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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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nötig sein wird, um sie zu hüten. Ich habe Angst davor, was mein Bruder und ich heute Abend in dem Getreidespeicher finden werden oder auch nicht. Grauen erfasst mich bei der Vorstellung, dass der Mörder wieder zuschlägt, weil ich ihn nicht gefasst habe.
    Auf dem Weg zu Connie Spencers Wohnung rufe ich T. J. an. Er antwortet mit einem knappen: »Ja?«
    »Ich bin’s.« Offensichtlich habe ich ihn geweckt. »Haben Sie geschlafen?«
    »Ein bisschen. Was gibt’s?«
    »Doc Coblentz meint, der Mörder hat ein Kondom mit Gleitbeschichtung benutzt. Klappern Sie alle Lebensmittelläden, Drogerien und auch die Tankstelle am Highway  82 ab und befragen Sie die Angestellten, ob jemand solche Kondome gekauft hat.«
    »Warum krieg ich immer die schönen Aufgaben?« T. J. klingt wenig erfreut.
    Ich ertappe mich beim Lächeln, was mich überrascht und zugleich daran erinnert, dass ich Polizistin bin und kein hilfloses vierzehnjähriges Mädchen. »Finden Sie raus, ob mit Kreditkarte bezahlt wurde.« In und um Painters Mill gibt es zwei Lebensmittelläden, zwei Drogerien und eine Tankstelle. »Ich glaube, die Tankstelle hat eine Überwachungskamera. Wenn in der letzten Woche Kondome verkauft wurden, lassen Sie sich eine Kopie des Videos geben.«
    »Ich kümmere mich drum, Chief.«
    »Wir sehen uns auf dem Revier«, erwidere ich und lege auf.
    · · ·
    Connie Spencers Wohnung liegt in der Main Street über einem Möbelgeschäft. Auf dem Weg in den ersten Stock knarren die uralten Stufen unter meinen Stiefeln. Ich klopfe, doch niemand antwortet, und während ich in dem feuchtkalten Flur stehe und den Geruch von altem Holz und abgestandener Luft einatme, wird mir klar, dass sie wahrscheinlich auf der Arbeit ist.
    Zurück im Explorer, rufe ich Glock an. »Gab’s irgendwas in der Bar?«
    »Amanda Horners Mustang steht auf dem Parkplatz.«
    Mein Herz schlägt schneller. »Haben Sie reingesehen?«
    »Ja, aber da war nichts.«
    »Mist.« Frustriert schlage ich mit den Handballen aufs Lenkrad. »Lassen Sie den Wagen von der Spurensicherung auf den Kopf stellen, vielleicht finden die ja doch etwas.«
    »Okay.«
    »Haben Sie mit dem Barkeeper gesprochen?«
    »Er erinnert sich, ihr mehrere Cosmopolitans gemixt zu haben.«
    »Weiß er noch, ob jemand bei ihr war?«
    »Dafür war zu viel los, meinte er.« Glock stößt einen Seufzer aus. »Und was ist mit der Freundin?«
    »Ich stehe vor ihrem Haus, aber sie ist nicht da.«
    »Versuchen Sie es im LaDonna’s Diner. Als ich das letzte Mal da war, hat sie meine Bratkartoffeln verbrannt.«
    Auf der Fahrt zum Diner rufe ich auf dem Revier an. Lois, die morgens in der Telefonzentrale arbeitet, hebt nach dem zweiten Klingeln ab und bittet mich zu warten, bevor ich etwas sagen kann. Als sie schließlich wieder drankommt, koche ich vor Wut.
    »Tut mir leid, Chief, aber das Telefon läutet nonstop.« Sie klingt geschafft. Nichts lässt die Leitungen so heißlaufen wie ein Mord. »Irgendwelche Nachrichten für mich?«
    »Viele rufen wegen des Mordes an.«
    Mir fällt ein, dass ich am Nachmittag eine Stellungnahme aufsetzen wollte. Die Zeit läuft mir weg, ich würde am liebsten die Uhr anhalten. »Sagen Sie allen, die nachfragen, dass ich noch heute eine Stellungnahme abgebe.«
    »Norm Johnston hat schon dreimal angerufen. Er klingt stinksauer.«
    »Sagen Sie ihm, ich melde mich später. Im Moment habe ich zu tun.«
    »Mach ich.« Ich lege auf, weiß, dass ich Norm nicht mehr lange hinhalten kann.
    Als ich vor LaDonna’s parke, ist es laut Armaturenbrett fünfzehn Uhr, also schon lange nach der Mittagessenszeit. Aber hier, im Zentrum der Painters-Mill-Gerüchteküche, ist es immer noch rappelvoll.
    Gleich in der Tür schlägt mir der Geruch von altem Fett und verbranntem Toast entgegen. Lautes Stimmengewirr wird von klapperndem Geschirr untermalt, und aus dem Radio neben der Kasse lamentiert George Strait über Verzweiflung. Auf dem Weg zur Theke spüre ich die Blicke auf mir. Eine Frau in rosa Kellnerinnenuniform und mit aufgedonnerter Frisur lächelt mir entgegen. »Hallo, Chief. Kann ich Ihnen einen Kaffee bringen?«
    Ich kenne sie vom Sehen. »Ja, gern.«
    »Wollen Sie die Karte oder das Tagesgericht?«
    Ich bin total ausgehungert, aber wenn ich was esse, werden sich die Leute hier auf mich stürzen wie Hyänen auf Aas. »Bloß einen Kaffee.«
    Ich schiebe mich auf einen Stuhl an der Theke, sehe ihr beim Einschenken zu und hoffe, dass der Kaffee frisch gekocht ist. »Arbeitet Connie Spencer

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