Die Yoga-Kriegerin
gerade noch in Reichweite, musste das Ende des Regenbogens sein. Ich war nicht auf der Suche nach dem legendären Topf voll Gold, aber nach etwas Gutem, etwas Magi schem. Ich wusste, dass Legenden aus einem bestimmten Grund ent stehen, dass immer ein Körnchen Wahrheit darin lag und dass es so etwas auch für mich geben müsste.
Ich sattelte Squirrel auf – er war ein sehr schnelles Vollblutpferd, das nie müde wurde – und jagte geradewegs dem Ende dieses Regenbogens hinterher. Ich konnte mich noch erinnern, dass das Ende des Regenbogens ein Tor zum Feenreich war, einer Zauberwelt innerhalb unserer Welt. Ich konnte genau sehen, wo der Regenbogen auf hörte. Wenn ich ihn nur erreichen könnte ... – entwischt. Ich ga lop pierte auf ihn zu – er verschwand. Ah, da drüben! Ich donnerte wieder geradewegs auf ihn zu – weg war er. Ich wusste nicht, dass Regenbogen je nach Blickwinkel wandern können. Wieder und wieder wich er mir aus. Und je weiter er sich von mir wegbewegte, umso stärker drückte ich mich an Squirrels Hals und gab ihm die Sporen und umso mehr konnte ich den letzten Funken Hoffnung in mir schwinden fühlen, bis sie schließlich im Wüstenregen erlosch. Ich zügelte mein Pferd. Dieses magische Tor, das Ende des Regenbogens, war immer noch vor mir, aber für mich sah es so aus, als wiese mich die magische Kraft ein für alle Mal zurück, da ich so eine unglaublich abscheuliche und bösartige Kreatur war.
Ich beschloss, dass das mein letzter Lebensversuch gewesen sein sollte. Ich war wirklich völlig am Ende. Mein Leben hatte keinen Sinn mehr. Es war Zeit zu gehen, Zeit zu sterben.
Am nächsten Tag ritt ich zwischen den neuen Blumen auf Erkundungstour aus. Es dauerte nicht lange, bis ich den passenden Ort ge funden hatte: ein hohes Tafelland über einem ausgetrockneten Fluss bett, das mit Flussgestein übersät war. Ich blickte mich zwischen den Joshuabäumen um; ich konnte meilenweit sehen. Ich starrte über den Rand der Klippe zehn oder zwölf Meter weit nach unten, hoch genug für einen sicheren Tod. Überall da unten ragten bedrohliche Felsen empor. Das war der Ort.
Ich ritt zurück zur Ranch, brachte die Pferde in den Stall, fütterte sie und gab ihnen eine ganze Menge Wasser. Ich hoffte inständig, dass jemand nach nicht allzu langer Zeit kommen und nach ihnen sehen würde, dass sie sicher vor Schlangen und Kojoten sein würden. Ich liebte sie so sehr; sie waren meine einzigen wahren Freunde. Ich ging von Koppel zu Koppel, streichelte die Pferde und blies ihnen zärtlich in ihre Nüstern. Ich sandte ihnen geistige Bilder – da das genau die Art war, wie wir miteinander sprachen – Bilder eines leeren Platzes, die besagten: Ich bin nicht mehr hier . Weite Landschaften, leere Koppeln. Ich war weg.
Ich kratzte Squirrel an seinen Lieblingsstellen, dort, wo es ihn am häufigsten juckte. Ich streichelte seine Nüstern, die so weich waren, dass sie sich wie Samt anfühlten. Am traurigsten war es, ihn zu verlassen. Er war ein kupferfarbener Fuchs, der wie ein poliertes Pfennigstück glänzte, mit einer sehr hübschen Blesse entlang seines Gesichts. Als ich ihn kaufte, war er ein kleiner Psycho, nicht böswillig, aber er hatte einfach keine Lust, geritten zu werden. Wir verbrachten sehr viel Zeit miteinander, und eines Tages ließ er mich auch auf sich reiten.
Ich dachte an all die Fohlen, denen ich auf die Welt geholfen hatte, an die Pferde, die ich geheilt hatte. Aber das war jetzt alles vorbei. Ich wusste, ich konnte nicht länger die Last ihrer Lebenskraft tragen. Ich konnte nicht einmal die Last meiner eigenen Lebenskraft länger tragen.
Als die Sonne unterging, machte ich mich allein zu Fuß auf den Weg zurück zur Klippe. Wie immer stach der Schmerz meiner wa ckeligen Beine durch den ganzen Körper, und ich zog meinen linken Fuß nach. Doch an diesem Abend war mir der Schmerz egal. Der Schmerz wird erst dann zum Leiden, wenn wir denken, damit leben zu müssen. Ich würde ja nicht mehr länger damit leben müssen. All dem sagte ich Lebewohl. Ich setzte mich nah an den Rand der Klippe und starrte in den dunkel werdenden Himmel. Anfangs schnatterte mein Geist noch so über das Sterben dahin, über die völlige Aus sichtslosigkeit des Lebens. Dann kam er langsam zur Ruhe. Es war eine schöne, klare Wüstennacht. Als sich eine außergewöhnliche Friedlichkeit über mich legte, hörte ich auf, an irgendetwas zu den ken. Hundert Millionen Sterne funkelten über mir, und die milde Luft legte
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