können wir uns unterhalten.«
Lucille nahm die Lesebrille ab. »Ich kann verstehen, dass Sie es kaum erwarten können, hier rauszukommen, Mr. Swift, aber Sie müssen sich noch ein bisschen gedulden. Sehen Sie, Professor Kleinman hatte Zugang zu geheimen Informationen, und wir haben den Verdacht, dass es zu einem Verstoß gegen die Sicherheitsbestimmungen gekommen sein könnte.«
David sah sie entsetzt an. »Wovon reden Sie da? Es ist vierzig Jahre her, dass er für die Regierung gearbeitet hat. Nachdem er seine Untersuchung radioaktiver Strahlung abgeschlossen hatte, hat er aufgehört, für das Militär zu arbeiten.«
»Das ist nicht die Art von Arbeit, mit der er hausieren gegangen wäre. Nachdem Kleinman von der Columbia emeritiert war, hat er an einem Projekt des Verteidigungsministeriums teilgenommen.«
»Und Sie nehmen an, aus dem Grund ist er überfallen worden?«
»Ich kann nur sagen, dass Kleinman im Besitz von streng vertraulichem Material war, und jetzt müssen wir feststellen, wer alles davon erfahren haben könnte. Falls er Ihnen irgendwas gesagt hat, als Sie an seinem Krankenbett waren, müssen Sie uns davon Mitteilung machen.«
Lucille hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt
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