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Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Titel: Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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herstellen, könnte man das Gesamtgewicht mindestens um die Hälfte verringern, und die Stoßfestigkeit würde sich verbessern. Außerdem wollte Kalle auch die Automatik verfeinern, die Funktionen des eingebauten Handys und die Aufnahmekapazitäten des Tonbandgerätes erweitern und an den technischen Eigenschaften des Mikrofons und des Lautsprechers feilen. Natürlich musste auch eine stabile und elegante Tragetasche her, ähnlich wie sie für Kameras angefertigt wurde, denn die Gebetsmühle sollte ja ihren Besitzer ganz selbstverständlich auf seinen Reisen begleiten. Sie wäre gleichsam ein automatischer Reisepastor und einsetzbar für jedwede Religion oder Glaubensrichtung, abhängig davon, welche Sprache oder Religion auf dem Gerät gespeichert war.
    Kalle machte durchs Zugfenster Fotos. Je weiter es bergauf ging, desto verkrüppelter wurden die Bäume, und ganz oben war die Gegend völlig baumlos. Trotzdem war die Landschaft nicht ohne Leben. An den sommerlich grünen, saftigen Hängen weideten Yaks, und die Reisenden bekamen sogar eine echte Kamelkarawane zu sehen. Mindestens zwanzig der in sich gekehrten Tiere trotteten schwer beladen dahin. Bewacht wurden sie von etlichen klein gewachsenen Chinesen, einige gingen zu Fuß neben der Karawane her, andere ritten auf Kamelen oder Eseln. Der Waggonbedienstete erzählte, dass in diesen abgelegenen Gegenden die Einheimischen immer noch die traditionellen Gewerbe betrieben, sie hüteten Schafe und transportierten auf langen Strecken ihre Waren mit Kamelen. Das sei auch kein Wunder, denn hier gebe es noch keine richtigen Straßen, sodass moderne Lastautos nicht benutzt werden könnten. Aber wenn erst einmal die neuen Hilfsprogramme für die rückständigen Randregionen umgesetzt worden wären, dann könnten die Leute hier künftig mit den Kamelen Wettrennen veranstalten, könnten auf Märkten und auf sommerlichen Festen den Rausch der Geschwindigkeit auskosten. Die schweren Transporte würde man dann mit Lkws durchführen, die der Staat zur Verfügung stellte. Die Menschen müssten sich nicht mehr bei schwerer körperlicher Arbeit abplagen, dafür würde die aufopferungsvolle und weitblickende Führung des großen China sorgen.
    An dieser Stelle unterbrach der Mann seine Lobeshymne, denn eine Yakherde zog durch eine weite Ebene, und am äußersten Rand der Herde begann ein großer Bulle eine Kuh zu bespringen. Der Zugbegleiter und einige Reisende entledigten sich ihrer Sauerstoffmasken und stellten sich ans Fenster, um sämtliche Phasen des Fortpflanzungsaktes der gehörnten Tiere genau zu verfolgen. Auch der in wildem Tempo dahinrasende Zug stoppte, nicht etwa wegen eines technischen Defekts oder eines Hindernisses auf den Schienen. Der Lokführer und die Reisenden sollten die großartige Gelegenheit bekommen, die Paarung dieser seltenen Tiere zu beobachten. Als der Akt zu Ende war, setzte sich der Zug kaum spürbar in Bewegung und beschleunigte gleich darauf wieder auf das vorherige Tempo.
    Kalle hatte bereits zahlreiche Fotos geknipst, Lauri wiederum hatte eifrig Notizen gemacht. Beide bekamen mehr und mehr das Gefühl, dass es mit dem Reisetagebuch über diese bemerkenswerte Bahnstrecke und den noch bemerkenswerteren Zug vielleicht doch noch klappen könnte. Die Schienen waren in dieser Höhe über eine Betonbrücke verlegt worden. Wahrscheinlich war es billiger gewesen, die Schienen durch die Luft zu verlegen, als ihnen den Weg durch schroffe Felshänge zu ebnen. All dies galt es zu verewigen und in Buchform zu verpacken. Selbst wenn das Buch nie veröffentlicht würde, so wäre es immerhin ein ausgezeichneter schriftlicher Bericht für den Dalai Lama.
    Kalle hatte hier auch reichlich Zeit, sich mit seinen Erfindungen zu beschäftigen. Er hatte ein sonderbares Bild von einem Bettbezug in sein Heft gezeichnet, der an einem Haken von der Decke hing. Er erklärte, dass das Wechseln eines Bettbezuges eine schwierige und ärgerliche Angelegenheit sei, besonders Männer bekamen das kaum hin. Ständig verdreht sich der Bezug, wenn sie die Decke hineinzustopfen versuchten. Aber wenn man den Bezug an der Decke aufhängen würde, wäre das Problem behoben. Lauri fand die Erfindung clever. All die Millionen Junggesellen, Witwer und geschiedenen Kerle auf der ganzen Welt würden sich bestimmt sofort diese Hängevorrichtung für ihr Schlafzimmer anschaffen und wären Kalle und seiner Erfinderfirma bis an ihr Lebensende dankbar.
    Kalle erzählte, dass ihn die Mungos, die sie

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