Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
ich weiß auch, dass du mich liebst und nur das Beste für mich willst. Und das Beste für mich ist, wenn ich dich heute nicht heirate. Oder dich überhaupt jemals heirate. Ich glaube, ich liebe dich noch immer, aber sicher bin ich mir nicht. Keine Ahnung. Im Augenblick muss ich erst mal an mich denken, und du solltest dein Leben ohne mich weiterleben. Eines Tages wirst du dein Glück finden, und dann wirst du mir dafür danken, dass ich dich vor dem größten Fehler deines Lebens bewahrt habe.
Tut mir leid, dass mir das nicht früher eingefallen ist – das tut mir leid. Aber für meine Entscheidung kann ich mich nicht entschuldigen, denn es ist die richtige Entscheidung. Bitte erkläre es unseren Gästen – sag ihnen, dass ich unerwartet wegmusste, dass ich krank geworden bin, denk dir irgendwas aus.
Versuch bitte nicht, mich zu finden – und richte meinen Eltern aus, dass ich sie liebe und dass es mir gutgeht.
Mehr kann ich dazu im Augenblick nicht sagen.
David
Langsam drehte ich den Zettel um und entdeckte zu meinem Entsetzen meine Liste für David auf der Rückseite.
zur Hochzeit kommen (pünktlich!)
mich heiraten
den Rest deines Lebens glücklich sein
In einem weißen Meer aus raschelnder Seide sank ich zu Boden, als eine eisige, gefühllose Kälte mir in die Glieder fuhr. Phoebe und Mum eilten mir zu Hilfe, aber ich stieß sie weg. Meine Welt versank in einem Strudel aus Schock, Wut und Panik. Wortlos nahm George mir den Zettel aus der Hand, las ihn und riss ihn bedächtig in tausend kleine Stücke, die er wie Schnee auf den Rasen rieseln ließ.
»Zum Teufel … zum Teufel mit unserem Sohn«, knurrte er. Phoebe stieß einen Schrei des Entsetzens aus und eilte ins Haus. Ratlos blickte George auf die am Boden zerstörten Überreste seiner einstmals zukünftigen Schwiegertochter. »Rosie, was zum Teufel soll ich sagen? Was zum Teufel soll ich unseren Gästen sagen?«
Rasende Wut brachte wieder Leben in mich. Mühsam rappelte ich mich auf. »Keine Sorge, das soll nicht dein Problem sein. Ich werde es ihnen sagen.«
Mum versuchte mich davon abzuhalten. »Rosie, du bist jetzt nicht in der Verfassung, jemandem auch nur irgend was zu sagen! Wir schicken James. Du bleibst hier, mein Liebling. «
Aber natürlich hörte ich nicht auf sie. Ich hob meinen leicht ramponierten Blumenstrauß (ehemals Brautstrauß) auf und stürmte in den Garten, Mum und James dicht auf meinen Fersen. Als sie mich kommen sahen, verstummte das Streichquartett und stimmte den Hochzeitsmarsch an. Die Gäste drehten sich lächelnd zu mir um. Doch ihr Lächeln
erstarrte und wurde zur Grimasse, sobald sie merkten, dass irgendetwas nicht stimmte.
Tränen liefen mir über die Wangen, und ich rang nach Atem, bis ich überhaupt ein Wort herausbringen konnte.
»Es tut mir leid … es tut mir so furchtbar leid …«
Nate rührte sich nicht. Ich saß ihm gegenüber und wusste nicht so recht, wie weiter. Nichts geschah. Ich sah beiseite. Der Schmerz war so überwältigend, dass ich nur mühsam wieder zu Atem fand. Von der Straße drang wütendes Hupen herauf, gefolgt von lautem, wütendem Fluchen. Sonst war nichts zu hören außer dem gleichmäßigen Ticken der Wanduhr. Ich hatte es nie zuvor bemerkt, denn normalerweise war es in Celias Büro nicht so still. Es blieb der einzige Laut in der kalten, schonungslosen Stille, bis Nate schließlich einen langen, schweren Seufzer ausstieß.
»Wie bist du bloß darüber hinweggekommen?« Fragend waren seine dunklen Augen auf mich gerichtet. »Wie hast du es geschafft, danach nicht alle Hoffnung zu verlieren?«
Betont gleichgültig, als wollte ich mir meinen Schmerz nicht eingestehen, zuckte ich mit den Achseln. Meine Stimme war seltsam kühl. »Wie gesagt: Ich finde es wunderschön mitanzusehen, wie die Träume anderer Menschen wahr werden. Dass aus meinem eigenen Traum nichts geworden ist, muss ja nicht bedeuten, dass es niemals passieren könnte.«
Mein Körper fühlte sich an wie zerschlagen, mein Herz lag in Trümmern. Alles fühlte sich furchtbar anstrengend an. Ich rieb mir die Augen und stand auf. »Puh, bin ich müde. Und ich muss in den Laden zurück. Ed wird sich schon fragen, wo ich abgeblieben bin.«
Nate sprang auf und hielt mich zurück. »Nein, Rosie – noch nicht. Setz dich wieder … bitte.« Widerstrebend setzte
ich mich, und er ließ sich neben meinem Sessel nieder und streichelte mit federleichten Fingern meine Hand.
In diesem Moment flog die Tür auf, Celia kam
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