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Die Yoga-Kriegerin

Die Yoga-Kriegerin

Titel: Die Yoga-Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana T. Forrest
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eine Eule hervor. Es waren prachtvolle Geschöpfe, doch ich hatte nur Augen für Bud, den prächtigen Amerikanischen Steinadler mit den stechend gelben Augen, der die meiste Zeit der Vorführung auf Martins Arm saß.
    Martin erzählte uns eine erstaunliche Geschichte über einen an deren Adler, den er gesund gepflegt hatte. Als er den Adler fand, hatte er einen schwer verletzten Flügel; ohne seine Fähigkeit zu jagen wäre dieses wunderschöne Wesen bald gestorben. Der Adler be­ nötigte eine sehr gewagte, gefährliche Operation – und zwar so gewagt, dass der Vogel nicht einfach betäubt und ruhiggestellt werden konnte wie bei einer normalen Operation. Martin musste den ver letzten Vogel stundenlang halten, während der Tierarzt operierte. Während er ihn hielt, kam eine sehr große Adlerlaus – sie war mehr als einen Zentimeter groß! – aus den Federn des Vogels hervor und begann auf Martins Arm hinaufzukrabbeln, über seinen Nacken bis ins Kopfhaar nahe beim Ohr. Martin konnte es nicht riskieren, den Vogel loszulassen, um das Ungeziefer wegzuschnippen; das Leben des Adlers stand auf dem Spiel. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als still zu bleiben, während dieses gruselige, eklige Ding seine Kopfhaut erforschte.
    Das war eine Riesenoffenbarung für mich: Wenn du eine schwere Zeit durchmachst, musst du lernen, das festzuhalten, was für dich kostbar ist, was auch passieren mag. Halte es locker, halte es behutsam – halte es einfach. Alles andere, was passiert – sei es gruselig, eklig, ärgerlich oder beängstigend –, sind nur Adlerläuse.
    Der kostbare Adler war das, was für Martin wichtig war. Für mich sind die Verbindung zu meinem Spirit, meine Medizinpfeife und das Unterrichten von Forrest Yoga zur Wiederherstellung des Bandes des Volkes wie meine Adler. Ich muss sie beschützen, egal, welche Krisen mich schütteln. Wo Adler sind, sind auch Adlerläuse. Das lässt sich nicht ändern. Jedes Mal, wenn ich einen Rückschlag erleide, erinnere ich mich daran: Das sind nur Adlerläuse. Halte einfach nur den Adler still, so wird er wieder fliegen können.
    SPIRITUELLER FOKUS:
    WEIGERE DICH, DEN DIKTATEN DEINER
KONDITIONIERUNG ZU FOLGEN
    DHARMA-DUELLE
    Wie ich bereits in Kapitel 5 erklärt habe, ist ein Dharma-Duell eine Möglichkeit, eine Situation umzudeuten, um dich selbst herauszu fordern, wobei du dich fragst: Was kann ich genau jetzt anders ma chen, um die Diktate dessen, was mein Leben zu beherrschen ver­ sucht, nicht zu befolgen? Es ist erfinderisches Problemlösen. Die Ent­ scheidung, ein Dharma-Duell auszufechten, heißt nicht, dass du Lösungen für alles hast; du formulierst nur deine Absicht, dass du sie finden wirst. Indem ich Dharma-Duelle mit den Folgen meines Missbrauchs, meiner Bulimie, meiner Epilepsie und meiner Lähmungserscheinung ausfocht, lernte ich, nicht aufzugeben. Egal, wel che Rückschläge ich erleide, ich weiß jetzt, wie ich mich mit ih­nen duelliere, anstatt mich mit dargebotenem Hals und von mir gestreckten Pfoten auf den Rücken zu rollen.
    Es gibt einen alten Witz über einen Jungen, der wie wild in einem Riesenhaufen Ponykacke buddelt. Der Haufen ist größer als er selbst, aber er schaufelt immer weiter. »Warum vergeudest du deine Zeit damit, dich durch all diesen Pferdemist durchzugraben?«, fragt ein anderer Typ. »Ich hab mir gedacht, wenn hier so viel Scheiße ist«, antwortet der Junge, »dann muss hier irgendwo ein Pony drin sein.« In unserer Traumwelt – speziell meiner – finden wir die Ponys in Ber gen von Mist. Aber selbst wenn nicht, lautet die Herausforderung: Wie kann ich diese Scheiße nehmen und daraus Dünger machen, um Humor und Schönheit auch in der Verzweiflung zu finden und da­ raus schöne Dinge entstehen zu lassen?
    Welchen Dünger könnte ich möglicherweise darin finden, sexuell missbraucht worden zu sein? Mein erster Gedanke war, wo ich das nun schon mal durchmachen musste und jetzt in diesem Scherben haufen stehe, kann ich vielleicht anderen zeigen, dass sie nicht al- lein sind. Aber ich war noch nicht bereit, so weit zu gehen. Dennoch musste es doch etwas Sinnvolles geben, was ich mit dem machen konnte, was ich erlebt hatte. Ich wollte in der Lage sein, Sehnsüchte zu kultivieren, zu sagen: »Ich will … «, und zu spüren, dass ich es verdiente. Ich wollte in der Lage sein aufzuhören, in Schuld und Scham zu versinken, wenn ich etwas vermasselte. Ich wollte aufhören, alles zu meinem Problem zu machen. Ich wollte aufhören, mir

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