Die Yoga-Kriegerin
Hilfe von anderen zu versagen, und stattdessen um das bitten, was ich brauchte.
Meine Therapie bei Dr. Netherton hatte einen Samen des Einfüh lungsvermögens und Mitgefühls für mich selbst gepflanzt. Ich konnte zugeben und respektieren, dass ich verdammt stark hatte sein müssen, um so winzig gewesen zu sein und doch so schreckliche Erlebnisse durchgemacht zu haben. Der körperliche Schock, regelmä ßig unter Drogen gesetzt und vergewaltigt worden zu sein, war ein un geheurer Preis für dieses Wissen, aber es war ein Beweis dafür, dass ich es überlebt hatte. Ich begriff, dass meine gegenwärtigen Probleme in meinem Leben nicht einmal annähernd so erschreckend waren – das ist ein fantastischer Ausblick. Ich musste zwar immer noch ständig mit dem Glauben ringen, dass ich zu zerstört war, um leben und lieben zu können. Ich fühlte mich immer noch am wohl s ten, wenn ich die Einsiedlerin am Rande des Stammes spielen konnte, diejenige, die die Leute aufsuchen konnte, um geheilt zu werden, und die sie dann wieder in ihrer Ecke zurückließen. Aber ich hatte den Mut gefunden, mich mit Leuten hinzusetzen und mit ihnen ge meinsam zu essen. Ich konnte hinausgehen zum Meer in Santa Mo nica und das Glitzern auf den Wellen sehen. Wie konnte es sein, dass ich das nie zuvor gesehen hatte? Stopp. Atme. Warte. Schau. Da ist es. Die Momente, in denen ich etwas anderes als nur meine Zer störung sah, wurden länger; die Dauer der Selbstverachtungsmo mente wurde kürzer. Nach Jahren der Bulimie lernte ich das Gefühl kennen, wie es ist, essen zu können und mich dabei nicht zu ver krampfen oder es auskotzen zu wollen. Wie wunderbar die Erfah rung war, eine Mahlzeit zu haben, die in meinem Bauch blieb. Gewöhnliche Wunder.
Meine Dharma-Duelle mit Epilepsie haben mir beigebracht, mich nicht durch eine düstere Prognose aus der Bahn werfen zu lassen. Je der Mediziner hatte mir gesagt, dass ich diese unüberwindbare, unheilbare Krankheit habe, ohne Aussicht auf Besserung außer durch Operationen oder Medikamente. Die Ärzte warnten mich: »Sagen Sie niemandem, dass Sie Epileptikerin sind, ansonsten werden Sie Ihre Freunde verlieren.« Manche Leute dachten auch, dass meine Epilepsie ein Zeichen spiritueller Besessenheit sein könnte. Niemand sagte mir, dass eine Therapie helfen könnte. Aber mein Dharma-Duell lehnte diese geistige Haltung ab, dass sich nichts verändern würde, nichts helfen würde. Ich begann meinen Tanz des Erforschens, allen sogenannten unüberwindbaren Widrigkeiten zum Trotz, und fand Wege. Durch die Arbeit mit Dr. Netherton hatte ich immer seltener Anfälle. Ich habe seit ungefähr fünfzehn Jahren keinen mehr gehabt, obwohl mein Gehirn bei blitzenden Kameras oder flackernden Lichtern immer noch reagiert.
Hier ist also der Dünger: Du musst wissen, dass du, wenn du zum Arzt gehst und er sagt, es gebe keine Hoffnung, du noch woanders schauen kannst. Es gibt ein großartiges Sprichwort von Benjamin Franklin: »Die Definition von Wahnsinn ist: immer wieder das Gleiche zu tun und unterschiedliche Ergebnisse zu erwarten.« Wenn du ein anderes Ergebnis haben möchtest, mach etwas anders! Wenn ein Informationsfluss für dich nicht funktioniert, halte Ausschau nach einem anderen, der es tut. Das ist unglaublich wichtig für jeden, der missbraucht worden ist oder mit einer Immunsystemkrankheit zu kämpfen hat, wie zum Beispiel dem Chronischen Erschöpfungssyndrom oder dem Epstein-Barr-Virus-Syndrom. Häufig haben wir in unserem Leben gegen etwas angekämpft und konnten es nicht besiegen, also haben wir einfach aufgegeben. Dieses Aufgeben kann vo n unserem Immunsystem als Zugeständnis verstanden werden, nicht in der Lage sein zu müssen, Viren oder Krankheiten zu bekämpfen. Mein Triumph über meine Epilepsie ist ein unglaublicher Schatz gewesen, wie das Geschenk, andere lehren zu dürfen, nicht aufzugeben, wenn sie ihre eigenen schwierigen Diagnosen bekommen.
Es dauerte Jahre, mich von meinem Unfall im Restaurant mit die sen Lähmungsfolgen zu erholen. Die MRT zeigte, dass ich einen Bandscheibenvorfall und Muskelfaserrisse in Nacken und Rücken hatte. John musste mich die Treppen hochtragen, damit ich in meinem Yogazentrum unterrichten konnte. Er legte mich auf ein Schaf fell, da ich keinen festen Druck auf meinen Knochen ertragen konnte. Ich fühlte mich wie eine Invalidin. Ich hasste es, um Hilfe zu bitten. Der Stress war schließlich der Todesstoß für unsere Ehe, die ich sehr schätzte und die bereits
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