Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
vorher treffen? Du musst mir in aller Ausführlichkeit erzählen, wie es mit Brent gelaufen ist. Und mit Nate Amie.« Ich konnte hören, wie sie lächelte.
»Woher weißt du denn das schon wieder?«, fragte ich ungläubig.
Celia kicherte. »Ich bin Journalistin , Honey – das ist mein Job. Meine Quelle darf ich leider nicht preisgeben, das wäre höchst unprofessionell …« Sie legte eine bedeutungsvolle Pause ein und wartete auf meine Reaktion.
Aber so leicht würde ich es ihr nicht machen. »Stimmt, da hast du Recht. Immer schön deinen Prinzipien treu bleiben.«
Bingo! Celia platzte vor Mitteilungsdrang. »Rosie Duncan, du raubst mir noch den letzten Nerv! Okay, okay, ich sage dir, von wem ich es weiß … aber nur, weil du meine beste Freundin bist und ich dich so sehr mag. Nate hat mich heute Abend angerufen und erzählt, dass er bei dir im Laden war. Und er hat das Wort ›bemerkenswert‹ im selben Atemzug mit deinem Namen genannt!«
Ich überlegte, was er wohl gesagt haben mochte. »Rosie Duncans Laden ist wirklich bemerkenswert« – das wäre okay. »Rosie Duncans Kaffeemaschine macht bemerkenswert guten Kaffee« – auch okay. Aber was, wenn er gesagt hätte: »Schon bemerkenswert, dass Rosie Duncan sich mit diesem Laden über Wasser halten kann«? Oder »Rosie Duncan ist schon bemerkenswert komisch«? Hmmmm.
»Wenn du morgen im Laden vorbeikommst, erzähle ich
dir alles über Nates Besuch«, versprach ich ihr und fügte hinzu: »Du hast mir wahrscheinlich auch Einiges zu berichten. «
»In der Tat«, erwiderte sie süffisant. »Zumal ich heute Abend auch Mimi Sutton gesehen habe.«
»Ah, jetzt wird es spannend.«
James kam mit zwei dampfenden Teetassen ins Wohnzimmer. »Ist das deine durchgeknallte Freundin? Sag ihr schöne Grüße.«
Ich grinste. »Schöne Grüße von James.«
Celias Ton veränderte sich schlagartig. »James? Dein Bruder ? Er ist da? «
»Dreimal ja. Stand gestern Abend ganz überraschend bei mir auf der Matte.«
»Aber ich dachte, er wäre in Washington …« Celia klang nachdenklich.
»Ja, war er auch. Er ist nur auf einen kurzen Besuch hier. Samstag früh ist er wieder weg. Alles okay, Celia?«
Kurze Pause. Ich hörte sie atmen. »Ja, kein Grund zur Sorge, Rosie«, meinte sie dann. »Alles okay … Aber ich muss jetzt Schluss machen. Die Zwillinge reisen morgen ab – du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin. Wir wollen heute Abend Pizza bestellen und uns irgendeinen schrecklichen Film anschauen, den die beiden besorgt haben. Gut möglich, dass ich die Nacht nicht überleben werde … Aber wenn doch, sehen wir uns morgen. Mach’s gut, Honey!«
Ich runzelte verwundert die Stirn und legte auf.
»Und, wie geht es der unvergleichlichen Ms Reighton?«, wollte James wissen.
»Gut, glaube ich.« Sicher war ich mir da ehrlich gesagt nicht. »Sie schien ziemlich überrascht, dass du hier bist.«
James ließ sich neben mich aufs Sofa fallen. »Du weißt, dass Celia und ich nicht gerade dicke Freunde sind, Rosie.
Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, haben wir uns mächtig in die Wolle gekriegt – erinnerst du dich noch?«
Und ob. Obwohl ich es gern vergessen würde. Es war eine dieser gut gemeinten, aber leider furchtbar dummen Ideen gewesen, auf die man mit den allerbesten Absichten kommt, um sie dann zeitlebens zu bereuen. Wäre es nicht toll, wenn Celia und James sich kennenlernten? , hatte ich mir überlegt und die beiden in argloser Naivität zum Essen eingeladen. Das war ein Jahr nach meinem Umzug nach New York gewesen. Meine Wohnung war endlich fertig renoviert und eingerichtet – unter anderem mit einem großen Esstisch aus den Zwanzigern, den ich auf dem Flohmarkt aufgetrieben und eigenhändig aufgearbeitet hatte. Also, dachte ich mir, was wäre schöner, als meinen Bruder, meine beste Freundin und deren Lebensgefährten anlässlich der Wohnungseinweihung zu einem gemütlichen Essen einzuladen?
Hatte ich schon erwähnt, dass ich eine unverbesserliche Optimistin bin? Aber selbst mir fällt es schwer, den Ereignissen dieses Abends etwas Gutes abzugewinnen. Soweit ich mich erinnere, fing alles damit an, dass Jerry meinte, es sei ja hinlänglich bekannt, dass Oxford und Cambridge nicht an den akademischen Standard von Harvard und Yale heranreichten – worauf James einen Generalangriff auf die Selbstüberschätzung der Amerikaner startete (»Große Klappe, nichts dahinter«), was Celia zum Anlass nahm, schnell das Thema zu wechseln und von ihrem
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