Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle
beim Dalai Lama gelassen hatten, auf die Idee gebracht hätten. Den Tierchen konnte man wahrscheinlich leicht beibringen, einen Bettbezug aufzuziehen. Jedes von ihnen müsste eine Ecke der Decke zwischen die Zähne nehmen, dann würden sie zu dem Bezug hinaufklettern, worauf sich die Decke mühelos einziehen ließe. Aber da es nicht lohnte, Millionen von Bettbezieher-Mungos zu züchten, war es besser, die Idee weiterzuentwickeln und an der Decke des Schlafzimmers Haken anzuschrauben, um mit deren Hilfe die Sache zu meistern. Fehlte nur noch ein Küchenhocker, und das Ergebnis wäre garantiert ordentlich und fachgerecht.
Obwohl Lauri die Bettbezugerfindung recht pfiffig fand, glaubte er nicht, dass sich allein damit die Zukunft von Kalles Firma absichern ließe. Das Projekt dürfte kaum ein Kassenschlager werden, es würde einfach nicht genügend Einkünfte bringen. Kalle ließ sich von diesen Zweifeln nicht erschüttern, er lachte nur und erzählte von seiner neuesten Idee. Hierbei handelte es sich um ein revolutionäres Projekt für den Bau von Autobahnen. Gewaltige Hauptverkehrsstraßen, sechs- oder sogar achtspurig, würden künftig aus durchsichtigem Kunststoff gebaut und von hohen Stelzen getragen, ähnlich wie die neue Bahntrasse zwischen Peking und Lhasa.
Kalle betonte, dass die Erfindung keineswegs zu Ende gedacht sei, aber früher oder später würden sämtliche neuen Autobahnen der Welt auf seine Weise gebaut werden, und zumindest das wäre dann nicht mehr nur Kleinkram. Da jährlich weltweit Tausende Kilometer neuer Autobahnen geplant wurden, würde auf sie beide ein so gewaltiger Geldregen niederprasseln, dass sie keinen Grund mehr hätten, über die bescheidenen Patenteinkünfte aus der Bettbezugerfindung zu jammern.
»Das Geld wird fließen wie ein reißender Strom, glaub mir«, versicherte Kalle.
Lauri legte seine Sauerstoffmaske wieder an und dachte über die Sache nach.
12
Als es Nacht wurde, half der Zugbegleiter den Reisenden, die Sessel herunterzuklappen, und er verteilte Decken. Im Waggon wurde das Licht ausgeschaltet, und das Bordradio, das leise Musik gespielt hatte, verstummte. Lauri Lonkonen, Kalle Homanen und auch alle anderen Reisenden schliefen ein. In dem klimatisierten und druckregulierten Waggon des mit hoher Geschwindigkeit dahinrasenden Zuges waren sie sehr müde geworden. Die Sauerstoffmasken waren ein wenig befremdlich, störten aber nicht beim Einschlafen.
Am Morgen sorgte der lächelnde Zugbegleiter für gedämpftes Licht und deckte im Speiseabteil, das sich am Ende des Waggons befand, zum Frühstück ein. Es gab Huhn, Frühlingsrollen, verschiedene Salate, Krebse, frisch getoastetes Brot, Reis, Aufschnitt nach westlicher Art von Rind und Schwein, außerdem Fisch, anscheinend Karpfen, und diverse Käsesorten sowie Würstchen nach deutscher Art. Dazu hatte der Zugbegleiter große Kannen mit Tee zubereitet – sowohl grünen als auch dunkleren, roten. Ein zünftiger Start in den zweiten Reisetag unter der Obhut des lächelnden Chinesen.
Nach dem Frühstück machte sich Kalle daran, eine Baueinheit für seine Autobahnen aus Kunststoff zu zeichnen. Lauri verfolgte seine Bemühungen und bemerkte bald, dass Kalle eine riesige, mobile Stahlkonstruktion plante, in der ein Kunststoffschmelzofen und diverse andere Räumlichkeiten untergebracht waren. Der ganze gewaltige Koloss würde sich, so Kalle, aus eigener Kraft vorwärtsbewegen können. Kalle versah ihn unten mit Raupenketten und sechs Paar Rädern, auf denen ein stabiler Rumpf ruhte, der wiederum die erforderlichen Mannschaftsräume trug. An beiden Seiten befanden sich zwei Bagger mit großen Schaufeln, die etliche Kubikmeter fassten.
Lauri wunderte sich ein wenig über die Ausmaße des Projekts. Die Baueinheit war vermutlich überdimensioniert, sie hatte mindestens die Größe einer Ölplattform. Ließ sich solch ein Ungetüm überhaupt herstellen, und wie sollte mit seiner Hilfe eine neue Autobahn entstehen?
Kalle kümmerte sich nicht um Lauris Zweifel und sagte nur, dass der Bau von Autobahnen nun mal ein riesiges Unterfangen sei und dass man diese Arbeit nicht mit kleinen Maschinen durchführen könne. Es handele sich hier um eine große Baueinheit, die Arbeitsplatz, Quartier sowie Lager- und Produktionszentrum in einem sei, also alles umfasse, was man beim modernen Straßenbau brauche. Gut möglich, dass sie allzu riesig erscheine, aber das sei eine optische Täuschung. Beim Autobahnbau der Zukunft werde man nichts
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