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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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kein Schicksalsschlag für viele.
    »Und die Frau?«, frage ich.
    Gottschall hebt die Schultern und winkt ab. Er will nicht darüber reden.
    Ich frage mich, ob es die Wilde, die »nicht übel« war, bis nach Lucca geschafft hat.
    »Als ich meine Pläne erklärte, gab es zuerst ein wenig Widerstand. Doch wir überwanden die Meinungsverschiedenheiten schnell und machten uns an die Arbeit.«
    Der Lastwagen war so groß, dass er nicht in die Stadt gefahren werden konnte. Der Umbau fand nachts statt, jenseits der Mauern, im Schutz von bewaffneten Wächtern.
    »Zu den wichtigsten Veränderungen gehörten die kugelsicheren Scheiben. Zum Glück gab es in der Stadt jemanden, der gepanzerte Fenster und Türen verkaufte. Und dann der spezielle Anhänger. Für seinen Bau verwendeten wir Teile von drei Sattelschleppern, die wir auf der Autobahn fanden. Und da unsere Dieselvorräte irgendwann einmal zur Neige gehen mussten, entwickelte ich die Idee mit dem großen Gasbeutel. Eine riskante Angelegenheit, aber was sollte ich machen? Ich habe so etwas einmal bei einer Reise in China gesehen. Dies war der schwierigste Teil des Projekts. Nein, ich korrigiere mich: Der schwierigste Teil war die Läuterung der Gemeinschaft.«
    »Wie meinen Sie das?«, frage ich.
    Gottschalls Augen reflektieren das orangefarbene Licht der kleinen Flammen, die in der Kohlenpfanne tanzen.
    »Ich meine damit, dass im Herzen einiger Gemeinschaftsmitglieder unreine Gefühle wohnten. Es waren Herzen, die geläutert werden mussten.«
    »Wie?«
    Gottschall schließt die Augen. »Mit Wasser. Und mit Feuer.«
    Als der Lastwagen fertig war, begann für die Gemeinschaft, die Gottschall aufgenommen hatte, eine neue Phase. Eine Phase, die für viele jener Leute überraschend kam.
    »Wir reinigten die Stadt. Es waren festliche Nächte, als die Flammen das Sündige verbrannten und die Luft säuberten. Meine Gefolgsleute kümmerten sich um die Verweigerer und Widerspenstigen, um jene, die glaubten, der Müßiggang in irgendeinem Loch sei die Bestimmung des Menschen.«
    »Allmächtiger Gott …«, flüstert Feldwebel Wenzel.
    Gottschall nickt. »Genau. Allmächtiger Gott. Die richtigen Worte. Es war Gott, der mir das Zeichen sandte, der mir zeigte, welchen Weg es zu beschreiten galt. Ein Regenbogen erschien am Himmel.«
    »Unmöglich!«
    Das kommt von Diop. Das eine Wort platzt aus ihm heraus, mit einem Akzent, der an seine Muttersprache erinnert.
    »Seit dem FUBARD hat niemand mehr einen Regenbogen gesehen! Es gibt keine mehr! Sie sind tot! Ebenso tot wie alles andere!«
    Gottschall fährt ungerührt mit seinem Bericht fort.
    »Ein Regenbogen erschien am Himmel und zeigte mir den Weg. Und der Weg führte nach Osten.«
    »Amen, Bruder«, wirft Bune ein, und diesmal lässt Durand ihn gewähren.
    »Dreißig von uns brachen auf. Die Stärksten und Jüngsten, die besonders Beseelten. Wir gingen an Bord dieser Kirche auf Rädern, mit einer Mission, wie sie dieser Planet seit den Zeiten der Heiligen Kreuzzüge nicht mehr gesehen hat. Morgen lernen Sie einige der Krieger kennen, die ersten Ritter. Nur sechs von den ursprünglichen dreißig sind übrig.«
    Und wie viele von ihnen hast du umgebracht?, möchte ich ihn fragen, doch die Erwähnung des Regenbogens hat meine Gedanken durcheinandergewirbelt.
    Mein Vater rief uns manchmal von der Arbeit oder aus dem Auto an, um uns zu sagen, dass wir aus dem Fenster schauen und einen Regenbogen bewundern sollten. Der schönste Regenbogen, den ich je gesehen habe, sagte er immer.
    Mein armer Vater.
    Es hätte dir vielleicht gefallen, diesen Irren zu hören, wie er von unmöglichen Regenbögen erzählt. Und der Laster würde dir gefallen. Von dem wahnsinnigen Mörder, dem er gehört, hieltest du bestimmt nichts, aber von dem Lastwagen wärst du begeistert gewesen und hättest vielleicht sogar Möglichkeiten gefunden, ihn zu verbessern.
    »Was ist, Pater Daniels? Interessiert Sie meine Erzählung nicht? Langweile ich Sie vielleicht?«
    Ich gähne.
    »Ganz im Gegenteil. Aber ich bin sehr müde. Wir sollten uns schlafen legen.«
    Gottschall schüttelt den Kopf. »In der größten und schnellsten Kirche Gottes auf Rädern folgen wir nicht dem Rhythmus dieser faulen, unreinen Zeit. Wir halten uns vielmehr an die Zeit unserer Väter, wie sie ihnen überliefert wurde. Wir schlafen nachts und arbeiten im Lichte des Tages, wie es Gott will.«
    Und damit sind alle vierundzwanzig toten Apostel erklärt, denke ich, behalte diesen Gedanken aber für

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