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Die Yoga-Kriegerin

Die Yoga-Kriegerin

Titel: Die Yoga-Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana T. Forrest
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akzeptieren würde. Ich hatte meine Vision vom Wiederherstellen des Regenbogenbandes des Volkes . Ich hatte diese Erfahrung dessen, was sich in allen Dingen be wegt. Und dann passierte noch etwas, was mir die Triebkraft gab, mich in Richtung meiner Mission in Bewegung zu setzen.
    Es war tiefster Winter. Ich erwachte aus einem schuldbeladenen Traum von meinem Pferd, das ich vor all den Jahren im Stich gelassen hatte, als mich noch der Alkohol und die Drogen im Griff hatten – Chelsey, mein weißes, magisches Pferd mit den blauen Augen, meine Schöne, die aussah wie ein Einhorn, das sein Horn verloren hatte. Ich hatte sie an eine angesehene Schule verkauft, aber ich fühlte mich immer noch so schrecklich, dass ich dieses so sanfte, freundliche Wesen aufgegeben hatte. Ich stand auf, immer noch im Netz dieses schrecklichen Traums gefangen, zog mir eine Jacke über meinen nackten Körper, steckte meine bloßen Füße in Schneestiefel und stolperte hinaus zum Klo. Nachdem ich den Hang hinuntergerutscht und -geglitten war, stapfte ich in das Klohäuschen, um zu pinkeln. Ich blickte durch die offene Tür hinunter zum Columbia River und konnte sehen, dass da unten etwas war. Ich konnte nicht genau sagen, was, aber ich spürte einen merkwürdigen Zwang, es herausfinden zu wollen. Ich lief geradewegs den Hügel hinunter zu dem steilen Abhang über dem Fluss, wo Heyoka und ich ein Medizinrad errichtet hatten, einen Kreis aus Steinen mit einem Durchmesser von etwa drei Metern, mit Linien aus Steinen und kostbaren Zeremoniengegenständen, die vom Mittelpunkt in jede der vier Him melsrichtungen liefen – Norden, Osten, Süden und Westen. Ich verstand zwar nicht, warum, aber ich rannte im Uhrzeigersinn dreimal um das Medizinrad herum. Dann blickte ich die Klippe hinunter und sah eine Hirschkuh, die in silbriges Mondlicht getaucht auf dem kleinen Sandstreifen zwischen dem Felsen und dem Fluss stand.
    Wir starrten einander eine Weile lang an. Es war ein magischer Moment. Irgendwann sandte ich eine Frage in Form eines Bildes an sie: Name? Ich dachte, ich würde die Hirschkuh nach ihrem Namen fragen, ohne es damit in Verbindung zu bringen, dass ich in der Zeremonie um meinen Namen als Medizinfrau gebeten hatte. Die Hirschkuh sandte eine so klare Antwort zurück, dass es schien, als ob sie die Worte laut ausgesprochen hatte: Shy Ayla . Ich vermittelte der Hirschkuh in geistigen Bildern: Bleib hier. Ich bin gleich zurück. Ich lief wieder den Hügel hinauf, durch den Schnee rutschend und gleitend, und durchwühlte die behelfsmäßige Küche, bis ich einen Apfel und ein Milchbrötchen fand. Dann rannte ich wieder hinunter, hielt wieder beim Medizinrad an, um dreimal darum herumzulaufen. Die Hirschkuh stand genau am gleichen Platz. Ich streckte die Hand mit dem Apfel und dem Milchbrötchen aus – Komm, da hast du –, doch sie kam nicht näher, um sie zu fressen. Und dann sah ich, was ich zuvor nicht gesehen hatte: Ihr Hinterlauf war beinahe weggeschossen worden; er hing nur mehr an der Haut. Sie war dem Tod so nahe und litt offensichtlich. Ich legte den Apfel und das Milchbrötchen neben sie hin und bedeutete ihr, wieder ohne Worte: Warte hier .
    Ich ging Heyoka holen; zusammen liefen wir dreimal um das Rad herum. Plötzlich traf es mich: Die Hirschkuh ist die Hüterin des Ma ­gischen. Ich stellte die Verbindung her: Chelsey war mein magisches Pferd; nun wurde ich von einer Magischen Hüterin besucht. Sie war hier, um mich daran zu erinnern, dass es an der Zeit war, meine eigene Magie aufzunehmen.
    Heyoka legte das Gewehr an die Schulter, schoss aus geringer Entfernung auf die Hirschkuh und schaffte es irgendwie, sie zu verfehlen. Sie bäumte sich beim Knall der Waffe auf, blieb dann aber wie angewurzelt stehen. Sie muss unvorstellbare Schmerzen gehabt ha­ben. Ich begann zu weinen. Es wird nicht mehr lange dauern , sagte ich ihr ohne Worte. Es brauchte drei Schüsse. Beim dritten Schuss knickte sie in den Beinen ein und fiel würdevoll wie eine Tänzerin zu Boden. Es gab kaum Blut; sie musste schon vorher beinahe verblutet sein. Ich ging zu ihr und streichelte sie, während der Glanz in ihren Augen schwächer wurde.
    Ich zog sie diesen eisigen Hügel hoch. Auf dem Weg dorthin wurde sie immer schwerer und fühlte sich wie ein ausgewachsener Elch an. Ich kam mir vor wie Sisyphus, der den Felsblock bis in alle U nendlichkeit den Hügel hinaufrollen musste. Wir legten sie auf eine Plane, zogen sie ins Haus und nahmen sie aus. Wir nahmen

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