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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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sich verdammt nochmal nicht dümmer, als Sie sind!« Endres klang so, als würde ihm gleich ein Magengeschwür aufplatzen, und Morell stellte sich vor, wie der Bürgermeister rot anlief und sich auf seiner Knollennase kleine Schweißperlen bildeten. »Ich werde auch Frau Schubert instruieren«, knurrte Endres. »Es scheint mir nämlich so, als wären die meisten dieser unangenehmen Informationen von ihr ausgegangen.«
    »In Ordnung«, gab Morell nach, der wusste, wie stur der Bürgermeister sein konnte. »Ich werde versuchen, das Wort ›Mord‹ in der Öffentlichkeit nicht zu verwenden.«
    »Sehr gut.« Der Sturm in Endres’ Stimme flaute langsam wieder ab. »Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann.«
    »Ich muss jetzt wieder zurück an meine Ermittlungen«, versuchte Morell das Gespräch zu beenden. »Wie Sie ja wissen, habe ich einen bedauerlichen Unfall aufzuklären.«
    »Sehr gut, dann sind wir uns ja einig. Ich vertraue auf Ihre Diskretion. Bitte führen Sie Ihre Ermittlungen so unauffällig wie möglich durch. Keine Verstärkung, wenn es nicht unbedingt nötig ist – zum Glück sind wir eh eingeschneit, und den Hubschrauber wollen wir auch nicht bemühen, nicht wahr? Sollten Sie also etwas brauchen, dann kommen Sie zu mir. Ich habe auch nichts dagegen, wenn Sie die Uniform daheim lassen und in Zivil ermitteln. Undercover sozusagen.« Der Bürgermeister musste über seinen Witz lachen.
    Morell verdrehte die Augen, hatte aber keine Lust auf weitere Diskussionen. Endres würde keine Ruhe geben, bevor er nicht das zu hören bekam, was er wollte.
    »Wir werden bei unseren Ermittlungen so unauffällig wie nur möglich sein«, sagte er daher mürrisch, bezweifelte aber, dass er es mit seiner Statur schaffen würde, unbemerkt zu bleiben.
    »Apropos Ermittlungen«, sagte Endres. »Jetzt nochmal unter uns: Wie weit sind Sie denn damit schon?«
    »Wir tun, was wir können«, entgegnete der Chefinspektor, der
nicht zugeben wollte, dass er noch ganz am Anfang stand und überhaupt keine Ahnung hatte, in welche Richtung er ermitteln sollte. »Sie verstehen ja sicher, dass ich in so einem frühen Stadium noch nicht viel sagen kann. Aber wir kommen voran.«
    »Sehr gut, Morell«, brummte der Bürgermeister zufrieden, »sehr gut! Rufen Sie mich an, sobald Sie das Schwein erwischt haben. Und gehen Sie mal zu unserem neuen Arzt, dem Nachfolger von Dr.Hintermayer, Ihr Husten klingt nicht sehr gut. Sie wollen doch nicht krank werden, jetzt, wo Sie endlich einmal etwas zu tun haben. Ach ja«, fügte Endres noch hinzu, »wenn Sie schon dabei sind, sich nützlich zu machen, finden Sie endlich die Idioten, die meinen Engeln den Bartwuchs beschert haben. Viele Touristen sind nach Landau gekommen, um die romantische, ländliche Vorweihnachtszeit zu genießen. Da passen Engel mit Hormonstörungen absolut nicht ins Bild!«
    »Natürlich!« Morell legte auf und lehnte sich entnervt in seinem Sessel zurück. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Während er sich mit einer halb verwesten Leiche, einem brutalen Mörder und einer mysteriösen Zahl herumschlagen musste, sorgte sich Bürgermeister Endres um den Tourismus.
    Er beschloss, sich nicht länger zu ärgern, sondern sich stattdessen lieber an die Arbeit zu machen. Hungrig biss er in sein Ruccola-Parmesan-Sandwich und griff zum Telefon. Er würde jetzt Iris Anders anrufen, so wie er es sich vorgenommen hatte. Hoffentlich hatte sie sich mittlerweile wieder ein wenig gefangen. Er wählte die Nummer und musste dabei wieder an das Opfer denken. Josef Anders war, soweit er das beurteilen konnte, kein sehr beliebter Zeitgenosse gewesen. Er war schroff und oft unhöflich, aber das war noch lange kein Grund, jemanden so brutal abzuschlachten. Dennoch: Vielleicht hatte er ja Feinde im Ort.
    »Bei Anders«, meldete sich nach einigem Klingeln eine Stimme, die Morell nicht kannte.
    »Hier Chefinspektor Morell. Mit wem spreche ich?«
    »Grüß dich, Otto, hier spricht Maria Zieher, ich bin hier, um Iris ein wenig zur Seite zu stehen.«
    »Ach du bist es, Maria. Gut zu wissen, dass sich jemand um Iris kümmert. Kannst du sie bitte an den Apparat holen?«
    »Einen kleinen Moment bitte.«
    Morell nestelte nervös an den Knöpfen seines Hemds herum. Er hatte es immer gehasst, mit den Hinterbliebenen von Mordopfern zu sprechen. Jedes Gespräch war eine Gratwanderung. Einerseits musste er seine Arbeit erledigen und so viele Informationen wie möglich aus ihnen herausfiltern, andererseits wollte er

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