Die Würfel Gottes
über die möglichen Umrisse von Einsteins einheitlicher Theorie Gedanken zu machen, sollten sie sich eine Möglichkeit überlegen, wie sie an Amil Gupta herankommen könnten. Die FBI-Agenten überwachten wahrscheinlich das Robotics Institute und beobachteten jeden, der sich der Newell-Simon Hall näherte. Und selbst wenn David und Monique es schafften, durch den Kordon zu schlüpfen, was konnten sie dann als Nächstes tun? Gupta vor der Gefahr warnen und ihn überreden, das Land zu verlassen? Ihn irgendwie heimlich über die Grenze nach Kanada oder Mexiko bringen, irgendwohin, wo er sowohl vor
dem FBI als auch den Terroristen sicher wäre? Die Aufgabe war derart ungeheuer, dass David kaum anfangen mochte, darüber nachzudenken.
Nach einer Weile legte Monique eine Pause in ihren Berechnungen ein und wandte sich ihm zu. David glaubte, sie wolle ihm noch eine Frage nach seinem Flachland-Papier stellen, aber stattdessen sagte sie: »Du bist also jetzt verheiratet, stimmt’s?«
Sie hatte sich um einen nüchtern-sachlichen Tonfall bemüht, es aber nicht ganz hingekriegt. David vernahm ein leichtes Zögern in ihrer Stimme. »Wie kommst du denn auf die Idee?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Als ich dein Buch las, hab ich gesehen, dass es jemandem namens Karen gewidmet war. Ich dachte mir, das müsste deine Frau sein.«
Ihr Gesicht war ausdruckslos, entschieden desinteressiert, aber David durchschaute sie. Es war verdammt unwahrscheinlich, dass sich jemand an den Namen einer Widmung erinnerte. Monique hatte sich offenbar seit der Nacht, die sie vor zwanzig Jahren miteinander verbracht hatten, eine gesunde Neugier bewahrt, was ihn betraf. Sie hatte ihn vermutlich genauso oft gegoogelt wie er sie. »Wir sind nicht mehr verheiratet. Karen und ich haben uns vor zwei Jahren scheiden lassen.«
Sie nickte, immer noch mit ausdruckslosem Gesicht. »Weiß sie irgendwas hiervon? Was mit dir letzte Nacht passiert ist, meine ich?«
»Nein, ich hab mit ihr nicht geredet, seitdem ich Kleinman im Krankenhaus besucht habe. Und jetzt kann ich sie nicht anrufen, weil das FBI den Anruf zurückverfolgen wird.« Seine Angst flammte wieder auf, als er an Karen und Jonah dachte. »Ich hoffe nur, diese verdammten Agenten kommen nicht auf die Idee, die beiden zu schikanieren.«
»Die beiden?«
»Wir haben einen sieben Jahre alten Sohn. Er heißt Jonah.«
Monique lächelte. Anscheinend gegen ihren Willen durchbrach das Lächeln ihre bemühte Gleichgültigkeit, und David war erneut beeindruckt davon, wie umwerfend sie damit aussah. »Das ist ja wundervoll«, sagte sie. »Wie ist er denn so?«
»Na ja, Naturwissenschaft liebt er, das ist keine Überraschung. Er arbeitet schon an einem Raumschiff, das schneller ist als die Lichtgeschwindigkeit. Aber er liebt auch Baseball und Pokémon und überhaupt ein Höllenspektakel zu machen. Du hättest ihn gestern im Central Park sehen sollen, wie er mit diesem Super …« David brach mitten im Satz ab, als ihm einfiel, was mit dem Super Soaker passiert war.
Monique wartete ein paar Sekunden und schaute auf die Straße vor ihnen; offenbar wartete sie darauf, mehr zu hören. Dann warf sie einen Blick auf ihn, und das Lächeln auf ihrem Gesicht erstarb. »Was ist los?«
Er atmete tief durch. Seine Brust fühlte sich so an, als wäre sie eingeschnürt. »Herrgott«, flüsterte er. »Wie zum Teufel werden wir das überstehen?«
Sie biss sich auf die Unterlippe. Während sie den Verkehr im Auge behielt, griff sie mit der Hand hinüber zu seinem Sitz und legte sie ihm aufs Knie. »Es ist schon in Ordnung, David. Wir werden alles der Reihe nach in Angriff nehmen. Zuerst müssen wir mit Gupta reden. Dann können wir einen Plan ausarbeiten.«
Ihre langen Finger tätschelten sein Knie. Dann drückte sie einmal zur Beruhigung fest zu, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Highway zuwandte. Und obwohl ihre Geste Davids Ängste kein bisschen vermindert hatte, war er ihr dennoch dankbar.
Eine Minute später zeigte Monique auf ein anderes Hinweisschild am Straßenrand. Auf diesem stand: NEUE RASTSTÄTTE STANTON ZWEI MEILEN.
»Wir fahren hier besser raus«, sagte sie. »Wir haben fast keinen Sprit mehr.«
David hielt nach State Troopers Ausschau, während sie im Leerlauf auf die Raststätte rollten. Vor der Tankstelle standen Gott sei Dank keine Streifenwagen. Monique hielt vor der Zapfsäule mit Selbstbedienung und füllte den Tank der Corvette, während David sich im Beifahrersitz so klein wie möglich
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