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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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daran gemacht, Baudoin umzustimmen. Sie hatte alle Mittel dafür eingesetzt, die ihr einfallen wollten, um Baudoins Widerstand zu brechen. Sobald sie das erreicht hatte, wußte sie, daß sie nun den Lord und seine gütige, vergebende Frau bearbeiten mußte. Und sie wußte, daß sich auch nur heute, wo sich ihre Herrschaft in Bauernkleidern unter das Volk gemischt hatte, eine Gelegenheit dazu bot. Morgen, wenn die Herrschaft wieder in Seide und sie in Wolle einhergingen, würde die Kluft zwischen ihnen zu groß sein.
    So hatte sie das Geld aus seinem Versteck geholt, Roastbeef, Schinken, gebratene Hühner, Brot, Orangen, Käse, Datteln, Feigen und Bier gekauft, das alles in einen Korb getan und sich dann auf den Weg gemacht, um ihre illustren Verwandten zu suchen. Sie verbannte jeden Gedanken an Rogans Ruf, der so treffend in dem Stück dargestellt worden war (und sie weigerte sich auch, daran zu denken, daß Lord Rogan zugesehen hatte, wie Baudoin ihn auf der Bühne verkörperte), sondern konzentrierte sich darauf, ihre Herrschaft gleichsam als Gleichberechtigte zu erfreuen.
    Liana konnte kaum etwas sagen, solange Gaby in ihrer Nähe war — was allerdings für alle galt, denn Gaby redete so viel, daß es für eine ganze Armee reichte. Zuerst war Liana reserviert. Sie mochte Gabys anmaßende Art nicht und daß sich diese Frau ihnen aufgedrängt hatte, als sie die Gelegenheit, endlich mit Rogan allein sein zu können, ausnutzen wollte.
    Doch nach einer Weile begann Liana aufzutauen. Es tat so gut, jemand reden zu hören. Rogan mußte sie jedes Wort abringen, und Gäste gab es auf Moray Castle nie — niemand, mit dem sie reden konnte, außer ihren Dienerinnen und der Lady, die sich viel zu oft in ihrem Zimmer einschloß.
    Und Liana gefiel auch die Art, wie sie Baudoin anhimmelte. Ihre Augen glitten in einer besitzergreifenden Weise über ihn hin, die ihr teils eheweiblich, teils mütterlich, teils vampirhaft erschien, als habe sie vor, ihm das Leben auszusaugen. Sie fragte sich, ob sie Rogan etwa genauso anblickte.
    Die Männer saßen sich zunächst ebenfalls reserviert gegenüber, da sie nicht wußten, was sie miteinander reden oder wie sie sich zueinander verhalten sollten, bis Gaby vorschlug, Rogan sollte Baudoin doch im Kampf mit langen Stangen unterweisen.
    Die Frauen saßen auf dem Boden und aßen Käse und Brot, während sie den Männern beim Training zusahen. Rogan war ein guter Lehrer, wenn er auch unnachsichtig Fehler ahndete. Dreimaß stieß er Baudoin in den kalten Fluß. Aber Baudoin war nicht umsonst der Sohn seines Vaters. Als Rogan seinen Halbbruder zum viertenmal ins Wasser schicken wollte, machte Baudoin eine blitzschnelle Drehung, und Rogan flog selbst mit dem Gesicht voran ins Wässer.
    Liana war sofort auf den Beinen und rannte zu ihrem Mann hin. Er sah so verdutzt aus, als er dort im Wasser saß, daß Liana zu lachen begann und Gaby in ihr Gelächter einstimmte. Selbst Baudoin mußte lächeln. Und es dauerte eine Weile, doch dann lächelte Rogan auch.
    Liana streckte ihm die Hand hin, um ihm aus dem
    Fluß herauszuhelfen; aber er, immer noch lächelnd, zog sie statt dessen zu sich ins Wasser hinein. »Das war ungerecht!« rief sie. »Ich war schon fast trocken.«
    Da stand er auf, hob sie aus dem Wasser, trug sie zu der mit Gras bewachsenen Stelle in der Sonne und setzte sich dort neben ihr nieder.
    Er zog sein Hemd aus, und als Liana vor Kälte erschauerte, nahm er sie in seine Arme, daß sie sich an ihn lehnen konnte. Liana wußte, daß sie noch nie so glücklich gewesen war im Leben wie jetzt.
    »Was gibt es zu essen?« fragte Rogan. »Ich bin halbtot vor Hunger.«
    Gaby holte köstliche Leckerbissen aus ihrem Korb, und die vier Erwachsenen und die beiden kleinen Kinder begannen zu essen. Meistenteils war es wieder Gaby, die redete, und ihnen kleine lustige Geschichten aus dem Dorfalltag erzählte. Sie war bemerkenswert taktvoll, wenn es darum ging, alle Anspielungen auf die Peregrine-Familie zu vermeiden, die das Dorf tyrannisierte.
    Liana konnte spüren, wie Rogan sich zu entspannen begann. Er stellte Baudoin einige Fragen, den Wollhandel betreffend, erkundigte sich sogar bei ihm, ob er Vorschläge habe, wie man die Wollproduktion der Peregrines verbessern könne.
    Das kleine Mädchen, Sarah, noch ein Wickelkind, das gerade das Gehen lernte, nahm eine Dattel und begab sich dann auf ihren noch wackeligen Beinchen mit Hilfe ihres Vaters zu Rogan. Sie stand da und starrte Rogan eine Weile lang

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