Die Zahl
Petersburg.« Er schüttelte den Kopf. »Literatur, Alkohol und Geographie. Ich werde einfach nicht schlau daraus. Egal, ich rufe jetzt einfach mal ein paar Leute an. Schaden kann es ja nicht.«
»Hier«, Capelli drückte ihm das Telefon in die Hand.
Das Wort ›Pyramid‹ brachte Lorentz dazu, als Erstes Dr.Sameis, einen befreundeten Ägyptologen, anzurufen. Der konnte ihm jedoch nicht weiterhelfen. Weder Castor noch Puschkin hatten etwas mit dem Fachgebiet des alten Professors zu tun.
»Versuch es doch bei einem Literaturwissenschaftler«, schlug er vor.
»Kennst du da jemanden? Seit ein paar Tagen sind doch Ferien, und ich habe von den wenigsten Uni-Angestellten die Privatnummern.«
Sameis dachte kurz nach. »Ich kann dir die Nummer von Professor Schneider geben. Der alte Fuchs ist für ein kniffliges Rätsel immer schon zu haben gewesen. Sag ihm schöne Grüße von mir.«
»Werd ich machen, vielen Dank.« Sofort nachdem er aufgelegt hatte, wählte Lorentz Schneiders Nummer.
»Schneider«, meldete sich eine Stimme.
»Grüß Gott, Herr Professor, mein Name ist Dr.Lorentz vom Institut für Ur- und Frühgeschichte. Ich habe Ihre Nummer von Professor Sameis bekommen. Ich soll Ihnen übrigens schöne Grüße ausrichten.«
»Sameis, der alte Knacker«, lachte Schneider. »Sagen Sie ihm auch schöne Grüße und dass er sich mal wieder melden soll. Und womit kann ich Ihnen dienen, Dr.Lorentz?«
»Es könnte sein, dass meine Bitte für Sie ein wenig komisch klingen mag, aber ich muss dringend ein Rätsel lösen, und es wäre möglich, dass Sie mir dabei helfen können.«
Der Mann am anderen Ende der Leitung schmunzelte. »So eine Anfrage kann ja nur von euch Archäologen kommen«, sagte er. »Wie lautet denn die Frage?«
»Ich habe drei Worte: Pyramid, Castor und Puschkin, und muss nun herausfinden, worum es sich bei den drei Begriffen handelt.«
»Berge«, sagte Professor Schneider.
Lorentz war perplex. Eine so schnelle und einfache Antwort hatte er nicht erwartet.
»Sind Sie sicher?«, fragte er daher. »Einfach nur Berge?«
»Ganz sicher. Sie haben großes Glück, junger Freund. Die Bergsteigerei war früher, als meine Knochen noch nicht so alt und brüchig waren, meine große Leidenschaft. Wahrscheinlich haben Sie mich angerufen, weil Sie bei Puschkin an den großen russischen Schriftsteller gedacht haben, aber der Puschkin ist auch ein Fünftausender im Zentralkaukasus. Der Castor ist ein Viertausender in den Alpen, er steht gleich neben dem Pollux. Der Pyramid, den ich leider nie bestiegen habe, ist ein Siebentausender in Nepal.«
»Vielen, vielen Dank!«, rief Lorentz ins Telefon.
»Gerne«, sagte der Professor, aber da hatte Lorentz schon aufgelegt.
»Berge!«, schrie Lorentz. »Es sind Berge«.
»Na super«, sagte Capelli. »Sieh doch mal zum Fenster hinaus. Berge, so weit das Auge reicht.«
»P. Crassus erhielt den Auftrag, mit zwölf Legionskohorten und
einer großen Anzahl Reiter nach Aquitanien aufzubrechen ...«
Caesar, De Bello Gallico
Morell und Bender suchten alle Bäche, jeden kleinen See, alle Wasserlöcher und Tümpel auf den umliegenden Bergen ab. Benders Bruder, seine Cousins, Erich Altmann, Morells alter Nachbar Konrad, Lars Zieher und einige andere Freiwillige aus dem Ort halfen ihnen dabei.
»Wir haben jetzt so gut wie alle Stellen abgesucht.« Altmann stellte sich neben Morell. »Es sieht nicht gut aus, Otto.«
»Ja, aber wir können nicht aufhören. Wir müssen weitermachen«, sagte Morell, dem die Strapazen des heutigen Tages und die unbequeme Nacht ordentlich zugesetzt hatten. »Hast du denn nochmal mit den anderen Gruppen telefoniert?«
»Gerade eben – nichts!« Erich fasste Morell an der Schulter. »Ich mache mir ehrlich gesagt auch ein bisschen Sorgen um den Trupp, der jetzt am Walznersee sucht. Die Wege sind vereist, und überall liegen Tonnen von Schnee, die sich jederzeit von den Hängen lösen können ...«
Morell stierte abwesend in die Gegend. Sein Gesicht war gerötet, auf seiner Stirn standen Schweißperlen. Er nahm sein Handy und rief Capelli an. »Habt ihr was über die vierte Zeile rausgefunden?
«, fragte er und zog sich seine Mütze tiefer in die Stirn, da ein eisiger Wind wehte.
»Tut mir leid, wir sind noch nicht weitergekommen. Wie sieht’s bei euch aus?«
»Keine Spur«, sagte Morell resigniert. »Wir haben Gruppen gebildet und alle uns bekannten Wasserstellen abgesucht. Nichts!«
»Wir haben das Rätsel in ein paar Internetforen gestellt,
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