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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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würde er danach das Öl in ihre Haut reiben, vielleicht sogar zwischen den Zehen, dachte sie mit einem Wonneseufzer. Sie stellte sich vor, wie sie auf einem sauberen, weichen Federbett lagen und über ihre erste Begegnung lachten — wie kindisch sie gewesen waren, nicht schon auf dem ersten Blick zu erkennen, daß jeder für den anderen die Liebe seines Lebens war.
    Kurz vor Einbruch der Dämmerung döste sie mit einem Lächeln auf den Lippen ein, um nur wenige Minuten später von einem heftigen Rumoren unten im Burghof wieder geweckt zu werden. Das Klirren von Waffen und das Gegröle aus männlichen Kehlen deutete darauf hin, daß die Burg angegriffen wurde. Wer hatte nur die Zugbrücke heruntergelassen?
    »Oh, Gott, laß mich nicht sterben, ehe ich ihn geheiratet habe«, betete Liana, als sie aus dem Bett sprang und aus dem Zimmer hastete.
    In der Vorhalle rannten Helen und die Hälfte der Dienerschaft, wie es schien, zusammen.
    Liana bahnte sich durch das Gewühl einen Weg zu ihrer Stiefmutter. »Was ist da draußen los? Was ist passiert?« rief sie ihr zu.
    »Dein Bräutigam ist endlich eingetroffen«, erwiderte Helen zornig. »Und er und alle seine Männer sind betrunken. Nun muß einer, der sein Leben nicht zu hoch einschätzt, hinausgehen und diesen Roten Falken, den du heiraten willst, vom Pferd heben, baden, anziehen und wenigstens so nüchtern machen, daß er das Heiratsgelübde ablegen kann.« Sie hielt inne und blickte ihre Stieftochter mitleidig an. »Du gibst heute dein Leben durch dein Gelübde in seine Hand«, sagte sie leise. »Möge Gott deiner Seele gnädig sein.« Damit drehte sich Helen um und ging die Treppe zum Söller hinunter.
    »Mylady«, sagte Joice hinter Lianas Rücken. »Ihr müßt zurück auf Euer Zimmer. Keiner darf Euch an Eurem Hochzeitstag vor der Trauung sehen.«
    Liana ließ sich in ihr Zimmer zurückbringen und erlaubte Joice sogar, sie wieder zu Bett zu bringen; aber sie konnte nicht mehr einschlafen. Wieder wohnte Rogan unter dem gleichen Dach wie sie, und bald . . . bald würde er hier in ihrem Bett bei ihr liegen. Nur sie beide. Allein und still und intim.
    Worüber würden sie wohl reden? dachte sie bei sich. Sie wußten doch so wenig voneinander. Vielleicht würden sie zuerst davon sprechen, wie man das Reiten erlernt, oder möglicherweise würde er ihr erzählen, wo er wohnte. Die Burg der Peregrines würde ja Lianas neues Heim sein, und sie sehnte sich danach, es kennenzulernen. Sie mußte überlegen, wo sie die Wandteppiche ihrer Mutter aufhängen und wo sie die Goldteller aufstellen mußte, damit sie richtig zur Geltung kamen.
    Sie war so glücklich mit ihren Gedanken, daß sie tatsächlich wieder einschlummerte, bis Joice sie wecken kam und vier kichernde Mägde anfingen, sie mit rotem Brokat zu bekleiden und einem Unterrock aus Goldtuch. Ihr doppelhörniger Kopfputz war rot, mit Golddraht durchwirkt und mit Hunderten kleiner Perlen bestickt. Ein langer durchsichtiger Schleier aus Seide hing ihr den Rücken hinunter.
    »Wunderschön, Mylady«, sagte Joice mit Tränen in den
    Augen. »Kein Mann wird den Blick von Euch abwenden
    können.«
    Das hoffte Liana auch. Sie hoffte, daß sie körperlich so anziehend für ihren Gemahl war wie er für sie.
    Sie ritt im Damensattel auf einem weißen Pferd zur Kirche und war so nervös, daß sie kaum die Menge der Leute sah, die die Straße säumten und ihr den Wunsch zuriefen, daß sie viele Kinder zur Welt bringen möge. Ihre Augen waren nach vorn gerichtet und suchten den Mann zu erkennen, der an der Kirchentür stand.
    Ihre Handflächen wurden plötzlich naß, als sie näher herankam. Würde er jetzt einen Blick auf sie werfen, in ihr die Frau erkennen, die ihm seine mit Schlamm bedeckten Kleider an die Brust warf, und sich weigern, sie zu heiraten?
    Als sie nahe genug heran war, um ihn deutlich sehen zu können, lächelte sie stolz; denn er sah so gut aus, wie sie ihn sich vorgestellt hatte in dem grünen Samtoberkleid, das sie für ihn genäht hatte. Das Oberkleid reichte ihm knapp bis zu den Schenkeln, und seine mächtigen, muskulösen Beine waren von einer dunklen, gestrickten Strumpfhose umhüllt wie von einer zweiten Haut. Auf dem Kopf trug er einen Pelzhut mit schmaler Krempe und einem Band, das mit einem großen Rubin geschmückt war.
    Sein Anblick ließ sie vor Stolz anschwellen, daß ihr die Rippen unter den stählernen Stützen ihres Korsetts wehtaten. Dann hielt sie den Atem an, als er von der Kirchentreppe

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