Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
lustig machen?« sagte er im Flüsterton.
    Sie sah ihn nun fast flehend an. »Rogan, es käme mir niemals in den Sinn, mich über eine so schreckliche Sache wie den Tod eines Menschen leichtfertig zu äußern oder gar lustig zu machen. Ich habe meinen Gatten lediglich nach seiner Gattin gefragt. Jede Ehefrau ist neugierig, etwas über die andere Frau im Leben ihres Mannes zu erfahren. Ich habe nur so viel über Jeanne gehört, daß ich . . .«
    »Wer hat dir von ihr erzählt?«
    »Die Lady.« Als Rogan offensichtlich nicht wußte, wen er meinte, sagte sie: »Ich glaube, sie ist Severns Lady, obwohl sie etwas älter ist als er.«
    Rogans Gesicht verlor seinen harten Ausdruck. »Wenn ich du wäre, würde ich es nicht wagen, Iolanthe daran zu erinnern, daß sie älter ist als Severn.« Er schwieg einen Moment. »Io erzählte dir also von . . .«
    Er schien den Namen seiner ersten Frau nicht aussprechen zu können, und das fand Liana sehr beunruhigend. Liebte er sie etwa immer noch so sehr? »Ich bin Iolanthe bisher noch nicht begegnet; aber die Lady hat sie erwähnt. Rogan, ich friere entsetzlich. Könnten wir nicht dort drüben weiterreden? In der Sonne?«
    Zweimal war er von ihr weggelaufen, als sie den Namen dieser Frau aussprach, und beide Male war er wieder zurückgekommen; und nun überlegte er sogar, ob er bleiben und mit ihr »reden« sollte. Er packte Lianas Hand und zog sie aus der Strömung heraus.
    Als sie dann in der Sonne saßen, verschränkte er die Arme vor der Brust und preßte die Zähne aufeinander. Er würde niemals mehr in seinem Leben seine Zustimmung dazu geben, einen Tag mit einer Frau zu verbringen — besonders nicht mit dieser da. Sie hatte ein Talent, ihn an seinen empfindlichsten Stellen zu treffen. »Was willst du jetzt von mir wissen?« fragte er.
    »Wär sie hübsch? Warst du sehr in sie verliebt? Ist das der Grund, weshalb die Burg so verwahrlost war? Hast du geschworen, nie mehr eine andere Frau zu lieben, weil sie dir so weh getan hat? Warum hat sie Oliver Howard dir vorgezogen? Wie war sie? Hat sie dich zum Lachen gebracht? Ist Jeanne der Grund, daß du niemals lächelst? Glaubst du, daß ich jemals ihren Platz in deinem Herzen einnehmen könnte?«
    Als die Kette der Fragen endlich abriß, stand Rogan nur da und starrte sie an. Seine Arme hingen ihm lose an den Seiten, und sein Mund war leicht geöffnet — so verdattert war er.
    »Nun?« drängte Liana ungeduldig. »Wie ist sie?« Wie war sie? Nun sag’ doch was!«
    Rogan war sich nicht sicher gewesen, was sie ihn fragen würde, als er sich bereit fand, ihr Auskunft zu geben — aber solche idiotischen, unwichtigen, hysterischen Fragen hatte er nicht erwartet. In seinen Augen irrlichterte es verdächtig, als er sagte: »Schön? Der Mond hatte Angst, über Moray Castle aufzugehen, weil er nicht wetteifern konnte mit der Schönheit von . . . von . . .«
    ». . . Jeanne«, sagte Liana gedankenverloren. »Dann war sie also viel hübscher als ich?«
    Er mochte nicht glauben, daß sie seine Worte für bare Münze nahm. Tatsächlich konnte er sich an das Aussehen seiner ersten Frau gar nicht mehr erinnern. So viele Jahre waren vergangen, seit er sie zuletzt gesehen hatte. »Viel hübscher«, sagte er mit übertrieben feierlicher Stimme. »Sie war so schön, daß . . .« Er suchte nach einem Vergleich . . . »daß ein Schlachtroß mitten in der Attacke anhielt und ihr aus der Hand fraß.«
    »Oh«, murmelte Liana und setzte sich auf einen Felsblock. Ihre nassen Kleider machten leise quietschende Geräusche. »Oh.«
    Rogan verdrehte die Augen, als er auf ihren Scheitel hinuntersah. »Sie konnte es sich nicht leisten, hübsche Kleider zu tragen, weil sonst die Männer bei ihrem Anblick blind geworden wären. Sie mußte deshalb immer in Bauernkleidern erscheinen, damit meine Ritter nicht ihr
    Augenlicht verloren. Wenn sie ins Dorf ritt, mußte sie sogar eine Maske tragen, weil sich sonst die Männer unter die Hufe ihres Pferdes geworfen hätten. Diamanten sahen aus wie trübe Kieselsteine, wenn man sie mit ihren Augen verglich . . .«
    Lianas Kopf ruckte jetzt in die Höhe. »Du willst mich wohl auf den Arm nehmen, wie?« rief sie im Ton aufkeimender Hoffnung. »Wie sah sie nun wirklich aus?«
    »Ich weiß es nicht mehr. Sie war jung und hatte braune Haare, glaube ich.«
    Liana spürte, daß er ihr nun die Wahrheit sagte — daß er sich kaum noch an Jeannes Aussehen erinnern konnte. »Wie kannst du jemanden vergessen, den du so sehr geliebt

Weitere Kostenlose Bücher