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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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striegelte. Während er eifrig bei dieser Arbeit war, fingen die Pferde plötzlich vor lauter Angst heftig zu zittern an.
    ‚Was ist denn mit euch los?‘ sagte der Riese und sah sich um, was die Pferde wohl erschreckt haben könnte. Es waren aber weder Wölfe noch Bären in der Nähe zu erblicken; das einzige, was er entdecken konnte, war ein Wandersmann, der zwar bei weitem nicht so groß und stark war wie er selbst, aber doch recht stattlich aussah und offenbar auch über gute Kräfte verfügte, und der eben den Pfad heraufstieg, der zu der Berghütte führte. Aber kaum war der alte Bergriese des Wandersmanns gewahr geworden, als er auch schon von Kopf bis zu Fuß zitterte, gerade wie seine Pferde; er nahm sich gar nicht Zeit, seine angefangene Arbeit fertig zu machen, sondern lief eiligst in den Saal hinein zu seinem Weib, das an der Kunkel Werg spann.
    ‚Was ist denn los?‘ fragte die Frau. ‚Du siehst ja todesbleich aus.‘
    ‚Soll ich etwa nicht bleich aussehen,‘ erwiderte der Riese, ‚wenn ein Wanderer des Weges daherkommt, der ebenso gewiß, wie du mein Weib bist, Asa-Thor sein muß.‘

    ‚Das ist freilich kein willkommener Besuch,‘ erwiderte das Weib des Riesen. ‚Kannst du ihm nicht die Augen verhexen, daß er den ganzen Hof hier für einen Felsen hält und an unserer Tür vorübergeht?‘
    ‚Es ist zu spät, Zauberkunst auszuüben,‘ sagte der Riese, ‚denn ich höre ihn schon die Pforte öffnen und in den Hof hereintreten.‘
    ‚Dann rate ich dir, dich verborgen zu halten und mich ihn allein in Empfang nehmen zu lassen,‘ sagte die Frau schnell. ‚Ich will mein bestes tun, ihm das Wiederkommen zu verleiden.‘
    Der Vorschlag gefiel dem Riesen über die Maßen. Er ging in die Kammer nebenan, seine Frau aber blieb auf der Frauenbank in dem Saal sitzen und spann ruhig weiter, als ahnte sie keine Gefahr.
    Aber nun müßt ihr wissen, daß es zu jenen Zeiten im Jämtland ganz anders aussah als heutigen Tages. Das ganze Land war eine einzige flache Hochebene, die vollständig kahl und nackt dalag, nicht einmal ein Fichtenwald konnte sich da fortbringen. Es gab weder See, noch Fluß, und auch keine Felder, über die der Pflug hätte gehen können. Ja, zu jener Zeit waren nicht einmal die Berge und Felsenmassen da, die jetzt im ganzen Lande zerstreut liegen, diese standen alle weit drüben im Westen. In dem ganzen großen Lande konnten keine Menschen leben, aber den Riesen ging es dafür um so besser. Wohl kaum ohne ihren Willen und ihr Einverständnis blieb das Land so öde und ungastlich liegen; und deshalb hatte es seine guten Gründe, wenn der Bergriese so erschrak, als er Asa-Thor auf sein Haus zukommen sah. Er wußte, die Asen waren denen nicht hold, die Kälte, Dunkelheit und Öde um sich verbreiteten und die Erde daran verhinderten, reich und fruchtbar zu werden und sich mit menschlichen Wohnungen zu schmücken.
    Die Frau des Riesen brauchte nicht lange zu warten; nach wenigen Augenblicken ertönten feste Schritte vor dem Hause, und der Wanderer, den der Riese auf dem Pfad gesehen hatte, riß die Tür auf und trat in die Stube. Er blieb jedoch nicht an der Tür stehen, wie sonst die umherziehenden Leute zu tun pflegen, sondern ging geradeswegs auf die Frau zu, die auf der entgegengesetzten Seite des Saals an der Giebelwand saß. Aber wie merkwürdig! Als er meinte, nun habe er ein ordentliches Stück zurückgelegt, war er erst eine ganz kleine Strecke von der Tür entfernt, und es war noch weit bis zur Feuerstelle, die sich mitten in der Stube befand. Der Fremde machte längere Schritte; aber nachdem er wieder eine Weile gegangen war, kam es ihm vor, als sei die Frau und auch die Feuerstelle noch weiter entfernt als bei seinem Eintritt. Im Anfang war ihm das Haus gar nicht besonders groß vorgekommen, und er merkte erst, wie groß es war, als er die Feuerstelle schließlich erreicht hatte; denn da war er so müde, daß er sich auf seinen Stab stützen und ausruhen mußte. Als die Frau des Riesen sah, daß er stehen blieb, legte sie die Kunkel weg, stand von der Bank auf und war mit wenigen Schritten neben ihm.

    ‚Wir Riesen haben große Stuben gern,‘ sagte sie, ‚und mein Mann beklagt sich oft darüber, wie enge es hier sei. Aber für jemand, der keine größeren Schritte machen kann als du, muß es sehr anstrengend sein, das Zimmer eines Riesenhauses zu durchschreiten, das begreife ich recht wohl. Laß mich nun wissen, wer du bist und was du von den Riesen

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