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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Fiasko von Cleveland saß. Oder vielleicht sollte der Wechsel ihn auch vor sich selbst retten. BCI war eine erstklassige Behörde und die Arbeit als Field Agent des FBI etwas ganz anderes als sein voriger Job als Drogenfahnder; seine Aufgaben waren abwechslungsreicher. Er war nicht mehr so viel auf der Straße, es gab weniger Stress und die Leute waren okay – von Rummel einmal abgesehen.
    Doch wie ein Wanderer mit einem Rucksack voller Steine hatte auch John seine Probleme mit nach Columbus gebracht. Die Wut. Die Trauer. Die Empörung über die Ungerechtigkeit des Lebens. Seinen Ruf und sein Stigma.
    In Columbus, abgeschnitten von den wenigen Freunden, die er noch hatte, war er dann ganz zum Einsiedler geworden. Der hoffnungsvolle Neuanfang wurde zum hoffnungslosen Albtraum. Andere Ärzte, dieselben Probleme. Die gleichen Pillen. Die gleichen Flaschen Chivas. Der neue Job wurde ein neuer Misserfolg. Die Namen hatten sich geändert, doch der Umzug selbst nichts.
    Und jetzt wollten ihn die hohen Tiere beim BCI loswerden, im Alter von zweiundvierzig Jahren sah er sich mit dem Vorruhestand konfrontiert. Oder vielleicht konnte er als Wachmann im örtlichen Supermarkt arbeiten. Doch John wollte noch nicht aufhören. Denn wenn er ehrlich war, gab es da draußen kaum etwas für einen ehemaligen Polizisten mit Psychoakte, dem Ruf eines Raubeins und dem beruflichen Werdegang eines kiffenden Studenten. Zwar hatte es in Cleveland letztlich nicht zu einer Anklage gereicht, doch das Stigma würde ihm bis ans Lebensende anhaften.
    Rummel sah John seelenruhig in die Augen. »Haben Sie schon mal über einen Vorruhestand nachgedacht? Unter Berücksichtigung Ihres Dienstes bei der Polizei in Cleveland könnten wir Ihnen einen Deal anbieten.«
    John wusste, dass er das Angebot annehmen sollte. Der Gnadenschuss, wie bei einem verletzten Pferd. Aber mein Gott, er wollte seine Laufbahn nicht beenden, dann könnte er genauso gut gleich sterben. Selbst das hatte er schon in Betracht gezogen, war jedoch zu feige dazu.
    »Was für einen Deal?«, fragte er.
    Mit leuchtenden kleinen Nageraugen lehnte sich Rummel auf dem Stuhl vor. »Für den Fall, dass Sie nicht zwischen den Zeilen lesen gelernt haben: Das ist keine Bitte.«
    »Akzeptier den Deal«, sagte McNinch ruhig.
    »Das Angebot ist mehr als fair«, fügte Bogart hinzu. »Die kompletten Sozialleistungen und einen Dienstwagen.«
    John krümmte sich innerlich. Seine Verachtung für diese Menschen hier war wie eine Schlange, die sich unter seiner Haut wand und jeden Moment hervorschießen und zubeißen konnte. »Fair ist wohl nicht das richtige Wort, oder?«
    »Wir wissen, was Sie durchgemacht haben«, lenkte Bogart ein.
    »Das möchte ich doch sehr bezweifeln«, stieß John zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Wir verstehen ja Ihre … Situation.« Rummels Beitrag.
    John sah ihn an, fragte sich, wie oft er diese leeren Worte schon zu anderen Ermittlern gesagt hatte, die ihren Partner oder einen anderen nahestehenden Menschen verloren hatten. Falscher Hund. Wahrscheinlich machte ihm die Heuchelei sogar Spaß. Am liebsten hätte er ihn über den Tisch hinweg am Kragen gepackt und so lange mit dem Gesicht aufs Rosenholz geschlagen, bis seine Nase ein blutiger Brei war. John fühlte, wie seine Schläfen pochten und ihm das Blut in den Ohren rauschte.
    Er zählte stumm bis zehn, so wie es ihm ein Pillendoktor geraten hatte, doch es half nichts. »Ich denke darüber nach«, stieß er hervor.
    Denny stöhnte laut auf. »John, verdammt noch mal …«
    John stieß sich vom Tisch weg und stand auf. »Wenn ihr mich loswerden wollt, schlage ich vor, ihr legt eure Karten auf den Tisch und redet Tacheles.« Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er zur Tür.
    »John!«, schrie McNinch.
    John blieb nicht stehen, blickte nicht einmal zurück.
    »Lassen Sie ihn gehen«, sagte Rummel ungerührt.
    Als John die Tür mit beiden Händen aufriss, knallte sie so heftig gegen die Wand, dass im Flur der gerahmte Justizminister wackelte. Tastaturen verstummten, Gesichter wandten sich ihm zu: hübsche Verwaltungsangestellte, ein Field Agent mit einem Krispy-Creme-Donut in der Hand, der Typ aus der Poststelle mit seinem Wagen voller Briefumschläge. Sie alle blickten argwöhnisch drein, als könnte er jeden Moment seine Pistole ziehen und Amok laufen. Ein bisschen nachmittägliche Unterhaltung zu Milchkaffee und Cola light. Eine Tragödie im vierzehnten Stock. Wo bleibt das Popcorn?
    Auf dem Weg zu seinem

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