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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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vor der Zelle schlafen tief und fest.
    Ungläubig folge ich dem Alten.
    Draußen ist es kalt. Schnee tanzt im Wind, der uns in die Kleidung fährt. Die kleinen Flocken fühlen sich scharf wie Rasierklingen an.
    Wann hast du zum letzten Mal eine Rasierklinge benutzt?, fragt die Stimme in meinem Kopf. Und doch steckt das Bild noch immer in dir. Du fühlst ihre Schärfe, ihr kaltes Metall. Was unterscheidet die Rasierklinge in deinem Geist von der wirklichen? Beide schneiden.
    Der Alte verschwindet im Schneetreiben, und er nimmt die Landschaft um uns herum mit.
    Ich finde mich vor dem Markusdom wieder.
    Meine Fußspuren scheinen aus der Mauer zu kommen.
    Zorn durchwogt mich.
    »Warum machst du das mit mir? Wenn du imstande bist, mich aus einem Gefängnis zu befreien … Warum hast du dann zugelassen, dass sie mich wieder gefangen nehmen? Ich war der Insel so nahe! Warum hast du mich aufgehalten?«
    Das Echo eines Lachens – des Lachens der Stadt – ertönt um mich herum.
    »Warte!«, rufe ich und schlucke den Zorn hinunter.
    Mein Name ist Legion, flüstert die Stimme in meinem Kopf.
    Der Wind erhebt seine Stimme, bedeckt meine Fußspuren mit Schnee und schiebt mich durch die Nacht, dem Ziel entgegen.

40
    DIE INSEL DER TOTEN
    Die Insel der Toten zeichnet sich in einem seltsamen Nebel ab, wie ich ihn nie zuvor gesehen habe. Dicht und milchig ist er und scheint ein neues Meer um die Mauern der Insel zu bilden, die dadurch wieder zu einer richtigen Insel wird.
    Eine Stunde vor Sonnenaufgang – erstes Licht kriecht durch die Dunkelheit.
    Ich nehme es mit Erleichterung zur Kenntnis. Es war nicht leicht, hierher zu gelangen. Ich würde gern behaupten können, dass eine übernatürliche Kraft meine Schritte lenkte und mir half, mich nicht in dem Labyrinth aus Gassen zu verirren.
    Den größten Teil der Nacht hat es gedauert, im Dunkeln durch die Calli zu wanken, die vom Markusplatz zu den Fondamenta Nuove führen. Wenn wirklich alles einen Sinn hat, so frage ich mich, welche Bedeutung diese absurde Verschwendung von Zeit haben soll, mich erst mit Durand und seinen Männern zusammenzubringen und mich dann wieder von ihnen zu trennen.
    Mit der Stadt im Rücken fühle ich mich wie ein Seemann auf der Brücke eines Schiffes. Vor mir liegt ein seltsames gelobtes Land, wo sich Wunder mit Magie vermischen und nur das Monströse mit menschlicher Stimme spricht. Die Wochen der Reise haben mich zu einer harten Klinge gemacht, und drei Tage der Einsamkeit und des Hungers haben diese Klinge geschärft.
    Nie bin ich mehr bereit gewesen, meine Mission zu erfüllen.
    Wie schön wäre es gewesen, ein Boot aus dem Nebel kommen zu sehen, eine Fähre, die mich zum anderen Ufer bringen soll. Ich hätte mich auch mit einem großen Schwan begnügt. Oder einem geflügelten Pferd. Oder einem Hippogryphen …
    Die Vorstellung von mir selbst als Helden entlockt mir ein Lächeln.
    Du solltest besser nicht zu sehr träumen. Die Welt dort draußen ist schrecklich konkret, mein Freund …
    Richte ich diese Worte an mich selbst, oder stammen sie von der Stimme in meinem Kopf?
    Ich hebe und senke die Schultern. Welche Rolle spielt es?
    »Die Stimme in deinem Kopf hat gesagt, ihr Name sei Legion.« Ich spreche laut, mit so rauer Stimme, dass ich fast erschrecke.
    »Ich weiß.«
    »Weißt du auch, was das bedeutet?«
    »Na klar.«
    Für mich selbst zitiere ich aus dem Evangelium nach Lukas. »Und Jesus fragte ihn und sprach: Wie heißest du? Er sprach: Legion. Denn es waren viel Teufel in ihn gefahren. Und sie baten ihn, dass er sie nicht hieße in die Tiefe fahren …«
    »Siehst du? Er selbst, jenes monströse Geschöpf, hat sich dir als Dämon vorgestellt! Wie kannst du seinem Ruf folgen? Warum willst du zu ihm gehen?«
    »Er hat mich aus der Gefangenschaft befreit.«
    »Nur weil er ein schlimmeres Schicksal für dich vorgesehen hat.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Das glaubst du nicht? Traust du ihm vielleicht?«
    »Ich denke schon.«
    »Hast du alles vergessen? Die schrecklichen Kreaturen an der Straße, der Angriff in Torrita Tiberina, die Angst …«
    »Ich erinnere mich auch an das Wesen, das ich Gregor Samsa nannte. Auch er schien ein Ungeheuer zu sein, aber das war er nicht. Also sei still. Lass mir meine Zweifel; die Zeit der großen Gewissheiten ist vorbei.«
    Das Echo der letzten Worte liegt noch in der Luft, als ich über den eingestürzten Kai klettere und zum zweiten Mal den trockenen Boden der Lagune betrete. Es folgen meine ersten Schritte

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