Die Zahlen Der Toten
nun der von damals oder nicht?«
Ich schüttele den Kopf. »Davon können wir bei unseren Ermittlungen nicht ausgehen.«
»Warum nicht?«
»Weil uns das zu sehr einschränkt.« Das glaube ich zwar selbst nicht, aber ich kann ihnen nicht sagen, dass der Mörder aus den frühen Neunzigern tot ist – falls das wirklich der Fall ist. Mir bleibt keine andere Wahl, als mein Team anzulügen, doch ich fühle mich mies dabei. »Wir könnten es mit einem Nachahmer zu tun haben.«
»Das wäre aber echt seltsam«, sagt Skid und beißt in seinen Hamburger.
»Allerdings können wir davon ausgehen, dass es sich wahrscheinlich um einen Serienmörder handelt. Das war kein Verbrechen aus Leidenschaft. Er hat alles sorgfältig geplant und durchorganisiert.«
Im Zimmer wird es ganz still. Ich höre das Summen der Neonröhren an der Decke.
»Sie glauben also, er wird wieder töten?«, fragt T. J.
»Das ist sein Ding. Er tötet, und er ist gut darin. Es gefällt ihm.« Ich trinke einen Schluck Cola. »Und es wird wieder hier in Painters Mill passieren, es sei denn, er zieht weiter in eine andere Stadt.«
»Oder wir erwischen ihn vorher«, fügt Glock hinzu.
Ich stelle die Cola auf den Schreibtisch. »Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen. Was eine Menge Überstunden bedeutet.«
Drei Köpfe nicken. Es beruhigt mich, dass ich die volle Unterstützung meines kleinen Teams habe. Ich blicke auf die eilig hingekritzelten Notizen. »Mona stellt bereits eine Liste aller leerstehenden Immobilien in beiden Countys zusammen. T. J., was haben Sie über die Kondome herausgefunden?«
»Der Manager vom Super Value hat mir die Namen der beiden Männer gegeben, die mit Scheck bezahlt haben.« Er blickt auf seinen handtellergroßen Notizblock. »Justin Myers und Greg Milhauser. Sobald wir hier fertig sind, rede ich mit ihnen.«
»Gut. Und was ist mit dem Typ, der bar gezahlt hat?«
»Der Manager besorgt gleich morgen früh eine Kopie des Videos.«
»Wir brauchen sie sofort.«
T. J. sieht betreten drein. »Seine Tochter gibt heute Abend irgendeine Geburtstagsparty.«
»Rufen Sie ihn an. Sagen Sie ihm, wir brauchen das Video gestern. Wenn er sich anstellt, kommen wir mit einem Durchsuchungsbeschluss, und dann kann er sein Gemüse vom Boden abkratzen.«
»Kapiert.«
»Sobald Sie das Video haben, muss der Typ darauf identifiziert werden. Unsere Stadt ist klein, es sollte also nicht so schwer sein.« Ich wende mich an Glock. »Was ist mit den Reifen- und Schuhabdrücken?«
»Ich hab sie per Kurier ans BCI geschickt und bin noch dabei, Vergleichsabdrücke von den Dienstautos und Schuhen zu machen. Das kostet dann noch mal einen Kurier, Chief.«
»Kosten spielen keine Rolle. Wann sind Sie damit fertig?«
»Heute. Wenn ich nach dem Meeting bei Ihnen und T. J. einen Abdruck nehmen kann.«
»Haben Sie die Sachen dazu hier?«
»Ich nehme einfach eine Tintenwalze und mache sie auf Papier, wenn das okay ist.«
»Zum Abgleich sollte das reichen.« Ich denke kurz nach. »Hat das BCI Ihnen einen zeitlichen Rahmen genannt?«
»Zwei Tage, höchstens drei.«
»Sagen Sie denen, wir haben absolute Priorität, sonst rufe ich den Justizminister an, damit der ihnen Feuer unterm Hintern macht.«
Glock nickt. »Okay.«
Ich bin bereits beim nächsten Punkt. »Haben Sie schon die anderen aus der Bar überprüft?«
»Auf ein paar Anfragen habe ich schon Antworten.« Glock schlägt eine zerfledderte Mappe auf. »Außer Connie Spencer gibt es nur noch einen Treffer, ein Typ namens Scott Brower.«
»Erzählen Sie mir von ihm.«
»Zweiunddreißig Jahre alt. Ohne Schulabschluss. Hat in der Ölfilterfabrik in Millersburg gearbeitet, sich aber mit seiner Chefin angelegt und gedroht, ihr die Kehle durchzuschneiden.«
»Netter Kerl«, bemerkt T. J.
»Hat bestimmt keine Lohnerhöhung gekriegt«, kommentiert Skid.
Glock sieht mich an. »Jedenfalls war sein Boss eine Frau. Momentan arbeitet er als Autoschlosser bei
Mr Lube.«
»Wurde wegen der Drohung Anzeige erstattet?«, frage ich.
»Sie haben ihn gefeuert, aber nicht angezeigt.«
»Festnahmen?«
»Vier. Zwei wegen häuslicher Gewalt. Eine, weil er einen Mann in einer Bar in Columbus verprügelt hat, und einmal hat er einen Mann in einer Bar in Kingsport, Tennessee, mit dem Messer bedroht.«
»Klingt ganz so, als hätte Mr Brower eine Schwäche für Messer.«
»Und Bars«, wirft Skid ein.
»Nicht zu vergessen sein Problem mit Frauen«, fügt Glock hinzu.
Ich nicke. »Gibt es eine aktuelle
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