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Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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klitzekleines bisschen attraktiv findest?«
    »Na ja, also …«
    »Siehst du? Er ist göttlich , Rosie! Der Typ könnte mit seinem Charme einer Biene die Pollenhöschen abschwatzen. Und weißt du was? Wäre ich nicht so gut mit ihm befreundet, und würde er mich nicht genauso nerven wie ein nerviger großer Bruder einen nervt, dann würde ich wirklich …«
    »Marnie!«
    »Okay, ich hör ja schon auf, aber weißt du, wenn er morgens in den Laden kommt – so unrasiert und schön zerzaust nach einer langen Nacht –, hast du da nicht wenigstens einmal erwogen …?«
    Just als die Unterhaltung zielstrebig auf die Gefahrenzone zusteuerte, tauchte ein Kellner an unserem Tisch auf und ersparte mir weitere Peinlichkeiten.
    »Hallo, meine Damen, willkommen im Ellen’s. Unser Angebot des Abends ist Pancetta MacCheese und … wow – äh, hi … Marnie.«

    Marnie schien etwas verlegen, aber sichtlich erfreut. »Hey, Todd.«
    Todd konnte kaum den Blick von der Erscheinung in Lila und Orange lassen, die vor ihm saß. »Schön, dich mal wieder zu sehen.«
    »Ja, finde ich auch. Oh, und das ist Rosie, meine Chefin.«
    Todd riss sich gerade lang genug von Marnie los, um mir die Hand zu schütteln. »Die Floristin, stimmt’s? Hey.«
    »Schön, dich kennenzulernen«, meinte ich und registrierte, dass es zwischen den beiden ganz schön knisterte.
    »Also … dann nehmen wir doch das – oder was meinst du, Rosie?«
    Ich nickte. »Ich verlasse mich da ganz auf eure Empfehlung. «
    »Okay«, meinte Todd und kritzelte unsere Bestellung auf seinen Block, riss einen Streifen ab und legte ihn andächtig vor Marnie auf den Tisch. »Ruf mich an.« Er lächelte schüchtern, bevor er wieder in den dämmerigen Tiefen des Restaurants verschwand.
    »Wow, der war aber nett«, sagte ich und platzte fast vor Neugier.
    »Er ist ganz okay«, meinte Marnie achselzuckend und spielte mit ihrer Serviette. »Wir haben uns letztes Jahr ein paarmal gesehen.«
    »Sieht so aus, als würde er dich gern wiedersehen«, meinte ich lächelnd und deutete auf den Zettel. »Und gut aussehen tut er auch noch.«
    »Zu spießig. Und zu schüchtern«, erwiderte Marnie kühl.
    Armer Todd, dachte ich, denn verglichen mit Marnies schillernder Persönlichkeit dürfte dieses Urteil wohl auf die Hälfte der männlichen Population Manhattans zutreffen.

    Sie grinste mich frech an. »Und kein Vergleich zu Ed, was?«
    Obwohl mir nicht mal im Traum einfallen würde, es Marnie gegenüber zuzugeben, musste ich mir insgeheim eingestehen, dass Ed eine ziemlich besorgniserregende Begabung dafür hat, auf lässige Weise toll auszusehen. Ganz ehrlich: Ich kann bestens verstehen, dass so viele Frauen scharf auf ihn sind – und mit dem legendären Ed-Steinmann-Charme schafft er es, sich aus jeder noch so heiklen Situation herauszumanövrieren. Selbst wenn es bei Kowalski’s mal so richtig kracht und wir uns wirklich in den Haaren liegen, kann ich ihm nie lange böse sein. Sehr frustrierend eigentlich, aber so ist Ed nun mal: ein bisschen wie seine braune Lederjacke – mit etlichen Macken und Gebrauchsspuren, aber so kuschelig und bequem, dass man derlei kleine Schönheitsfehler gern verzeiht. Wahrscheinlich sind die meisten von Eds Eroberungen hin- und hergerissen, einerseits dem Charme seiner funkelnden Augen zu erliegen, und ihn andererseits mit weiblicher Fürsorge überschütten zu wollen wie einen streunenden Hund. Pech für sie, dass sich Eds Vorstellung von der perfekten Frau mit »Lass uns Spaß haben, aber ruf mich bloß nicht an!« auf den Punkt bringen lässt. Aber aus dem Wenigen, das er uns über seine Dates erzählt hat, lässt sich schließen, dass die meisten der Damen seine Einstellung teilen, weshalb diese Maxime wohl weit weniger kalt und herzlos ist, als sie klingt.
    Als wir uns zur Hälfte durch unseren Pancetta MacCheese gearbeitet hatten, hielt ich es nicht länger aus und überreichte Marnie die türkisblaue Tüte von Victoria’s Vintage, in der sich meine angebliche Bluse befand. Nachdem Marnie mich kurz verwundert angeschaut hatte, riss sie das pinkfarbene Einwickelpapier auf und kreischte beim Anblick des gebatikten T-Shirts so laut, dass die gesamte Kundschaft
des Ellen’s einen Augenblick verstummte und sich nach uns umdrehte.
    »Oh, Rosie, das hättest du nicht tun sollen!«
    »Du hast es dir verdient«, versicherte ich ihr lächelnd.
    Wer Marnie heutzutage sieht, käme nie auf den Gedanken, wie hart sie sich ihr Selbstvertrauen hat erkämpfen müssen.

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