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Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Titel: Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Ruhepausen machten die Flüchtlinge nur alle zwei Stunden, denn jetzt drängte die Zeit. Die Chinesen würden es ihren Gefangenen kaum erlauben, das Land zu verlassen.
    Am Nachmittag verzehrten Lauri und Kalle eine der für unterernährte Bewohner von Entwicklungsländern zusammengestellten Essensrationen. Nicht übel. Die Plastikschale mit knapp einem Liter Inhalt enthielt gekochtes Gemüse und graue Soße, in der undefinierbare Fleischstückchen schwammen. Die Notration war jedenfalls schmackhafter und vor allem nahrhafter als das Häftlingsessen im Klostergefängnis. Zum Abschluss der Mahlzeit genehmigten sie sich einen Schluck Reisschnaps.
    Der Pfad führte die Flüchtlinge auf die Hochebene, und obwohl in den Tälern Hitze herrschte, lag hier oben ewiger Schnee. Die Luft war leicht und klar und die Stimmung der Männer großartig. Einzig der Helikopter machte ihnen Sorgen, denn der würde sie hier schon von Weitem entdecken können. Deshalb blieben sie von Zeit zu Zeit stehen, um zu lauschen. Wenn sie kein Helikoptergeräusch hörten, gingen sie weiter; hörten sie aber auch nur entferntes Knattern, suchten sie sofort nach Sträuchern, die dicht genug waren, um sich darunter zu verstecken. Um ganz sicherzugehen, entledigten sie sich der Rucksäcke und bedeckten sie mit Schnee, und sie selbst wälzten sich auch im Schnee, sodass sie nicht so leicht als Menschen zu erkennen waren.
    Am dritten Tag hörten sie keine Helikoptergeräusche mehr, stattdessen flößten ihnen die Abdrücke eines furchterregend großen Tieres am schneebedeckten Berghang Angst ein. Die Vorderpfoten des Ungeheuers waren zweimal größer als die eines Mannes mit extrem großen Füßen, und die Hinterpfoten waren fast einen halben Meter lang und nur um Weniges schmaler. Die langen Krallen zeichneten sich deutlich im Schnee ab, ebenso die Abdrücke der Ballen. Was für ein Wesen war da unterwegs gewesen? Es konnte sich nur um einen riesigen Eisbären handeln, ein Raubtier von vielleicht tausend Kilo Gewicht. Kalle glaubte nicht recht daran, dass in Tibet Eisbären herumliefen. Wie sollten sie im Gebirge zurechtkommen, wo es außer ein paar kleinen Bergseen kein offenes Meer und keine Robben, geschweige denn Walrosse gab? Doch auch er musste zugeben, dass der seltsame Wanderer auf jeden Fall riesengroß war. Allerdings waren die Abdrücke der Tatzen sehr flach. Das Tier war knapp zwei Zentimeter in den Schnee eingesunken. Sollte es wirklich tausend Kilo wiegen, hätte es mindestens ein halber Meter sein müssen.
    »Schade, dass die Chinesen die Kamera beschlagnahmt haben«, bedauerte Kalle. Diese Spuren hätte er verewigen müssen.
    Der »Schneemensch« war Mitte des vergangenen Jahrhunderts die berühmteste Gestalt aus Tibet gewesen. Damals hatte man im Schnee des Himalaja ähnliche, von einem riesigen Wesen hinterlassene Spuren gefunden. Reporter hatten sie fotografiert, und herbeigeeilte Zoologen hatten sie ausgemessen. Die ganze Welt hatte die Geschichte mit Spannung verfolgt. Man hatte das Raubtier für den Vertreter einer besonderen, nur im Himalaja vorkommenden Gattung gehalten, die dank des abgeschiedenen Lebensraumes von der Jagdleidenschaft der Menschen verschont geblieben war. Viele Tausend neugieriger Abenteurer waren nach Tibet gereist, um den faszinierenden und furchterregenden Schneemenschen aufzuspüren, aber niemand hatte ihn zu Gesicht bekommen. Stattdessen waren weitere Spuren gefunden worden, und entsprechende Nachrichten aus dem abgeschiedenen Land waren Jahr für Jahr um die Welt gegangen. Der Yeti war zum weltweit berühmtesten Wesen jener Zeit geworden. Er war beliebter und gefürchteter gewesen als die Staatschefs der USA und der Sowjetunion zusammen. Hier waren Lauri und Kalle auf ihrer Flucht also auf die Spur eines womöglich noch größeren Schneemenschen oder Riesenraubtieres gestoßen.
    Die Situation schien äußerst gefährlich. Oben in den Wolken über dem höchsten Gebirge der Welt lauerte der chinesische Militärhubschrauber, und hier unten auf dem schneebedeckten Berg verlief die Spur eines womöglich blutrünstigen Schneemenschen. Mit ernster Miene konstatierte Lauri, dass sie nun darauf gefasst sein mussten, entweder mit dem Maschinengewehr erschossen zu werden, oder sie würden von einem wütenden und hungrigen Schneemenschen in Stücke gerissen, sowie er ihre Witterung aufgenommen hätte.
    Kalle zog den langen Dolch aus dem Rucksack und erklärte, dass er sich von keinem wild gewordenen Tier zerreißen

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