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Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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meine mich gut zu erinnern, wie auch dein hochgeschätzter Meister Johann nicht eben schmeichelhaft von deinem geliebten Eric gesprochen hat. Ist er nicht ein alter Freund deines Vaters? Damals in Magdeburg war er es doch, der deinem Vater geholfen hat, Eric am anderen Ende des Lagers unterzubringen, weit weg aus seinem Blickfeld. Gewiss wird er sich ebenfalls sehr freuen, wenn ich ihm sage, dass du ein Kind von Eric erwartest. Eine schwangere Gehilfin ist für einen Trunkenbold ohnehin nicht zu gebrauchen.«
    »Bevor du mir Furcht einjagen kannst, verbündet sich eher Mercy mit den Franzmännern.« Magdalena versuchte sich in einem aufgesetzten Lachen, das ihr allerdings gründlich misslang. Längst war klar, dass Elsbeth es ernst meinte mit ihren Drohungen. Die schwarze Katze von links letztens war ein eindeutiges Zeichen gewesen. Seither wandte sich das Schicksal mehr und mehr gegen sie.
    »Stimmt, du bist ja unverletzlich, weil du diesen Bernstein hast. Eric hat ihn dir geschenkt, damit dir nichts geschieht, wenn er nicht persönlich auf dich aufpassen kann, nicht wahr? Pass lieber gut auf, dass du den Stein nicht auch noch verlierst. Oder dass du ihn versetzen musst, weil dir und dem Balg sonst nichts mehr zum Leben bleibt.«
    Magdalena verschlug es die Sprache. Dass die Cousine auch von ihrem geheimsten Schatz wusste, brachte sie vollends aus dem Konzept. Böse blitzten Elsbeths blaue Augen auf. Selbst der goldene Schimmer ihres blonden Haares konnte nicht verhindern, dass sie eher einer Hexe denn einem Engel glich.
    »Lass mich endlich durch«, murmelte Magdalena nur und hastete, sobald Elsbeth den Weg freigab, in den ersten Stock hinauf.
    Babette residierte noch immer in dem ausladenden Bett der Kaufmannsleute. Der Tod ihres Mannes war ihr ein willkommener Anlass, sich eine ähnlich lange Kindbettzeit zuzugestehen, wie sie sonst nur Damen von Rang in prunkvollen Palästen zukam. Das Resultat fiel zu ihrer größten Zufriedenheit aus: Tag für Tag machte Hagen Seume seine Aufwartung. Seine Schuldgefühle, das Gemetzel am Slierberg überlebt zu haben, während sein bester Freund gefallen war, suchte er dadurch zu bekämpfen, dass er Babette begehrte Speisen wie Fleisch, helles Brot, Obst sowie genießbaren Wein zu beschaffen wusste. Auch die Frau des Feldwebels bemühte sich, sie mit Kuchen und Konfekt bei Laune zu halten, um ihrer Pflicht als Fritzchens Patin nachzukommen.
    Gerade stand wieder ein Korb mit Schinken, süßem Gebäck und reifen Zwetschgen sowie ein paar Birnen auf dem Nachttisch. Angesichts dieser Kost wurden ihr selbst Roswithas bittere Sticheleien und Magdalenas abweisende Haltung erträglich. Lediglich Elsbeths Anwesenheit störte sie mehr und mehr. Zwar hatte sie der Schwester auf dem Sterbebett versprochen, sich um sie zu kümmern, bis sie ordentlich verheiratet war. Lange Jahre hatte sie es sogar genossen, das hübsche Kind um sich zu haben. Doch in letzter Zeit wurde sie zunehmend lästig. Die lüsternen Blicke, die die Männer in Heer und Tross auf sie warfen, entgingen ihr schließlich nicht. Ungeduldig sah sie Magdalena entgegen. Sosehr sie sich immer wieder über sie ärgerte, so gut tat es doch hin und wieder, sich mit ihr zu besprechen.
    »Schön, dass du endlich kommst«, empfing sie die Tochter im Befehlston und stopfte sich rasch noch ein Stück Kuchen in den Mund. »Gerade hat mir ein Bote Nachricht von meinem Bruder aus Köln geschickt. Du weißt schon, der Fassbindermeister, der dort mit seinem Sohn lebt.«
    Ein lautes Schmatzen begleitete das Abschlecken der zuckerverklebten Finger. Magdalena spürte, wie ihr Magen rumorte. Süßes widerte sie seit einigen Tagen regelrecht an.
    »Was schreibt er denn?«, fragte sie so beiläufig wie möglich. Dunkel erinnerte sie sich daran, dass die Mutter schon vom letzten Winterquartier aus versucht hatte, mit dem Bruder Verbindung aufzunehmen. Seit der damals erlittenen Totgeburt hatte sie dem Vater in den Ohren gelegen, das Söldnerdasein aufzugeben und sich fern des Krieges in einer Stadt wie Köln niederzulassen. Babette träumte davon, ein ehrbares bürgerliches Leben ähnlich dem ihres Bruders zu führen. Nicht umsonst hatte der Vater in seinem früheren Leben einmal Kaufmann gelernt.
    »Bist du neugierig?« Aufreizend schwenkte Babette den Brief hoch über dem Kopf und fächelte sich Luft zu. Magdalena zuckte mit den Schultern. Letztlich interessierte es sie nicht im Geringsten, was dieser fremde Onkel schreiben mochte. Stattdessen

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