Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
der Peregrines« vorgestellt. Das war es also, worum Rogan und sein Bruder kämpften. Diese Burg hatte drei Generationen von Peregrines das Leben gekostet. Sie war der Grund, warum die Peregrines die Howards haßten.
    Als Liana den Reichtum, von dem sie umgeben war, betrachtete, begann sie Rogan besser zu verstehen. Kein Wunder, daß er sich so verächtlich über die kleine baufällige Burg Moray Castle äußerte. Moray Castle mit all seinen Außenwällen paßte allein dreimal in den Innenhof dieser Burg hinein.
    Das ist der Ort, wo Rogan hingehört, überlegte sie. Diese Burg war der passende Rahmen für seine Größe, seine Erscheinung, seine Stärke.
    »Bringt sie in das oberste Geschoß des Nordostturms«, befahl Oliver Howard, und Liana wurde vom Pferd heruntergezogen und zu dem dicken, aus Felsquadern errichteten Türm in der Nordostecke des Hofes gezerrt. Dann ging es eine steinerne Wendeltreppe hinauf, an Räumen vorbei, in die sie kaum einen Blick werfen konnte. Doch alles machte einen sauberen, gepflegten Eindruck.
    Ganz oben im Turm langten sie vor einer mit Eisenstangen bewehrten Tür an, und einer von ihren bewaffneten Begleitern schloß sie auf, schob Liana in den Raum dahinter und sperrte die Tür wieder hinter ihr zu. Es war ein kleines Zimmer mit einer Matratze auf einem Holzrahmen und einem kleinen Tisch mit Stuhl an der anderen Wand.
    Eine Tür führte in die Latrine daneben. Ein Fenster blickte nach Norden hinaus, und Liana konnte von hier aus auf die unglaublich weitläufige Außenmauer blicken, die diese Feste umgab. Männer gingen auf den Mauergängen auf und ab und hielten Wache.
    »Wache vor der winzigen Streitmacht der Peregrines«, sagte Liana bitter.
    Sie legte die Hand an die Stirn, fühlte sich müde und schwindlig im Kopf. Sie hatte die letzte Nacht an einem Baum gefesselt im Regen verbracht, und zu den körperlichen Strapazen kam noch die seelische Belastung ihres Zustands, die zu ihrer Erschöpfung beitrug. Sie ging zum Bett, legte sich darauf, zog die Decke aus mit Wolle gefüllter Leinwand über sich und schlief ein.
    Als sie wieder erwachte, war es bereits später Morgen. Sie erhob sich und ging schwankend hinüber in die Latrine, und als sie die Hand wieder an die Stirn legte, fühlte sie sich heiß an. Jemand war, während sie schlief, in den Raum gekommen und hatte Wasser, Brot und Käse auf den kleinen Tisch gestellt. Sie trank gierig von dem Wasser; aber sie spürte kein Verlangen nach fester Nahrung und ließ Brot und Käse unberührt.
    Sie ging zur Tür und hämmerte mit den Fäusten dagegen. »Ich muß mit Oliver Howard sprechen«, rief sie; aber wenn sie jemand hörte, gab er ihr keine Antwort. Sie glitt an der Tür hinunter und setzte sich auf den kalten Steinfußboden. Sie wollte wach sein, wenn jemand ins Zimmer kam. Sie mußte mit Oliver Howard reden und ihn irgendwie dazu bringen, sie wieder freizulassen. Wenn Rogan und Severn versuchten, sie aus diesem Gefängnis herauszuholen, mußten sie das zweifellos mit dem Leben bezahlen.
    Sie schlief wieder ein, und als sie diesmal erwachte, lag sie unbedeckt, in Schweiß gebadet, auf dem Bett. Abermals mußte jemand in ihrem Zimmer gewesen sein und sie zum Bett getragen haben, ohne daß sie das gemerkt hatte. Sie erhob sich von ihrem Lager, wankte zum Tisch und goß sich einen Becher Wasser ein. Ihre Hände waren so schwach, daß sie kaum die Wasserkanne anzuheben vermochte. Danach brach sie quer über ihrer Lagerstatt zusammen.
    Als sie zum drittenmal erwachte, geschah es durch eine Hand, die sie grob an der Schulter rüttelte. Müde öffnete sie die Augen und sah Oliver Howards Gestalt über sich aufragen. Im dunklen Zimmer, mit einer brennenden Kerze hinter seinem Rücken, vermochte sie ihn nur verschwommen zu erkennen.
    »Euer Ehemann zeigt wenig Interesse für unser Angebot, Euch ihm zurückzugeben«, sagte Oliver Howard wütend. »Er hat alle unsere Lösegeldforderungen ignoriert.«
    »Warum wolltet Ihr das Wenige auch noch haben, das ihm geblieben ist?« fragte sie mit spröden, trockenen Lippen. Als er ihr keine Antwort gab, fuhr sie fort: »Unsere Heirat wurde arrangiert. Mein Mann ist sicher froh, mich los zu sein. Wenn Ihr Euch,, bei den Leuten in unserem Dorf erkundigt, werdet Ihr erfahren, welch schreckliche Dinge ich ihm zugefügt habe.«
    »Ich weiß das alles schon. Ich habe sogar davon gehört, wie Ihr unbewaffnet ins Dorf gegangen seid, um ein Jahrmarktsfest zu besuchen. Hätte ich früher davon gewußt,

Weitere Kostenlose Bücher