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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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gehe auf dem Fußweg zur Veranda.
    Ohne dass ich geklopft habe, geht die Tür auf. James Hershbergers Gesichtsausdruck sagt mir, dass ich nicht willkommen bin.
    »Ich habe gerade gehört, was mit Jonas passiert ist«, sage ich auf Pennsylvaniadeutsch.
    »Ich möchte nicht mit dir sprechen, Katie.«
    Schnell erkläre ich ihm, dass ich entlassen wurde.
    Er wirkt überrascht, macht die Tür aber trotzdem nicht weiter auf, um mich hereinzulassen. »Ich kann nicht verstehen, warum die englische Polizei meinen Bruder wegen dieser furchtbaren Taten verhaftet hat.«
    »Hat er ein Alibi?«, frage ich.
    Der amische Mann schüttelt den Kopf. »Jonas ist ein Einsiedler. Ich versuche, ein guter Bruder zu sein, aber ich sehe ihn nur selten. Er führt ein einfaches Leben. Tagelang verlässt er seine Farm nicht.«
    »Weißt du, was für Beweise die Polizei hat?«
    »Der Polizist sagt, er hat Blut auf der Veranda gefunden.« James streicht über seinen Bart. »Katie, mein Bruder ist Metzger. Da gibt es oft Blut. Aber es ist von keiner der Frauen.«
    »Warst du schon bei ihm?«
    »Das erlaubt die Polizei nicht.« Er schiebt die Hände in die Hosentaschen. »Er hat diese Taten nicht begangen. Darauf wette ich mein Leben.«
    »Ich weiß, dass er vor Jahren seine Frau verloren hat. Wie ist er damit umgegangen? Hat ihn das in irgendeiner Weise verändert?«
    »Er war natürlich sehr traurig, aber nicht bitter oder zornig. Ihr Tod hat ihn nur näher zu Gott gebracht.«
    »Fährt er irgendein motorisiertes Fahrzeug?«, frage ich.
    »Nein, nie. Er betreibt die Farm nur mit Pferden.« Er sieht mich flehentlich an. »Katie, er würde niemals etwas gegen Gottes Gebot tun. Das entspricht nicht seinem Wesen.«
    Wieder muss ich an die Kätzchen denken. Ich strecke die Hand aus und berühre James’ Arm. »Ich weiß«, sage ich und gehe zurück zum Auto.
    · · ·
    Ich will nicht nach Hause, aber es gibt keinen Ort, wo ich sonst hingehen kann. Am liebsten würde ich zu Jonas’ Farm fahren, aber wenn die Polizei noch da ist, werden sie mich nicht aufs Grundstück lassen. Was wohl die forensische Blutuntersuchung ergeben wird? Kann es sein, dass sich der schüchterne Amisch-Junge, den ich von früher kannte, in den letzten zwanzig Jahren in ein Monster verwandelt hat?
    Vor meinem Haus steht John Tomasettis Tahoe, und ein Anflug von Hochgefühl überkommt mich. Obwohl ich es nur ungern zugebe, freue ich mich, ihn wiederzusehen. Wegen des Falls, möchte ich glauben und lasse mögliche andere Gründe lieber unerforscht.
    Wir begegnen uns auf der vorderen Veranda. »Was hat Detrick gegen Hershberger in der Hand?«, frage ich und schließe die Tür auf.
    »Ich habe das Blut ins Labor geschickt«, antwortet er, Schnee auf Haaren und Schultern. Wieder starrt er mich mit jenem eindringlichen Blick an, und ich merke, dass mir seine Aufmerksamkeit gefällt. »Es ist Menschenblut.«
    Die Nachricht dämpft meine Hoffnung, dass Jonas schnell entlastet wird. Ich hänge Johns Mantel in den Garderobenschrank. »Haben sie schon die Blutgruppe bestimmt?«
    »Es ist 0 -negativ. Hershberger ist A-positiv«, sagt er. »Brenda Johnston war 0 -negativ. Die DNA wird zeigen, ob es von ihr ist.«
    »Wann rechnest du mit dem Ergebnis?«
    »In fünf, höchstens sieben Tagen.«
    Keine gute Nachricht für Jonas. Auf dem Weg zur Küche ist mir Johns Gegenwart überdeutlich bewusst. Ich schalte das Licht an, gehe zum Herd, fülle den Kessel mit Wasser und stelle ihn auf die Flamme. »Glaubst du, dass er’s war?«
    »Wenn das Blut von einem der Opfer stammt, ist’s ein Volltreffer.«
    Ich wende mich Tomasetti zu. »Ich kenne Jonas seit meiner Kindheit. Er ist kein gewalttätiger Mann.«
    »Menschen ändern sich, Kate.«
    »Hast du ihn vernommen?«
    John nickt.
    »Was hast du für einen Eindruck?«
    Er wedelt mit der Hand vor der Stirn, ein Zeichen für verrückt. »Ich finde, er ist ziemlich daneben.«
    »Emotionale Probleme machen aus ihm aber nicht gleich einen Mörder.«
    »Entlasten ihn aber auch nicht gerade.«
    »Was ist mit seinem Alibi?«
    »Er verlässt selten die Farm.«
    »Erzähl mir von den Beweisen.«
    »Außer dem Blut hat ein Kriminaltechniker vom BCI auch einen Schuh gefunden, der möglicherweise einem der Opfer gehört hat. Ein Stück blutigen Draht. Ein Messer, das auf die Beschreibung der Mordwaffe passt.«
    Ich bin schockiert. »Findest du das nicht alles ein bisschen zu passend? Denk mal darüber nach. Er hat nie auch nur einen Hinweis hinterlassen, und

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