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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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doch Holkar hörte ihn schon nicht mehr. „Zu meinem Palast!“ schrie er, gab seinem Pferd die Sporen und raste in gestrecktem Galopp in dessen Richtung. Ohne ein Wort folgte ihm Corcoran, Louison lief neben beiden her.
    Im Palast herrschte ein heilloses Durcheinander. Auf den Stufen der großen Freitreppe sah man riesige Blutflecken. Auf der Galerie verstreut lagen Leichen. Fast alle Diener Holkars waren getötet worden.
    Bei diesem Anblick raufte sich der Greis die Haare.
    „Wo ist Sita?“
    Plötzlich tauchte Ali vor ihnen auf. Er hatte einen Dolchstich in die Brust bekommen, doch war es nur eine Fleischwunde, die zwar stark blutete, aber nicht tödlich war.
    „Ali! Ali! Was hast du mit meiner Tochter gemacht?“ fragte Holkar mit lauter Stimme.
    „Herr!“ erwiderte Ali und warf sich ihm zu Füßen, „habt Erbarmen mit mir. Sie haben sie entführt.“
    „Man hat meine Tochter entführt!“ rief Holkar aus. „Und du Hundesohn hast nichts getan, um sie zu retten, Unglückseliger! Wo ist sie! Wer hat sie entführt? Sprich, so sprich doch endlich!“
    „Herr“, erwiderte Ali, „es war Rao. Er hatte Helfershelfer im Palast. Die Prinzessin wurde aus dem Hinterhalt von Männern gepackt, die zuvor die meisten Eurer Diener erdolcht hatten, und trotz ihrer Schreie und Klagen in ein bereitstehendes Boot geschleppt. Sie brachten sie auf das gegenüberliegende Ufer des Flusses, wo Rao sie mit einer Schar Berittener erwartete; alle zusammen sind sie dann weggeritten, man weiß nicht in welche Richtung, denn sie hatten Vorsorge getroffen, daß am Ufer alle Boote zerstört waren, deshalb hat man sie nicht verfolgen können.“ Holkar hatte diese Nachricht derart niedergeschmettert, daß er nichts mehr wahrnahm. Corcoran jedoch, dessen Aktivität durch diesen unerwarteten Coup eher angestachelt wurde, sann schon nach Mitteln, um Sita wieder in die Obhut ihres Vaters zurückzuführen.
    „Woher kommt eigentlich die Rauchsäule, die wir über Bhagavapur wahrgenommen haben?“ fragte er.
    „Weh und ach, Herr“, erwiderte Ali, „diese Banditen haben, um ihres Erfolges ganz sicher sein zu können, in fünf oder sechs Vierteln der Stadt Feuer gelegt, aber man wird es bald gelöscht haben.“
    „Zunächst“, sagte Corcoran, „müssen wir ans andere Ufer schwimmen und dort die vorhandenen Boote klarmachen, um die Entführer zu verfolgen.“
    „Kapitän, das Unglück ist größer, als Sie glauben“, antwortete Ali. „Wir haben vor kurzem erfahren, daß die Vorhut der englischen Armee nur fünf Meilen von hier steht, was diesem elenden Rao sicher den Mut gegeben hat, uns in Bhagavapur die Stirn zu bieten. In der Umgebung der Stadt hat man schon ein Kavalleriedetachement gesichtet.“
    „Mögen sie kommen“, sagte Holkar lethargisch. „Sollen sie doch mein Leben nehmen, mein Geld. Ich habe meine Tochter verloren, die all das aufwog.“
    Corcoran reichte ihm die Hand und sagte mit fester Stimme:
    „Seid ein Mann, Fürst, und verliert nicht den Mut. Eure Tochter ist entführt worden, aber sie ist nicht tot und nicht entehrt. Wir werden sie wiederfinden, ich garantiere es Euch. Heiliges Kanonenrohr! Warum ist bloß Louison nicht bei ihr geblieben…, sie hätte man nicht erdolcht, verschreckt oder bestochen wie diese elenden Sklaven. Was kommen muß, ist gekommen… Holkar, ich werde Euch verlassen.“
    „Sie verlassen mich! Und das in diesem Augenblick und unter diesen Umständen!“
    „Ich werde Rao verfolgen, ihn ergreifen und eigenhändig an dem nächstbesten Baum aufknüpfen.“
    „Ja, Sie haben recht“, pflichtete ihm Holkar bei, der durch die Hoffnung, seine Tochter wiederzusehen, klareren Kopf gewann. „Ich werde Sie begleiten.“
    „Nein! Ihr bleibt hier!“ erwiderte Corcoran. „Ihr müßt hierbleiben, um den Engländern, die Eure Stadt belagern werden, Widerstand zu leisten. Mich hält im Augenblick in Bhagavapur nichts; ich werde Sita suchen und sie Euch zurückbringen – ich hoffe es wenigstens… Vorwärts, Louison, durch deinen Fehler haben wir Sita verloren, es ist an dir, sie wiederzufinden… Also, mach dich auf die Suche…“
    Mit diesen Worten ergriff er Sitas Schleier, der noch ganz mit dem Irisduft ihres Parfüms durchsetzt war, und ließ die Tigerin daran schnuppern.
    „Es ist Sita, die wir wiederfinden müssen“, sagte Corcoran zu ihr. „Such!“
    Im selben Augenblick kamen die Schwimmer, die ans andere Ufer geschwommen waren, mit demselben Boot zurück, in dem man Sita über den

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