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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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wiederholt damit die Worte des Patriarchen. »Ihr fürchtet die Dunkelheit und freut euch über ein einfaches Spielzeug. Den wirklich großen Dingen um euch herum schenkt ihr keine Beachtung. Ihr lauft einem Schmetterling hinterher und streitet um nichts.«
    Ich drehe mich zu ihr um.
    Sie ist wunderschön.
    Ich habe nie ein Problem damit gehabt, meinen Sexualtrieb unter Kontrolle zu halten, worum mich meine Kollegen im Priesterseminar beneidet haben. Dass ich Alessia bewundere, hat nichts mit Sex oder Begehren zu tun. Es geht dabei um etwas viel Größeres. Zumindest in dieser Hinsicht fühle ich mich nicht wie ein Kind.
    »Habe ich dir gefehlt, John?«, fragt Alessia und lächelt.
    »Es liegt ein anstrengender Tag hinter mir, aber ja, du hast mir gefehlt.«
    »Jetzt dauert es nicht mehr lange. Bald kannst du ausruhen.«
    »Bald?«, erwidere ich, ohne zu verstehen.
    »Jeder von uns ist ein kleiner Stein in einem großen Mosaik. Wie klein der Stein auch sein mag, er gehört zu dem Mosaik, dessen Muster ohne ihn unvollständig wäre.«
    Ich strecke die Hand aus und versuche, Alessia zu berühren.
    Sie bewegt sich nicht, aber trotzdem wird der Abstand zwischen uns größer.
    »Komm, ich zeige dir etwas«, sagt sie fröhlich. Und wir gehen zwischen den Gräbern.
    Ich sehe mich nach Gottschall um, der begleitet von einem metallischen Klirren in die entgegengesetzte Richtung stapft, zum Eingang des Friedhofs.
    »Lass ihn gehen. Er weiß, was er tun muss.«
    Alessia deutet auf eine Lücke in der Innenmauer des Friedhofs.
    »Komm. Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Ich weiß. Die drei Männer …«
    »Sie kommen hierher. Deshalb geht David nach draußen.«
    »David? Du nennst dieses Ungeheuer David?«
    »Was du gesehen hast, ist nicht mehr Gottschall. Der Mann hat eine Läuterung hinter sich und dient jetzt dem Patriarchen.«
    »Ich habe gesehen, wie er starb! Was ist dein Patriarch, ein Voodoo-Hexer?«
    Alessia lacht.
    Sie klettert auf die Reste eines Kolumbariums. Menschliche Knochen, Sargreste und Marmorbrocken formen eine Treppe, die in einen anderen Teil des Friedhofs führt, in einen Bereich voller Kreuze, viergeteilt von zwei Wegen, die sich in der Mitte treffen. Weiter hinten ragt ein recht massiv wirkendes Gebäude ohne Fenster auf. Die Stümpfe verbrannter Zypressen sehen aus wie die Säulen eines schwarzen Tempels.
    »Der Patriarch ist dort«, sagt Alessia. »Aber vorher will ich dir noch etwas zeigen …«
    Sie geht schneller.
    Sie läuft fast, zu einem Grab in der Mitte dieses Gevierts.
    Mit dem Lächeln eines Kindes deutet sie auf ein verblichenes Foto an einem Kreuz aus verwittertem Stein.
    Ich gehe vor dem Kreuz in die Hocke, strecke die Hand aus und streiche Eis fort.
    Von dem alten graubraunen Foto sieht mir Alessias Gesicht entgegen. Die Züge sind ein wenig anders, aber sie ist es, kein Zweifel.
    Mit zitternden Fingern entferne ich die Kruste aus Schnee und Eis von der Inschrift des Kreuzes.
    Der Vorname: ALESSIA.
    Der Nachname.
    Zwei Datumsangaben.
    Ich hebe den Blick. Ich sehe sie an.
    Wieder strecke ich die Hand nach ihr aus, und diesmal weicht Alessia nicht zurück.
    Meine Finger nähern sich dem Arm und zittern immer mehr …
    Ein Schuss zerreißt die Stille, gefolgt vom Rattern einer Maschinenpistole.
    Wütende Schreie erklingen.
    Dann noch ein Schuss.
    Alessia dreht sich um und läuft zum niedrigen, fensterlosen Gebäude am Ende des Wegs. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Auf halber Strecke wendet sie sich nach links, in den Seitenweg. Ich folge ihr. Wieder rattert eine Maschinenpistole, und Kugeln treffen ein Grab zwei Meter hinter mir. Wenn ich nicht entschieden hätte, Alessia zu folgen, wäre ich jetzt tot.
    Ich laufe weiter, und es ist mir ein Rätsel, wo ich die Kraft dafür finde. Vor wenigen Stunden, als ich die Insel zum ersten Mal gesehen habe, stand ich kurz vor dem Zusammenbruch. Und jetzt renne ich wie ein Junge bei einem Querfeldeinlauf.
    Wieder knallen Schüsse, und die Kugeln schlagen Eis- und Marmorsplitter aus einem anderen Grab. Ohne innezuhalten, drehe ich den Kopf und sehe mich kurz um. David Gottschall kämpft mit seinem absurden Schwert, schwingt es hin und her und hält damit zwei Männer in Tarnanzügen und Gasmasken in Schach. Der dritte Mann nimmt Alessia und mich aufs Korn.
    Ich weiß nicht, wer auf uns schießt, aber Durand kann es nicht sein, denn er hätte mich sicher nicht verfehlt.
    Gottschall dominiert die Szene – er ist wirklich sehr

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