Die Yoga-Kriegerin
Workshop zu kommen. Diese Haltung ist im Workshop nicht erwünscht. Hier geht es darum, wie man als Medium arbeitet.«
Ein Medium zu sein war nicht gerade reizvoll für mich; ich mochte die Vorstellung nicht, im Geist beiseitezutreten, damit je mand anderer hereinkommen konnte. Doch als Rosalyn begann, über das Erspüren von Energie zu sprechen, spitzte ich die Ohren. Aber wieder wurde ich von all diesen Spinnern abgelenkt, die von den Wirbeln und Wellen schwärmten und was immer sie auch sahen. »Oh, schau, ich sehe Einhörner! Und Regenbogen! Ist das nicht wun derbar?« Ich sah überhaupt nichts. Waren diese Leute wahnge steuerte Lügner oder war ich zu blind im Kopf, dass ich mir selbst im Weg stand? Es war eine Zeit der intensiven Selbstzweifel und des Zwei felns an allem um mich herum (und das aus gutem Grund!).
Dann stellte ich fest, dass die Gabe, Energie in anderen Menschen zu sehen, eine Fähigkeit ist, die wir alle haben, genauso wie wir alle auch Augen haben. Ich hatte das Potenzial, Energie zu sehen, doch meine Sehfähigkeiten waren wie ein verkümmerter Muskel. Bingo! Ich wusste, was ich mit einem verkümmerten Muskel tun muss. Du musst in dem Maß an ihm arbeiten, wie er darauf reagieren kann.
Ich erfand etwas, was ich »Sehspiel« nannte. Ich schaute etwas an, blickte dann weg und dann noch einmal hin, um nachzuschauen, was ich übersehen hatte. Ich konnte sehen, dass alles, was ich ansah, etwas ausstrahlte, wie ein Flimmern in der Luft; ich begriff, dass das Energie war. Dort, wo die Energie am stärksten war, zeigte sich auch die stärkste Bewegung. Durch meinen Entschluss, nach ihr zu su chen, wurde ich immer besser darin, sie zu entdecken.
Ich war gewillt, mich auch über meine Augen hinaus zu schulen – Informationen aufzunehmen, in welcher Form sie auch kamen. Ins besondere Gerüche lieferten mir viele Informationen. Wenn der Kö r per nicht ganz in Ordnung ist, riecht er irgendwie seltsam. Es dauerte eine Weile, bis ich diese Signale entschlüsseln konnte. Ich fragte Leute, wie sie sich fühlten. Schließlich stellte ich fest, dass ein dehydrierter Mann nach Katzenpisse riecht. Frauen mit einem Myom haben einen speziellen Geruch. Wenn von jemandem ein me tallischer Geruch ausging, überlegte ich, ob er ein Problem mit einem seiner inneren Organe hatte oder auf Drogenentzug war.
Als ich das erste Mal Energie fließen ließ, war ich mir nicht sicher, ob ich sie wirklich fühlte, doch schon bald begann ich, geradezu nach den Signalen zu jagen. Schon bald konnte ich eine beinahe mag netische Anziehung fühlen. Fest sitzende Energie fühlt sich an wie Schlamm oder ein Blutgerinnsel; es ist ein Wirbel statt eines Stroms. Manchmal spürte ich eine heiße Stelle unter meiner Hand, fast wie eine Sonneneruption; die eingesperrte Energie erinnerte mich an ein Pferd, das in die Enge getrieben wurde. Ein andermal fühlte sich die Energie wie ein schwarzes Loch an; sosehr ich es auch versuchte, ich konnte dieses Fass ohne Boden nicht auffüllen. Das ist eine andere Art von Signal. Aber es gab auch Situationen, in denen ich versuchte, Energie in jemandes Körper hineinfließen zu lassen, um daraufhin zu spüren, wie Energie wieder zurückdrängte, als würde der Körper sagen: Ich kann nichts mehr essen. Ich bin satt.
Ich fing an, mich auf jemanden einzustellen, indem ich einfach beobachtete, welche Empfindungen ich einfangen konnte. Alles strahlt Energie ab. Ich scannte zum Beispiel eine Frau und schaute, in welchen Teilen ihres Körpers die Energieausstrahlung anders war. Trübe, schwache Energie fühlte sich wie eine richtige Straßensperre an. Ein Übelkeitsgefühl in meinem Bauch sagte mir, wenn jemand mit etwas zu kämpfen hatte, was ich »emotionale Eiterblasen« nannte, schmerzliche Empfindungen, die im Zellgewebe eingelagert waren. Ich stellte mich auf den Bereich ein, mit dem ich arbeiten wollte, und fühlte, hörte, roch die nächste Spur. Meine Hände woll ten vielleicht jemandes Nacken untersuchen, selbst wenn ich ein Übelkeits- oder Erstickungsgefühl hatte. Ich dachte nicht so sehr darüber nach, was ich tat, da ich mit meiner Intuition und meinem Einfühlungsvermögen arbeitete.
Ich experimentierte damit, wie ich mit jeder dieser Energien arbeiten konnte. Wenn ich diese Sonneneruption spürte, musste ich den Bereich darum herum öffnen, sodass sich die Energie verbreiten konnte. Wenn sie durch ein Loch davonfloss, musste ich ein Auf fangsystem entwickeln, in dem sich die Energie
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