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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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haben eine bemerkenswerte Karriere im Polizeidienst gemacht.«
    »›Bemerkenswert‹ wird in diesem Zusammenhang eher selten bemüht«, erwiderte John.
    »Sie kamen mit der Empfehlung von ganz oben zum BCI .«
    »Was Sie garantiert vom ersten Tag an bedauert haben.«
    Rummel lächelte. »Durchaus nicht.«
    John sah die drei nacheinander an. »Hört mal, wir alle hier wissen doch, dass ihr mich nicht herbeordert habt, um mir auf den Rücken zu klopfen und zu erzählen, wie bemerkenswert ich bin.«
    McNinch seufzte. »Du hast den Drogentest nicht bestanden, John.«
    »Ich nehme Medikamente. Das wisst ihr auch.« Es stimmte; er nahm verschreibungspflichtige Pillen, sogar mehrere Sorten. Zu viele, ehrlich gesagt, aber nach Ehrlichkeit stand ihm momentan nicht der Sinn.
    Ruth Bogart ergriff zum ersten Mal das Wort. »Warum haben Sie das bei der Abgabe Ihrer Urinprobe nicht auf dem Formblatt vermerkt?«
    John blickte sie düster an. »Weil es verdammt noch mal keinen was angeht, welche Medikamente ich nehme.«
    Unter der Estée-Lauder-Make-up-Schicht lief Bogart rot an.
    McNinch rutschte nervös auf seinem Stuhl herum. »Gut, John. Kann dein Arzt das mit den Medikamenten bestätigen?« Eine vernünftige Frage vom Hüter des Friedens. Dem Mann in der Mitte. Einem Mann, der früher wie John gewesen war, bis der ganze Papierkram ihn in einen nutzlosen fetten Kerl im Anzug verwandelt hatte.
    »Sicher kann er das.« Das war zwar gelogen, verschaffte ihm aber Zeit. Mehr konnte er für sich in dieser heiklen Situation nicht rausholen.
    Bogart ergriff wieder das Wort. Sie war sauer, weil er sie vor ihren Kollegen in Verlegenheit gebracht hatte. »Ich brauche den Namen und die Telefonnummer Ihres Arztes.«
    »Von welchem? Ich hab mehrere.«
    »Der Ihnen die Pillen verschreibt.«
    »Sie verschreiben mir alle Pillen.«
    Bogart schüttelte den Kopf. »Den Namen, John.«
    Er sah ihr an, dass sie ihn gern als Arschloch tituliert hätte, sich aber nicht traute. Ruth Bogart war viel zu politisch-korrekt, um zu sagen, was sie dachte. Doch sobald er ihr den Rücken zudrehte, würde sie ihm freudig das Messer reinstoßen.
    John nannte ihr die Namen von drei Ärzten und deren Telefonnummern. Es gab noch mehr – er war bei seiner Ärzte-Tour ziemlich herumgekommen –, doch er beließ es dabei, da in vielen Staaten die Beschaffung von Rezepten bei mehreren Ärzten illegal war.
    John lehnte sich im Stuhl zurück. »Wenn ihr mich beim Arsch kriegen wollt, dann beordert mich wegen meiner Leistungen oder Fehlzeiten her, aber nicht wegen ’nem Drogentest. In Anbetracht meines Werdegangs beim BCI und der Polizei in Cleveland wird es nicht einfach, mich aufgrund einer Urinprobe zu feuern.« Er senkte die Stimme. »Die Leute mögen es nicht, wenn die Guten unfair behandelt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr so ’ne negative PR braucht. Und wenn es zum Rechtsstreit kommt …« Er zuckte die Schultern.
    McNinch sah ihn alarmiert an. »John, niemand will dich loswerden.«
    »Wir gehen nicht davon aus, dass es zu einem Rechtsstreit kommt«, fügte Bogart hinzu.
    John glaubte keinem von beiden.
    Rummel legte sein ledergebundenes Notizbuch auf den Tisch und setzte sich. »Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Medikamenten und den Fehlzeiten?«
    John konnte nicht anders, er musste einfach lachen. Dabei hatte er wirklich keinen Grund dazu, seine Karriere war im Eimer und sein Leben schon längst den Bach runtergegangen. Aber es gab ja immer noch Rummels ulkigen Schnauzer. Der Deputy Superintendent sah Bogart kurz an, woraufhin diese ihm ein Blatt Papier reichte. Rummel legte es auf den Tisch, ohne einen Blick darauf zu werfen. »Sie haben dieses Jahr schon zehn Tage gefehlt, und wir haben erst Januar.«
    »Ich hatte Grippe.«
    »Zehn Tage lang?«
    »Es war ’ne schlimme Grippe.«
    Aus dem Augenwinkel sah John, wie Bogart die Augen rollte.
    Rummel runzelte die Stirn. »John, Sie müssen sich an den Leitfaden für Angestellte genauso halten wie alle anderen auch.«
    Bogart stimmte ihm zu. »Wir brauchen eine Krankmeldung von Ihrem Arzt.«
    »Ich war im Krankenhaus.«
    »Dann die Rechnung«, sagte sie. »Für unsere Unterlagen.«
    Als Johns Blick über ihre Gesichter glitt, schlug sein Herz plötzlich schneller. Vor zwei Jahren hatte er mit großen Erwartungen die Stelle als Field Agent beim BCI angetreten. Ein neuer Job in einer neuen Stadt sollte ihm einen frischen Start ermöglichen und aus dem schwarzen Loch helfen, in dem er seit dem

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