Die Yoga-Kriegerin
in Nevada City, das von Hyemeyohsts Storm geleitet wurde, dem gleichen Medizinmann, der Rosalyn ausgebildet hatte – eine weitere magische Verbindung. Das Camp war zauberhaft — Menschen unterschiedlichster Herkunft, Hautfarbe und Größe machten dort Kunst und Medizinarbeit und lebten zusammen. Der Hauptversammlungsplatz hieß Phoenix Lodge , was meine Aufmerksamkeit erregte; auch ich versuchte, aus der Asche meines Lebens wieder aufzuerstehen. Ich sah zum ersten Mal zu, wie Heyoka in eine Zeremonie ging. Und ich lernte auch seine Familie kennen. Während meiner Zeit dort gewann ich die Überzeugung, dass diese Art des Lebens der nächste Schritt auf meinem Weg zur Heilerin war. Es war, als ob alles, was uns Rosalyn beigebracht hatte, mit Leben erfüllt wurde. Das waren keine ausgestorbenen Indianer; sie lebten und prak tizierten alles, was ich gelernt hatte, und noch viel mehr.
Das Universum hat sein eigenes Timing. Ich tätigte einen Anruf und erfuhr, dass der Pachtvertrag für mein Studio The Turning Point abgelaufen war. Ich sah das als ein weiteres Zeichen, um auszusteigen – und zu Heyoka auf sein Land dort oben in Washington State zu ziehen und das zu lernen, was die Ureinwohner Nordamerikas »Red Road« nannten, den Roten Weg: der Weg der guten Medizin und Heilung.
Mit meiner typischen Organisationsschwäche warf ich alles, was ich besaß, in meinen Subaru BRAT (die Abkürzung las sich wie das englische »brat«, »Göre« – gab es je ein Auto mit einem bezeichnenderen Namen für mich?) und in den Anhänger und machte mich auf den Weg Richtung Norden mit einer Landkarte, die mir Heyoka geschickt hatte. Kaum oben in Washington angekommen, gab es einen Temperatursturz, und da stand ich nun, in Shorts und bauchfreiem Top, und fühlte mich buchstäblich fehl am Platz. Als ich die Fähre verließ, die den Columbia River überquert hatte, und auf der Landkarte die Richtung prüfte, stellte ich fest, dass an jeder verzeichneten Straße »provisorische Straße« stand – vielen Dank auch, liebe US -Regierung! Ich hatte mich verirrt und fuhr frierend stundenlang ziellos umher, als die Nacht anbrach. Schließlich kam ich an einen riesigen grauen Hügel, der nicht viel anders aussah als der Hintern eines Brontosaurus. Es war eine Erdhöhle – ein unterirdisches, mit Erde bedecktes Haus – das Heyoka gerade baute. Bis auf die Knochen durchgefroren, stolperte ich in etwas hinein, was für die folgenden fünfeinhalb Jahre mein Zuhause werden sollte.
Am nächsten Morgen wachte ich auf und schlenderte nach draußen, wo ich Heyoka dabei fand, wie er Löcher rund um die Schwitzhütte grub, um dann einen ganzen Fisch und ein Maiskorn in jedes Loch zu stecken. Ich hatte gelesen, dass dies die Art ist, wie Indianer etwas anpflanzen. Ein weiteres Zeichen, das die Indianer keineswegs ausgestorben waren. Ich spürte einen Funken Hoffnung. Sie hatten einen Weg gefunden, um zu überleben, und so würde es mir auch gelingen.
Anfangs war ich sehr einsam. Heyoka lebte in ziemlicher Isolation auf seinen sechzehn Hektar Land und war die meiste Zeit mit der Herstellung von heiligem Schmuck beschäftigt. Wir hatten kaum mit anderen Mitgliedern des Stammes Kontakt. Langsam fand ich heraus, wie ich mich nützlich machen konnte. Ich lernte, wie man Holz hackt und Wasser holt, wie man Polier- und Schleifwerkzeug und eine Lötlampe benutzt, um bei der Herstellung der Kunstwerke zu assistieren. Hin und wieder gab ich einen Workshop, um etwas Geld zu verdienen. Manchmal gab ich Leuten Yogaunterricht, die wegen Medizin vorbeikamen.
Dann lernte ich die Perlenstickerei. Ich kreierte wunderschöne, aufwendige Perlenstickereien auf Heyokas Hemden, die er trug, wenn er seine Kunst verkaufte. Ich hatte nie zuvor etwas künstlerisch gestaltet und stellte fest, dass ich es liebte. Aber der Vorgang war neu für mich. Die Fertigkeiten, die ich mir bis zu jenem Zeit punkt angeeignet hatte – Pferde trainieren, Yoga unterrichten –, hat ten keinen klaren Abschluss. Heyoka musste mir beibringen, wann ein Kunstwerk vollendet war. Ich lernte, wie man ein Kunstwerk schafft, das einen Anfang, eine Mitte und ein Ende hat. Ich stellte fest, dass ich ein gutes Gespür für das Zusammenstellen von Farben hatte. Schon bald baten mich die Leute, für sie Perlenstickereien anzufertigen. Dann betete ich und bat um eine Vision, wie das Kunstwerk aussehen und wie seine Energie beschaffen sein sollte, um für den Einzelnen am besten zu funktionieren.
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