Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)
bin wieder im Hotel. Es hat zu regnen begonnen, verdammt noch mal, ist das nicht passend? Nicht, dass ich nicht gewusst hätte, wie das läuft. Eine Zusage kann schneller zu einer Absage werden, als einem lieb ist. Jeder weiß das. So läuft das nun mal. Das ist die Branche. In einem Moment schwärmen alle von deinem Konzept, im nächsten Augenblick haben sie es sich anders überlegt, weil die Märkte sich nicht so stabil verhalten, wie sie es angenommen hatten; weil es letzten Endes doch zu unsicher ist, auf Nachfrage zu hoffen; weil die Geschichte zwar originell ist, aber nicht einzigartig. Dabei wollen sie nur sagen: Pech gehabt, wir möchten nichts damit zu tun haben. Oder: Pech gehabt, wir nehmen jemand anders. Mist. Ich bin der Typ, der das Spiel verloren hat, so einfach ist das. Was gibt es da sonst noch zu schreiben? Ich habe es versucht und bin gescheitert. Ist immerhin auch eine Geschichte, die ich schreiben kann.
Holly_Go!
Es tut mir so leid. Du musst mir das glauben. So tief und unglaublich leid.
Alex Hobdon
L
Holly_Go!
Kopf hoch! JJJ
Manchmal, dachte sie traurig, kann das Leben gemein sein. Sie wusste, wie er sich fühlte, weil sie wusste, was Absagen waren. Wenn es etwas gibt, was alle Künstler dieser Welt verbindet, dann ist es genau dieses Gefühl. Das Dumme war nur, sie konnte ihm nicht helfen. Er war in Chicago, und sie war hier.
»Alles okay?«, fragte Mica, als er ihr Gesicht sah.
»Nicht wirklich.«
»Alles ist Karma«, meinte Mica. »Man weiß nie, wozu die Dinge gut sind.«
Faye war sich nicht sicher, ob sie Alex damit trösten wollte.
»Das eine führt zum anderen«, erklärte Mica, »und alles gehört zusammen.«
»Ich glaube, ich muss eine Runde um den Block laufen«, sagte Faye. »Darf ich?«
Er nickte. »Denk daran, alles ist Karma. Schreib das deinem neuen Freund.«
»Er ist nicht mein Freund.«
Mica kniff die Augen zusammen und sah sie fragend an. »Was ist er dann?«
Faye Archer, die keine Antwort darauf wusste, atmete tief durch, schenkte Mica ein leicht ratloses Lächeln, und dann entkam sie nach draußen.
Als sie von ihrem Spaziergang in den Laden zurückkehrte, fand sie die nächste Nachricht vor. Es hatte gut getan, durch die Straßen des Viertels zu laufen. Der Wind, der jetzt am Abend fast wieder so kühl war wie am Morgen, hatte ihr Gesicht berührt und einige der Gedanken, die sie bedrückten, fortgeweht. Sie lief ins Kabuff, ging zum Laptop, schaltete ihn ein und las.
Alex Hobdon
Ich war bei GM. Bei ihrer Agentur am Jackson Boulevard. Wenigstens denen hat meine Arbeit gefallen. Vielleicht sollte ich bei dieser Sache bleiben. Werbung ist ein gutes Geschäft. Plakate zu entwerfen scheint eher mein Ding zu sein. Weißt du, was ich gedacht habe, als ich dort war? Ich habe daran gedacht, dass der Weg in eine neue Richtung zum Greifen nahe war. Ich hätte zeichnen, mir Dinge ausdenken, so leben können, wie ich es mir wünsche. Ich habe die Hand nach diesem Traum ausgestreckt und konnte die Veränderungen richtiggehend spüren. Es war wie ein Kribbeln auf der Haut, so eines, bei dem sich dir die Haare aufstellen und du noch Stunden später ein Schaudern spürst. Das Ziel schien zum Greifen nah, und ich habe mich gefreut, und dann hat mir die Wirklichkeit den Boden unter den Füßen weggezogen, und ich bin genau da gelandet, wo ich hergekommen bin.
Vielleicht kennst du das. Du sitzt in einer Besprechung, dein Gegenüber ist ein Fremder. Du redest, und die Worte, die du hörst, sind nicht deine eigenen. Dein Traum hat sich in Luft aufgelöst, und du erklärst einem Mann, der dir weder sympathisch noch unsympathisch ist, lauter unwichtiges Zeug, und dir wird klar, dass es so weitergehen wird. In der nächsten Woche ein neues Projekt, wieder und wieder.
Es tut mir leid, wenn ich mich so schrecklich wehleidig anhöre. Manchmal ist das so. Denke, es wird vorbeigehen. Natürlich wird es vorbeigehen. Nur jetzt gerade ist es kaum zum Aushalten. Ganz ehrlich? Wäre schön, wenn du jetzt hier wärst.
Ich melde mich morgen wieder. Versprochen.
Holly_Go!
Kopf hoch, Alex Hobdon. Kopf hoch!
Faye Archer wusste nur zu gut, wie sich Enttäuschung anfühlte. Jeder Künstler, der hier in Brooklyn oder anderswo auf der Welt lebte, kannte dieses lähmende Gefühl, das wie Gift und Fieber war. Niederlagen und Rückschläge, bittere, lähmende Melodien, o ja, genau das waren sie, die Erfahrungen, die junge Künstler umsonst bekamen.
Aber Faye wusste auch, dass es in ausweglos
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