Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)
zur Hälfte in einem Backsteinhaus verschwindenden Greyhound-Bus, bestellte sich Cheeseburger des Hauses und eine Limonade, beobachtete die Passanten draußen auf dem Bürgersteig und ließ die Zeit vergehen, ohne sie in irgendeiner Weise zu nutzen. Am Nebentisch redeten Männer über die anstehende Wahl, eine Frau tippte hektisch und fortwährend auf ihrem iPhone herum.
Nach einer halben Stunde machte sich Faye auf den Weg zurück zum Real Books.
Mica bediente gerade eine ältere Dame, die einen Pudel mit sich führte, und Faye entschwand ins Kabuff, um kurz online zu gehen. Sie stellte fest, dass Alex erneut geschrieben hatte, und freute sich darüber, nicht zuletzt, weil diese Tatsache vielerlei Deutungen zuließ.
Alex Hobdon
Ein kurzer Zwischenstand: Ich irre jetzt seit mehr als vier Stunden durch die zweite Etage. Bei den großen Verlegern (Marvel, DC, Disney) herrscht ein dichtes Gedränge, da ist kein Durchkommen möglich. Berühmte Autoren und Zeichner signieren ihre Werke, Schauspieler drängen sich an den Fotografen vorbei. Ich habe ein paar Agenten getroffen, mit denen ich vorab Termine vereinbart hatte, und ihnen meine Skizzen, Konzepte und Zeichnungen unter die Nase gehalten, von der Geschichte geschwärmt und Frühstück bei Tiffany als zeitlosen Hit angepriesen. Sie haben mir alle zugehört, teils mehr, teils weniger geduldig: Toni Kline, Stephen Swanson, Rod Fles, Gerald Strasser und einige andere noch. Mittlerweile kenne ich mich mit höflichen Gesichtern aus, die schlechte Nachrichten ausbrüten. Ich muss eine Pause einlegen. In mir schreit es nach einem Kaffee, an einer Stelle ohne Gedränge. Ich muss durchatmen.
Holly_Go!
Kaffee klingt gut. Hatte gerade D-Diner-Cheeseburger. Bis später. Faye
Sie betrachtete den Bildschirm kurz, ging in den Laden zurück.
»Du bist wirklich oft online«, stellte Mica fest, nachdem die ältere Dame mit dem Pudel und einem Buch gegangen war.
»Er schreibt mir«, sagte Faye.
»Du siehst glücklich aus.«
»Fühl mich wie rot mit vielen Punkten.«
Mica nickte nur. »War nichts los beim Yoga.«
»Dachte ich mir.«
»Eine Klasse weniger«, murmelte er. »Ich glaube nicht, dass ich den Kurs noch einmal anbiete.«
»Ich weiß, du wirst froh darüber sein.«
»Was trinkst du da? Tee?«, fragte er. »Machst du mir auch einen?«
»Gern.«
Das war das Muster, dem der Nachmittag folgte. Zwischendurch betrat der eine oder andere Kunde den Laden, die meiste Zeit aber sortierte sie Neuzugänge, während Mica an seiner Homepage herumbastelte. Faye ahnte, dass er plante, einen neuen Kurs anzubieten. Am späten Nachmittag schließlich schrieb Alex erneut, und diesmal waren es wirklich gute Neuigkeiten.
Alex Hobdon
Ich kann es nicht fassen! Unglaublich! Sagt dir The Finch Brothers Company etwas? Vermutlich nicht. Du hast ja geschrieben, dass du recht wenig mit Comics anfangen kannst. Jeff McKay hat meine Entwürfe gesehen. Und er war aufrichtig begeistert. Faye Archer, kann es sein, dass du mir Glück bringst? Ist es möglich, dass ich einfach nur tanzen möchte? Herumlaufen? Springen, Lieder singen? Alles auf einmal? Jeff McKay, der GROSSE Jeff McKay, mag mein Konzept. Er hat mir versprochen, sich zu melden. Kannst dir das vorstellen? Er will sich BALD bei mir melden! Wegen eines Vorschusses und eines Vertrags. Ich kann es kaum fassen, muss mich erst einmal beruhigen. Faye Archer, ich melde mich später wieder. Bald! Ja, bald, bald, bald …
Holly_Go!
Das klingt unglaublich wunderbar! Melde dich schnell. Ich drück dir so sehr die Daumen. Faye
Sie erzählte Mica davon, der sich mit ihr freute, rief T. C. im LL an und versprach, die Miles-Davis-Schallplatte am nächsten Tag abzuholen. Sie notierte sich ein paar Textzeilen für ein neues Lied, durchforstete auf Micas Geheiß den Katalog mit den Neuerscheinungen von Simon & Schuster nach lesenswerten Titeln. Sie goss die Pflanzen und gab den Katzen Futter. Dann meldete sich Alex wieder, irgendwann am sehr späten Nachmittag, als es draußen schon dämmerte.
Alex Hobdon
Kennst du dieses Gefühl, das man hat, wenn sich alles ändert? Du siehst Farben, hörst Musik, spürst das Leben in dir, und dann kippt die Welt, einfach so. Alles wird grau, stumm, leblos. Jeff McKay hat sich gemeldet. Nichts, außer ein paar Floskeln; wiederholen will ich keine davon. Es gibt keinen Vertrag. Kein Buch. Nichts. Es ist wie ein Schlag ins Gesicht, in den Magen. Ach, Faye, es ist wie viele Schläge, die einen überall treffen. Ich
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