Die Würfel Gottes
Hände und Füße geschickt mit einem Elektrokabel zusammen. Elizabeth lag schon gefesselt, geknebelt und apathisch auf dem Rücksitz. Sie begann sich zu winden, als Simon Reynolds neben sie bugsierte, und ihr Gestrampel riss die betäubte Physikerin aus ihrer Bewusstlosigkeit. Reynolds schlug die Augen auf, und dann begann sie ihrerseits ebenfalls zu strampeln.
»Ihr Ärsche!«, schrie sie. »Lasst mich hier raus!«
Simon runzelte die Stirn. Er hatte keine Zeit, ihr einen Knebel anzulegen; er musste so schnell wie möglich nach Norden fahren, damit er Brock helfen konnte, die anderen abzufangen. Er klemmte sich hinters Lenkrad und steckte den Schlüssel ins Zündschloss.
Gupta saß auf dem Beifahrersitz. Als Simon den Motor anließ, schaute der Professor über seine Schulter auf die beiden sich windenden Frauen. »Es tut mir leid, dass Sie so beengt liegen müssen, Dr. Reynolds, aber bis wir Sie in den Van umladen können, müssen Sie sich den Rücksitz mit meiner Tochter teilen.«
Reynolds hörte auf, sich gegen ihre Fesseln zu wehren, und starrte ihn fassungslos an. »Herrgott noch mal, was machen Sie denn hier? Ich dachte, die FBI-Männer hätten Sie erwischt!«
»Nein, sie waren zu langsam. Mein Partner ist zuerst bei mir eingetroffen.« Er zeigte auf Simon.
»Aber er ist einer der Terroristen! Er ist der kahle Hurensohn mit dem gelben Ferrari!«
Gupta schüttelte den Kopf. »Das war ein Missverständnis. Simon ist kein Terrorist, er ist mein Mitarbeiter. Er hat den Auftrag, das Gleiche zu tun, was Sie auch getan haben, Dr. Reynolds – mir dabei helfen, die Einheitliche Feldtheorie zu finden.«
Reynolds antwortete zunächst nicht. Im Pick-up war es still, während Simon über die unbefestigte Straße fuhr, die derart viele Kurven und tiefe Furchen hatte, dass er kaum zehn Meilen pro Stunde fahren konnte. Als sie wieder sprach, zitterte ihre Stimme. »Warum tun Sie das, Professor? Wissen Sie nicht, was passieren kann, wenn …«
»Ja, ja, das weiß ich seit Jahren. Was ich nicht wusste, waren die genauen Terme der Gleichungen, die für den Prozess entscheidend sind. Aber da wir jetzt die Theorie haben, können wir zum nächsten Schritt übergehen. Wir können endlich das Geschenk des Herrn Doktor auspacken und es die Welt verändern lassen.«
»Aber wir haben die Theorie nicht mehr! Wir haben den USB-Stick zerstört, und das war die einzige Kopie.«
»Das stimmt nicht, wir haben sie doch. Wir hatten sie die ganze Zeit schon, aber ich war zu dumm, es zu erkennen. Michael hat die Gleichungen auswendig gelernt, nicht wahr?«
Reynolds antwortete nicht, aber ihr Gesicht verriet sie. Gupta lächelte. »Vor mehreren Jahren habe ich Hans gefragt, was er im Fall seines Todes mit der Theorie tun würde. Er wollte es mir natürlich nicht sagen, aber nachdem ich ihn ein bisschen
bearbeitet hatte, sagte er: ›Keine Sorge, Amil, sie bleibt in der Familie.‹ Damals nahm ich an, er hätte die Familie der Physiker gemeint, die Gemeinschaft der Naturwissenschaftler. Die Wahrheit habe ich erst gestern begriffen, als ich sah, dass es eine Kopie der Theorie im Warfighter gab.« Er lehnte sich auf seinem Sitz zurück und legte sein verletztes Bein auf das Armaturenbrett. »Ich wusste, dass Hans sie dort nicht abgelegt hätte. Er war Pazifist. Die Theorie des Herrn Doktor in einem Kriegsspiel zu speichern, wäre für ihn undenkbar gewesen. Aber Michael spielt schrecklich gern Warfighter, und er macht auch schrecklich gern Kopien von allem, was er auswendig lernt. Deshalb hat er auch all die Telefonbücher auf den Computer übertragen, erinnern Sie sich? Und außerdem ist er auch noch ein Mitglied der Familie. Sowohl meiner Familie als auch der vom Herrn Doktor.«
Reynolds sagte nichts. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Aber Simon wandte sich einen Moment lang von der gefährlichen Straße ab und starrte den Professor an. »Was wollen Sie damit sagen? War der alte Jude etwa Ihr Vater?«
Gupta lachte leise in sich hinein. »Machen Sie sich bitte nicht lächerlich. Sehe ich etwa dem Herrn Doktor ähnlich? Nein, die Verwandtschaft bestand auf der Seite meiner Frau.«
Simon hatte keine Zeit, weitere Fragen zu stellen. Im nächsten Augenblick kam er um eine Kurve und sah Brocks Fahrzeug vor sich, der alte Dodge-Van, der früher Dr. Milo Jenkins gehört hatte. Simon hielt neben dem anderen Wagen an und stellte fest, dass der Fahrersitz leer war; offensichtlich war Brock ausgestiegen, um Swift und den Teenager zu Fuß
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