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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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und beugte sich zu ihm vor. Sie lächelte nicht mehr und nannte ihn auch nicht mehr Schätzchen; ihr Gesicht war todernst geworden. David hatte jetzt keine Schwierigkeiten mehr zu glauben, dass sie FBI-Agentin war. Er glaubte nur ihre Geschichte nicht. »Es tut mir leid, aber das klingt nicht glaubwürdig. Es klingt nicht nach Dr. Kleinman. Er hat bedauert, fürs Militär gearbeitet zu haben. Er hat gesagt, es sei unmoralisch.«
    »Vielleicht kannten Sie ihn nicht so gut, wie Sie dachten.«
    David schüttelte den Kopf. »Nein, das ergibt keinen Sinn. Er hat Protestveranstaltungen an der Columbia organisiert. Er hat dort jeden Physiker dazu überredet, eine Erklärung gegen Atomwaffen zu unterzeichnen.«
    »Ich habe nie gesagt, dass er an Waffen gearbeitet hat. Er ist nach dem elften September an das Verteidigungsministerium herangetreten. Er hat angeboten, bei der Terrorismusbekämpfung zu helfen.«
    David dachte darüber nach, ob das möglich war. Es war weit hergeholt, aber nicht unvorstellbar. Kleinman war Fachmann auf dem Gebiet radioaktiven Zerfalls, insbesondere des Zerfalls von Uranatomen, die in Atomsprengköpfen benutzt wurden. Diese Art Wissen konnte zweifellos zur Terrorismusbekämpfung eingesetzt werden. »Woran hat er denn gearbeitet?«, fragte David. »An einer neuen Art von Strahlungsdetektor?«
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen. Aber ich kann Ihnen etwas
zeigen.« Sie nahm Kleinmans Akte wieder zur Hand und blätterte sie durch. Nach einigem Suchen zog sie den Nachdruck eines alten Forschungsreferats heraus und reichte ihn David. Der Nachdruck umfasste etwa zehn Seiten und war leicht vergilbt. »Das können Sie sich ansehen. Es ist eins der wenigen Dinge in dieser Akte, die nicht geheim sind.«
    Das Referat war 1975 in der Physical Review veröffentlicht worden. Der Titel lautete: »Measurements of the Flux of Rho Mesons«, und der Autor war H. W. Kleinman. David hatte diesen Text noch nie gesehen; das Thema war ziemlich obskur, und er hatte sich während seines Studiums nicht damit befasst. Erschwerend kam hinzu, dass der Artikel mit fantastisch komplizierten Gleichungen gespickt war.
    »Deshalb haben wir Sie hierhergebracht, Mr. Swift. Die oberste Priorität einer Operation zur Terrorismusbekämpfung ist es, dafür zu sorgen, dass die Terroristen unsere Abwehrmaßnahmen nicht kennen. Daher müssen wir herausfinden, was Kleinman Ihnen über unsere Arbeit gesagt haben könnte.«
    David prüfte den Artikel, versuchte, ihn so gut wie möglich zu verstehen. Kleinman hatte offensichtlich entdeckt, dass man durch die Konzentration radioaktiver Strahlung auf Uranatome heftige Schauer von Teilchen auslösen konnte, die als Rho Mesons bezeichnet wurden. Obwohl in dem Artikel nichts über den praktischen Nutzen dieser Untersuchung stand, schien die Sache klar zu sein: Diese Technologie konnte angereichertes Uran in einem atomaren Sprengkopf entdecken, selbst wenn die Bombe in einer Bleiummantelung steckte. David musste wieder an sein letztes Gespräch mit Kleinman denken und fragte sich, ob er die letzten Worte des Professors falsch verstanden hatte. Als Kleinman ihn vor dem »Zerstörer der Welten« gewarnt hatte, konnte er da an eine in die Vereinigten Staaten geschmuggelte Atomwaffe gedacht haben?

    »Hat er an einem aktiven Scanning-System gearbeitet?«, fragte David. »Etwas, womit man einen Sprengkopf entdecken konnte, der in einem Lastwagen oder einem Schiffscontainer versteckt ist?«
    »Das kann ich weder bestätigen noch verneinen«, antwortete Lucille. »Aber ich glaube, Sie verstehen jetzt, warum wir diese Angelegenheit so ernst nehmen.«
    David wollte gerade den Blick von dem Artikel abwenden, als er etwas auf der letzten Seite bemerkte. Da war eine Tabelle abgebildet, in der die Eigenschaften des Rho Mesons mit denen seiner nahen Verwandten, der Omega und Phi Mesons, verglichen wurden. David war die letzte Spalte der Tabelle ins Auge gefallen, in der die Lebensdauer der Partikeln aufgeführt war. Er starrte mehrere Sekunden auf die Zahlen.
    »Was hat Kleinman also gesagt, Mr. Swift? Was hat er Ihnen erzählt?« Lucille schaute ihn ernst an, benahm sich wieder wie eine freundliche Großmutter. Aber David hatte sie jetzt durchschaut.
    »Sie lügen«, sagte er. »Dr. Kleinman hat nicht an einem Detektor gearbeitet. Er hat überhaupt nicht für die Regierung gearbeitet.«
    Lucilles Gesicht nahm einen gekränkten, verständnislosen Ausdruck an, und sie öffnete den Mund weit. »Was? Wollen Sie

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