Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
Vom Netzwerk:
T. J.
    »Schon möglich«, erwidere ich. »Sollten wir jedenfalls bedenken.«
    Der Blick auf meine Notizen sagt mir, dass alles besprochen wurde, was ich aufgeschrieben hatte. »Mona und Lois werden den alten Aktenraum zu unserer Kommandozentrale umfunktionieren. Aber wahrscheinlich kommen wir alle so schnell nicht wieder zusammen, unsere Kommunikation läuft also größtenteils übers Telefon. Ich bin wie immer rund um die Uhr erreichbar, sieben Tage die Woche. Bis wir diesen Scheißkerl haben, erwarte ich das Gleiche von Ihnen.«
    Alle nicken. »Gibt es noch irgendetwas zu bereden, bevor wir uns an die Arbeit machen?«
    T. J. ergreift als Erster das Wort. »Haben Sie schon überlegt, an irgendeinem Punkt das BCI oder FBI um Hilfe zu bitten, Chief?« Alle Blicke sind auf ihn gerichtet, und er errötet. »Ich will damit nicht sagen, dass wir das nicht auch selber hinkriegen, aber unsere Mittel hier in Painters Mill sind doch ziemlich beschränkt.«
    »Yeah, wer zum Beispiel treibt die verdammten ausgebrochenen Kühe wieder zusammen, während wir an dem Fall arbeiten?«, bemerkt Skid grinsend.
    T. J. bleibt standhaft. »Wir sind nur zu viert.«
    Ich habe absolut keine Lust, andere Behörden zu involvieren. Aber die Polizeirichtlinien schreiben das vor. Mein Team erwartet es, und ich brauche seine Achtung, um effektiv zu sein. Meine Glaubwürdigkeit hängt davon ab, wie clever ich mich verhalte.
    Trotzdem kann ich in diesem Stadium keine Hilfe anfordern. So ungern ich mein Team anlüge, ich kann einfach nicht riskieren, dass irgendein Deputy oder Field Agent herausfindet, dass ich vor sechzehn Jahren einen Mann erschossen habe, dass meine Familie das Verbrechen gedeckt und die ganze schmutzige Geschichte unter den Teppich gekehrt hat.
    »Ich telefoniere mal rum«, sage ich absichtlich vage. »Bis sich in der Richtung etwas tut, wird Hilfspolizist Roland Shumaker uns unterstützen.«
    »Ich hab Pickles nicht mehr gesehen, seit er den Hahn erschossen hat«, sagt Glock.
    »Ob er sich noch immer die Haare kakaobraun färbt«, überlegt Skid laut.
    »Ich möchte, dass Sie Officer Shumaker respektvoll behandeln«, sage ich. »Wir brauchen ihn.«
    Im Moment sind sie mit der Handhabung des Falls zufrieden, das sehe ich ihnen an. Noch vor zwei Jahren wäre das anders gewesen. Ich bin der erste weibliche Chief of Police in Painters Mill. Die Begeisterung darüber war anfangs ziemlich verhalten, was die ersten Monate schwergemacht hatte. Doch jetzt sind alle Hindernisse überwunden. Ich habe mir im Lauf der Zeit ihren Respekt verdient.
    Ich weiß aus Erfahrung, dass Polizisten sich ihr Territorium nicht gern streitig machen lassen. Diese Männer hier wollen nicht, dass sich eine andere Behörde in ihre Arbeit einmischt. Doch wenn der Mörder wieder zuschlägt, habe ich eine weitere Tote auf dem Gewissen, weil ich meinen Job nicht ordentlich gemacht habe. Ein Dilemma, das nur schwer auszuhalten ist.
    Mir fällt die Presseerklärung ein, die ich noch schreiben muss, und ich kämpfe gegen die Angst an, die mich beschleicht. Steve Ressler ist nicht der einzige Journalist, mit dem ich in den nächsten Tagen zu tun haben werde. Sobald die Nachricht von dem Mord durch den Äther ist, werden aus der ganzen Gegend Presseleute mit Aufnahmegeräten und Fotoapparaten hier auftauchen, sogar von so weit her wie Columbus.
    »Auf geht’s, fangen wir die Bestie«, sage ich.
    Als die Männer mein Büro verlassen, kann ich nur hoffen, dass keiner von ihnen je die ganze Wahrheit herausfinden wird.

9. Kapitel
    Als Denny McNinch das Büro von Deputy Superintendent Jason Rummel betrat, saß dieser zurückgelehnt in seinem ledernen Chefsessel wie ein König, der über seinen ehrfürchtigen Hofstaat präsidiert. Die Leiterin der Personalabteilung, Ruth Bogart, saß neben dem Schreibtisch. Denny hoffte, dass es nicht lange dauern würde, denn er war in fünfzehn Minuten mit seiner Frau zum Abendessen verabredet.
    »Denny.« Rummel zeigte auf den freien Besucherstuhl. »Tut mir leid, dass ich Sie so kurzfristig herbemühen muss.«
    Kurzfristig war leicht untertrieben. Denny war schon mit dem Autoschlüssel in der Hand auf dem Weg zum Wagen gewesen, als Rummel ihn rufen ließ. »Kein Problem.«
    »Wir haben heute Nachmittag ein AE aus einer Stadt namens Painters Mill bekommen«, sagte Rummel. AE war das BCI -Kürzel für »Amtshilfeersuchen«.
    Denny blickte nervös auf die Uhr.
    »Der Stadtrat glaubt, bei ihnen geht ein Serienmörder um.«
    Denny

Weitere Kostenlose Bücher