Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
Vom Netzwerk:
sein Vater. Hätte Rupprecht sich dann mehr um sie gekümmert? Vielleicht war es besser, dass das Kind nicht überlebt hatte. So konnte sie wenigstens für Carlotta da sein. Ohne sie hätte die Kleine keine Chance gehabt. Nicht zu ertragen, wenn auch sie gestorben wäre! Allein bei dem Gedanken wurden Elsbeths Augen feucht. Schniefend wischte sie mit dem Handrücken die Augenwinkel aus.
    Durch den Tränenschleier verwandelten sich die spielenden Kinder vor ihr in Wesen aus dem Feenreich. Die nächtliche Schwüle tat ein Übriges, ihre sackähnlichen Kittel in Flügel zu verwandeln. Gleich würden sie abheben, mit den dünnen Armen und Beinen durch die Luft rudern, die langen Hälse mit den viel zu großen Köpfen neugierig in die Luft recken. Grillen zirpten, Lagerfeuer knisterten. An Elsbeths Brust schmatzte es herzhaft. Carlotta öffnete die Augen und wirkte einen Moment verwundert. Sobald sie ihre Tante entdeckte, verzog sich ihr Mund zu einem Lächeln. Wie liebte Elsbeth diese Momente! Beglückt herzte sie das kleine Grübchen auf Carlottas linker Wange, küsste das kaum wahrnehmbare Kräuseln der Nasenwurzel. Nie und nimmer wollte sie das missen. Was auch immer Roswitha und Magdalena meinten: Die Kleine würde immer ihr Kind sein!
    Carlotta wurde unruhig. Der schmächtige Leib zitterte. Besorgt streichelte Elsbeth ihr über den Rücken. Darüber beruhigte sie sich wieder. Mit einem lauten Schnaufen entleerte sich ihr Darm. Fest presste Elsbeth den dünnen Leib an sich und erhob sich. Hinten in der Kiste waren noch ein paar saubere Leintücher.
    »Pass doch auf!« Rupprechts Stimme klang wütend. Als sie hinterrücks unter der Zeltplane hervorkam, stieß sie mit ihm zusammen.
    »Weißt du, wo Magdalena steckt?« Wie so oft würdigte er Carlotta keines Blickes. Auch sie sah er nicht an, starrte stattdessen zu dem benachbarten Zelt, vor dem eine hagere Frau emsig in einem Topf rührte.
    »Was suchst du sie hier? Bei eurem Patienten wird sie sein. Tag und Nacht hockt sie dort. Ich jedenfalls kriege sie kaum mehr zu Gesicht, höchstens, wenn ich die Kleine zu ihr bringe oder zum Stillen abhole. Weißt du eigentlich, wer euer Patient ist?«
    Neugierig musterte sie ihn, damit ihr keine Regung entging. Kaum vorstellbar, dass ihm die Wahrheit bislang entgangen war. Er musste Eric doch spätestens beim Operieren und Verbinden erkannt haben. Verändert hatte der Rotblonde sich in den letzten beiden Jahren kaum. Selbst bei dem schlechten Licht hatte sie gleich gewusst, um wen es sich handelte.
    »Ich wüsste nicht, was dich das angeht.«
    »Mich vielleicht nicht, aber Seume.« Aufreizend schob Elsbeth das Becken vor.
    »Der weiß es.« Abermals wandte Rupprecht sich ab.
    »So? Vielleicht den Namen, aber nicht mehr.« Dicht trat sie an ihn heran und gewährte ihm dabei einen tiefen Blick in ihr halboffenes Mieder. Auch wenn er vorgab, als interessiere sie ihn nicht mehr, wusste sie, dass er weiterhin empfänglich für ihre weiblichen Reize war. Keine Woche war es her, dass sie ihn wieder einmal hatte verführen können. Ganz enthaltsam konnte er eben auch nicht leben, gerade wenn er jeden Tag so eng mit Magdalena zusammenarbeitete, nach wie vor aber von ihr als Mann zurückgewiesen wurde.
    »Könnte es Seume nicht interessieren, was Magdalena mit Eric verbindet?« Wie zufällig schob sie Carlotta vor ihren Busen und bemerkte lächelnd, dass Rupprechts Miene sich verfinsterte.
    »Was weißt denn du?«, schnaubte er verächtlich.
    »Mehr, als meiner Cousine lieb sein kann.«
    »Wenn du dich da mal nicht täuschst! Statt solchen Unsinn zu erzählen, verrätst du mir jetzt besser, wo sie steckt.«
    Breitbeinig verschränkte er die Arme vor der Brust. Schmunzelnd richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und sah auf ihn hinab. Ihm blieb nichts anderes, als seiner geringeren Körperlänge wegen direkt auf ihren Busen zu schauen. Zufrieden wiegte sie sich vor ihm hin und her und hob Carlotta vorsichtig auf die andere Seite ihrer Hüfte. Das halboffene Mieder rutschte weiter auseinander und entblößte die weiße Haut ihres Busens. Rupprecht gelang es nicht, seine dunklen Augen von ihr abzuwenden. Das Auf und Ab seines Adamsapfels verriet angestrengtes Schlucken.
    »Ich bin doch nicht Magdalenas Aufpasserin!« Schmollend verzog Elsbeth den Mund. »Oder meinst du, ich schleich ihr hinterher, so wie du?«
    Vor Zorn lief sein Gesicht rot an. Sie lächelte. »Ich brauche sie nicht, um Appetit zu bekommen. Sollen wir mal schauen, ob

Weitere Kostenlose Bücher