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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Augenblick ein starkes mütterliches Gefühl für ihn. Er war kein heimtückischer Mann — kein Mann, der gern tötete und sich an den Qualen anderer weidete. Er hatte versucht, seine Familie zu beschützen und sie auf die ihm am besten erscheinende Weise zu ernähren.
    »Ich sterbe fast vor Hunger«, sagte sie, ihn anlächelnd, »und ich habe eine Bude gesehen, wo es Berge von Sahnetörtchen gibt. Vielleicht werden ein paar Kuchen und ein Becher Buttermilch uns beide in bessere Laune versetzen.«
    Er erlaubte ihr, ihn wegzuführen, und sie wollte doch zu gern wissen, was er dachte. Als er in die Tasche seines groben wollenen Bauerngewandes griff, einen kleinen Lederbeutel hervorholte und dem Verkäufer der Sahnetörtchen einige Pfennige gab, war sie überglücklich. Sie konnte sich dessen nicht sicher sein; aber sie bezweifelte, daß er jemals zuvor für eine Frau Geld ausgegeben hatte.
    Er kaufte für sie beide einen Becher Buttermilch, aus dem sie abwechselnd tranken, während der Verkäufer darauf wartete, daß sie ihm den hölzernen Becher zurückgaben.
    Nachdem Lianas Hungergefühle einigermaßen gestillt waren, konnte sie etwas weniger zornig an das Stück zurückdenken. Tatsächlich war es sogar fast humorvoll gewesen, wenn sie sich die einzelnen Szenen noch einmal vergegenwärtigte. Sie hätte niemals vermutet, daß die Bauern so mutig sein würden — oder so ehrlich.
    Sie blickte in den Becher und versuchte ein Lächeln zu unterdrücken. »Sie mögen sich hinsichtlich der Ratten getäuscht haben; aber sie hatten recht, was gewisse körperliche Merkmale ihres Herrn betrifft«, sagte sie.
    Rogan hörte sie zwar, verstand aber zunächst nicht, was sie meinte. Als er sich dann an die empörend über-triebenen Strohgenitalien von Lord Bussard erinnerte, spürte er, wie ihm das Blut in die Wangen schoß. »Du hast eine scharfe Zunge«, sagte er und nahm sich vor, sie ob dieser Unverschämtheit zu züchtigen.
    »Wenn ich mich recht entsinne, hat dir meine Zunge aber gefallen.«
    »Frauen sollten nicht von solchen Dingen reden«, sagte er streng, aber seine Augen verrieten ihn.
    Liana erkannte an der Art, wie er sie ansah, daß sie sein Interesse an solchen Dingen geweckt hatte. »Hast du wirklich mit häßlichen Frauen geschlafen? Häßlich, weil sie vorn oder hinten zu weit ausgeladen hatten?«
    Er sah sie an, als wollte er sie abermals zurechtweisen; doch statt dessen wurden seine Augen weich. »Dein Vater hätte ein paar Manieren in dich hineinprügeln sollen«, sagte er, während er ihr den leeren Becher aus der Hand nahm. »Und wenn du damit fertig bist, mich arm zu essen, dann wollen wir uns dort drüben die Wettkämpfe ansehen.«
    Ihre Neckereien hatten ihm wohl gefallen, und wenn er sich freute, machte sie das glücklich. Sie schob ihre Hand in die seine, als sie über das Feld gingen, und er ließ sich das gefallen.
    »Wird es wieder so, wie es war?« fragte er, geradeaus blickend, während sie nebeneinander hergingen.
    Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
    »Dein Haar«, sagte er.
    Liana drückte seine Hand und lachte entzückt. Joice hatte ihre blonden Haare und Brauen schwarz gefärbt, so daß die Bauern sie nicht an so einem auffallenden Merkmal, wie ihre Haare es waren, erkennen konnten. Doch nun war nicht viel davon zu sehen unter dem groben Leinentuch, das sie über ihren Zöpfen festgesteckt hatte. »Es läßt sich herauswaschen«, sagte sie und blickte dann zu
    ihm hoch. »Vielleicht hilfst du mir, die Farbe herauszuwaschen?«
    Er blickte mit verlangenden Augen auf sie hinunter. »Vielleicht.«
    Sie gingen weiter, sagten nichts mehr, hielten sich an den Händen, und Liana jubelte innerlich.
    Rogan hielt am Rand einer Menschenmenge an. Er vermochte über die Köpfe der Leute hinwegzuschauen; aber Liana konnte das nicht. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, kauerte sich dann auf die Fersen; aber die lebendige Wand der Zuschauer vor ihr war für ihre Augen undurchdringlich. Sie zupfte Rogan am Ärmel. »Ich kann nichts sehen«, sagte sie, als er sie anblickte. Sie hatte eine romantische Vision, wie er sie nun auf seine Schultern hob und dort festhielt; aber statt dessen benahm er sich so, als gehörte ihm dieser Platz — was ja auch stimmte —, und schob sich durch die Menge bis in die vorderste Reihe. »Du darfst kein Aufsehen erregen«, zischelte sie ihm zu; aber er achtete nicht auf ihre Warnung. Sie blickte die Leute mit einem schwachen Lächeln entschuldigend an, während sie von

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