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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Gesicht zu machen, nichts von ihren Gefühlen preiszugeben; aber als Rogan sich umdrehte, sah er sein hübsches kleines Weib mit vorgeschobener Unterlippe und mit in Tränen schwimmenden Augen dastehen. Er durchforschte seinen Geist, was ihr denn nun wieder fehlen könne. Hatte sie Angst, in die Burg zurückzukehren?
    Er ging zu ihr und legte seine Finger unter ihr Kinn; doch sie zuckte vor ihm zurück.
    »Du hast nichts übrig für mich«, sagte sie. »Wenn ich stürbe, könntest du dir wieder eine reiche Frau besorgen und deren Mitgift behalten.«
    Rogan erschauerte ein wenig. »Der Ehestand ist eine viel zu große Last«, sagte er. »Mein Vater hatte die Ausdauer von tausend Männern. Nur deshalb konnte er sich vier Ehen leisten.«
    Trotz ihrer festen Vorsätze begannen nun die Tränen über Lianas Wangen zu rollen. »Wenn ich stürbe, würdest du zweifellos meine Leiche in den Burggraben werfen lassen. Dann wärst du mich auf billige Weise los.«
    Rogans Gesicht spiegelte seine Verwirrung wider. »Wenn du stürbest, würde ich . . .«
    »Ja?« fragte sie und blickte durch tränennasse Wimpern zu ihm hinauf.
    »Ich würde . . . wissen, daß du nicht mehr da bist.«
    Liana wußte, daß dies das Beste war, was sie aus ihm herausholen konnte. Sie warf ihm die Arme um den Hal und begann ihn zu küssen. »Ich wußte doch, daß es dir was ausmacht«, sagte sie.
    Zu ihrer beider Verdruß begannen nun die Leute ringsum zu klatschen. Sie waren so sehr in ihren Disput vertieft gewesen, daß sie gar nicht merkten, wie die Leute stehenblieben und ihnen augenzwinkernd zugehört und zugeschaut hatten.
    Rogan war diese Sache noch peinlicher als Liana. Er faßte sie bei der Hand und begann zu laufen. Sie hielten erst kurz vor den Burgmauern wieder an, und plötzlich war es auch ihm nicht recht, daß dieser Tag schon zu Ende sein sollte.
    Da stand ein Händler in der Nähe, mit einem Holzbrett vor der Brust, das an einem ihm über die Schultern gelegten Lederriemen befestigt war. Auf dem Brett lagen bemalte, aus Holz gefertigte Puppen, die am Ende eines Stockes tanzten. Der Händler sah, wie Rogan zu ihm hinblickte, und eilte herbei, um eine der drolligen kleinen Puppen vorzuführen. Als Liana über die lustigen Kapriolen der Puppe lachte, sah sich Rogan in die Tasche greifen und sich von zwei kostbaren Pfennigen für dieses Spielzeug trennen.
    Liana drückte die Puppe innig an ihre Brust. Hätte Rogan ihr Smaragde geschenkt, würde sie diese nicht so geschätzt haben wie diese Puppe. Sie blickte voller Liebe zu Rogan hinauf.
    Rogan wandte sich bei ihrem Blick ab. So ein leichtfertig verbrachter Tag, so viel kostbare Zeit und Geld verschwendet an so eine kleine Portion von einem Mädchen, das dumme Fragen stellte. Und dennoch . . .
    Er legte den Arm um ihre Schultern und sah zu, wie sie sich mit diesem Ding vergnügte. Es war ein gutes Gefühl,
    ihr bei diesem närrischen Treiben zuzuschauen. Es war ein Gefühl von Frieden — etwas, was er seines Wissens nach noch nie zuvor empfunden hatte. Er beugte sich zu ihr hinunter und küßte sie auf den Scheitel. Er hatte noch nie eine Frau geküßt, es sei denn aus Lust, wenn er sich mit einer Frau gepaart hatte.
    Liana schmiegte sich noch inniger an ihn, und Rogan wußte, daß er ihr eine Freude gemacht hatte. Es war natürlich absurd; aber irgendwie freute es auch ihn, wenn sie sich freute.
    Und mit einem Seufzer des Bedauerns führte er sie weiter und in die Burg hinein.

Kapitel dreizehn
    Severn saß an dem nun sauberen Tisch in der »Kammer des Lords« und aß Käse, der frei von Schimmel war, und perfekt gekochtes zartes Rindfleisch.
    Als er plötzlich zu kichern begann, blickte Zared von seinem Holzteller auf. »Dürfte ich wissen, was dich so erheitert, damit ich auch etwas zu lachen habe?«
    »Einen ganzen Tag mit einer Frau im Bett«, sagte Severn. »Nicht einmal ich hätte Rogan das zugetraut; aber wie du siehst, habe ich meinen Bruder mal wieder unterschätzt.«
    Stolz spiegelte sich in seinen Augen. »Die Frau wird keinen Schritt mehr gehen können. Sie wird vermutlich den ganzen Tag im Bett verbringen, um sich — zu erholen.«
    »Vielleicht wird Rogan es sein, der das Bedürfnis hat, sich auszuruhen.«
    »Ha!«, schnaubte Severn. »Was weißt du schon von Männern! Besonders von einem Mann, wie dein Bruder einer ist. Er wird diese Frau in ihre Schranken weisen. Du wirst es erleben. Nach dem Tag gestern wird sie nicht mehr wagen, diese Burg umzukrempeln. Rogan wird nie mehr

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