Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
Vom Netzwerk:
hereingestürmt und blieb wie angewurzelt stehen, als sie uns sah. »Ah! … Alles in Ordnung?«
    Nate drehte sich nach ihr um und deutete ein Lächeln an. »Alles in Ordnung. Rosie hat mir alles erzählt – glaube ich zumindest.« Fragend sah er mich an.
    Ich schüttelte den Kopf, brachte aber kein Wort heraus. Doch wie so oft eilte Celia mir zu Hilfe. Ihre Stimme war fest und entschieden, ihr Ton duldete keine Widerrede. Ein bisschen erinnerte sie mich an meine Mutter.
    »Den Rest kann ich dir dann erzählen, Nate. So, Rosie – ich habe inzwischen Ed angerufen und ihm gesagt, was passiert ist. Sowie er den Laden zugemacht hat, kommt er vorbei und bringt dich nach Hause.« Entgeistert schaute ich auf, doch Celia kam meinen Einwänden zuvor. »Er hat darauf bestanden , Rosie. Keine Sorge, das wird schon. Bis dahin kannst du dich in unserem Konferenzraum ausruhen – ich habe das gerade geklärt. Da steht ein superbequemes Sofa, versuch ein bisschen zu schlafen. Ich hole dich dann, wenn Ed hier ist. Keine Widerrede, Honey, du brauchst jetzt Ruhe.«
    Nate stand auf. »Ich bringe dich hin.«
    Behutsam fasste Nate mich bei den Schultern und begleitete mich hinüber in den Konferenzraum, wo er sofort die Fenster verdunkelte, während ich mich völlig entkräftet auf die schwarze Ledercouch sinken ließ und meine brennenden Augen schloss. Nate beugte sich über mich, bis ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte, strich mir vorsichtig ein paar Haare aus der Stirn und ließ seine Hand leicht auf meiner Wange ruhen. Und dann spürte ich für einen kurzen, flüchtigen Moment, wie seine warmen weichen
Lippen meine Stirn streiften. Für den Bruchteil einer Sekunde waren wir uns ganz nah. Dann stand er rasch auf und verließ den Raum.
     
    Ich weiß nicht, ob ich geschlafen habe. Es war unmöglich, Träume von den lebhaften Erinnerungsbildern zu unterscheiden, die sich auf immer in mein Bewusstsein eingebrannt hatten und nun mit neuer Kraft an die Oberfläche drängten. So lange war alles gutgegangen, so lange war es mir bestens gelungen, die Ereignisse jenes Junitages und alles, was in den Wochen und Monaten danach geschehen war, unter Verschluss zu halten. Ich hatte alles erfolgreich verdrängt und geglaubt, ich wäre glücklich. Und auf einmal ging mir auf, dass vielleicht das die Antwort auf Nates Frage war: Um die Vergangenheit hinter mir zu lassen und weiterleben zu können, hatte ich aufgehört, auf die Stimme meines Herzens zu hören.
    In den ersten Tagen danach hatte ich bei Mum und James im Hotel Zuflucht gesucht und war so sehr von meinem Kummer überwältigt gewesen, dass ich weder essen, schlafen noch sprechen konnte. Ich war ein Wrack – körperlich, geistig und seelisch.
    Doch wenn ich geglaubt hatte, dass es nun nicht mehr schlimmer kommen könnte, so hatte ich mich getäuscht. Es sollte noch schlimmer kommen. Viel schlimmer.
    Eine Woche nach der geplatzten Hochzeit bestellte George mich zu sich.
    »Diese … diese Sache mit David macht es mir leider unmöglich, dich noch länger im Unternehmen zu halten. Es tut mir leid, Rosie, aber ich muss mich von dir trennen.«
    Das konnte doch nicht sein Ernst sein? Ich wurde wütend. »Du kannst mich nicht einfach rauswerfen, nur weil dein Sohn mich sitzengelassen hat, George! Das verstößt gegen das Gesetz!«

    George seufzte schwer. »Rosie, bitte mach es meiner Familie nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist. Dein Projekt ist von heute an gestrichen. Keine Sorge – dein Team wird innerhalb des Unternehmens mit neuen Aufgaben betraut, und du bekommst eine großzügige Abfindung, die weit über das hinausgeht, was in deinem Vertrag steht. Ich habe heute eine Zahlung von einhunderttausend Dollar veranlasst, die in den nächsten Tagen auf deinem Konto sein sollte.«
    Ungläubig starrte ich ihn an. »Du schmeißt mich also wirklich raus?«
    George verzog keine Miene. »Nein, Rosie, ich helfe dir lediglich, noch einmal neu anzufangen.«
    An diesem Tag lernte ich eine wichtige Lektion über die Lithgows: Die Familie war heilig und wurde auf Teufel komm raus gegen Angriffe von außen verteidigt. Die Lithgows hatten die Reihen geschlossen, und nach diesem Tag sollte ich nie wieder von ihnen hören.
    Von einem Tag auf den anderen hatte ich meinen Job und meine Wohnung verloren. Ben war meine letzte Rettung. Bei ihm heulte ich mich aus, und er bot mir sofort an, bei ihm einzuziehen. Ich blieb ein halbes Jahr, in dem ich versuchte, mir ein neues Leben

Weitere Kostenlose Bücher