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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hast?«
    Er setzte sich, mit dem Rücken zu ihr, ins Gras und blickte auf den Fluß hinaus. »Ich war doch noch gar nicht erwachsen, und meine Brüder befahlen mir, zu heiraten. Sie . . . hat mich verraten. Uns alle. James und Basil fanden den Tod, als sie versuchten, sie zurückzuholen.«
    Sie ging zu ihm und setzte sich neben ihn, ihre kalte nasse Seite an seine warme, trockene legend. »Sie ist der Grund, warum du immer so traurig bist, nicht wahr?«
    »Traurig?« sagte er. »Der Tod meiner Brüder hat mich traurig gemacht. Daß ich sie nacheinander sterben sah und daran denken mußte, daß die Howards mir alles genommen hatten, was ich mir vom Leben wünschte.«
    »Selbst deine Frau«, flüsterte sie.
    Er drehte den Kopf zur Seite und blickte sie an. Er hatte seit vielen Jahren nicht mehr auf eine persönliche Weise an seine erste Frau gedacht. Er konnte sich nicht mehr an ihr Gesicht, ihren Körper, an irgendeine ihrer Eigenschaften erinnern. Aber als er nun Liana ansah, überlegte er, daß er sich sehr wohl an vieles von ihr erinnern würde, wenn sie ihn verließe — und zwar nicht nur an ihre körperlichen Eigenschaften, setzte er in Gedanken erstaunt hinzu. Er würde sich an manches erinnern, was sie zu ihm gesagt hatte.
    Er streckte die Hand aus und berührte ihre feuchte Wange. »Bist du wirklich so simpel, wie du zu sein scheinst?« fragte er leise. »Ist für dich das Wichtigste im Leben, ob dich jemand liebt oder meint, daß du schön bist?«
    Liana wollte sich nicht gar so oberflächlich dargestellt wissen. »Ich kann über die Ausgaben und Einnahmen von Gütern wachen. Ich kann Diebe überführen. Ich kann Gerichtsurteile fällen. Ich kann . . .«
    »Den Richter spielen?« fragte Rogan erstaunt und bog sich zur Seite, um ihr ins Gesicht sehen zu können. »Wie sollte eine Frau ein vernünftiges Urteil fällen können? Da geht es nicht um Liebe und wer den saubersten Fußboden hat — da geht es um wichtige Dinge.«
    »Gib mir ein Beispiel«, sagte Liana nüchtern.
    Rogan hielt es nicht für klug, wenn man den Verstand einer Frau mit zu vielen ernsthaften Angelegenheiten befrachtete; aber er wollte ihr auch eine Lektion erteilen. »Gestern kamen ein Mann und drei Zeugen zu mir mit einem Dokument, das mit einem Siegel unterzeichnet war. Das Dokument besagte, daß der Mann der Besitzer eines Bauernhofes war; aber der frühere Eigentümer dieser Farm wollte diese nicht räumen. Jener Mann hatte als Sicherheit für eine Schuld das Siegel auf das Dokument gesetzt. Nun war die Schuld nicht bezahlt worden; aber der erste Eigentümer wollte auch nicht die Farm dem neuen Eigentümer übergeben. Wie hättest du in diesem Fall entschieden?« fragte er selbstgefällig.
    »Ich würde kein Urteil fällen, ehe ich nicht den ersten Eigentümer in dieser Sache gehört hätte. Die Gerichte des
    Königs haben entschieden, daß man ein Siegel viel zu leicht fälschen könne. Wenn der angebliche Schuldner so gebildet war, daß er ein Siegel besaß, konnte er möglicherweise auch seinen eigenen Namen schreiben. Er würde also das Siegel und sein persönliches Handzeichen auf das Dokument gesetzt haben. Ich würde ihn auch fragen, ob die Zeugen mit dem Kläger befreundet sind oder nicht. Alles in allem scheint mir der Fall nicht so einfach zu sein, wie es zunächst den Anschein hat.«
    Rogan sah sie wieder mit offenem Mund an. Das Dokument hatte sich tatsächlich als Fälschung erwiesen, die von einem Mann produziert worden war, der gesehen hatte, wie seine junge Frau mit dem Sohn des Eigentümers der Farm geschäkert hatte.
    »Also?« sagte Liana. »Ich hoffe doch, du hast nicht deine Ritter ausgeschickt, um den armen Farmer von Haus und Hof jagen zu lassen.«
    »Das habe ich nicht getan«, schnaubte Rogan. »Noch habe ich jemanden verbrennen lassen, weil er Ratten gegessen hat.«
    »Oder eine Tochter schwängerte?« sagte sie schelmisch.
    »Nein; aber die Frau des Farmers war eine Schönheit. Mit einem solchen Vorgarten . . .« Er deutete mit den Händen die Größe ihres Busens an.
    »Du!« sagte Liana und warf sich gegen ihn.
    Er fing sie auf, tat so, als habe ihr Gewicht ihn von den Beinen gerissen, und zog sie dann fest an sich. Er küßte sie.
    »Ich habe meine Sache als Richter nicht ganz übel gemacht, wie? Das Dokument war gefälscht, nicht wahr?« Sie lag auf ihm, spürte seinen kräftigen, harten Körper unter ihrem.
    »Deine Kleider sind naß«, sagte er. »Vielleicht solltest du sie ausziehen und trocknen

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